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To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 115-145-G
Division Number: III
Professional Group: Libraries for Children and Young Adults
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 145
Simultaneous Interpretation:   No

Lesefähigkeit und Neue Technologien - Entwicklungen in Deutschland

Susanne Krueger
Fachhochschule Stuttgart
Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen

Rita Schmitt

Deutsches Bibliotheksinstitut
Berlin, Germany


Abstract

Der Vortrag wird sich zu Beginn mit Aspekten der Lesefähigkeit und der Nutzung der neuen Medien CD-ROM und Internet durch Kinder und Jugendliche in Deutschland beschäftigen. Danach gehen wir auf das Selbstverständnis Öffentlicher Bibliotheken in Sachen Vermittlung von Medienkompetenz ein und unternehmen einen kleinen Gang durch die Statistik, um die derzeitige Ausstattungsrealität vor allem von Kinder- und Jugendbibliotheken mit neuen Medien zu beleuchten. Als bunter und vielfältiger als die Ausstattung erweisen sich derzeit medienpädagogische Aktivitäten der Kinderbibliotheken. Einige Beispiele aus der Praxis werden dies demonstrieren.


Paper

1. Kinder und Mediennutzung

Mediennutzung von Kindern ist ein vielschichtiges Phänomen. Das sich ständig wandelnde und weiterentwickelnde Medienangebot und seine Verfügbarkeit verändert das Mediennutzungsverhalten (nicht nur) von Kindern permanent. Die Nutzung verschiedenster Medien ist ein wesentlicher Teil ihrer Freizeitaktivitäten. Bücher und ihre Lektüre gehören unabdingbar zum kindlichen Medienmix, ohne daß Gedrucktes per se eine Vorrangstellung einnimmt. Bücher sind nicht notwendigerweise „besser" als andere Medien, sie erschließen sich Kindern entwicklungsbedingt vielfach sogar schwerer als audiovisuelle oder elektronische Medien.

Kinder sind, wie die nachstehende Tabelle zeigt, nicht nur intensive Mediennutzer, sondern auch Medienbesitzer.

Mediennutzung + -besitz von Kindern

Tab. Medienbesitz von Kindern (exklusiv) 1995 (1) nach Geschlecht und Altersgruppen, in %

Medium Jungen Mädchen 6 - 9 Jahre 10 - 11 Jahre 12 - 13 Jahre gesamt
Walkman / Kassetten-recorder 79 79 74 82 87 79
Radio 70 63 52 75 83 66
Plattenspieler / CD-Player 32 7 12 42 67 34
Stereo-anlage 28 31 10 36 58 29
Fernseher 19 13 8 18 30 16
Computer 11 11 8 9 18 11
Video-recorder 5 3 1 5 7 4
Mind. 6 der genannten Medien 3 4 1 3 8 3
Kein Gerät vorhanden 14 17 20 14 8 15

Die Tabelle zeigt, daß wir in Deutschland - und in den anderen westlichen Industrienationen dürfte die Situation ähnlich sein - von einer umfassenden und ständig weiter wachsenden Ausstattung der Kinderzimmer mit Medienabspielgeräten ausgehen können. Zusätzlich zu berücksichtigen ist natürlich die Möglichkeit von Kindern, weitere Geräte zu nutzen, die innerhalb der Familie vorhanden sind. Der Besitz von Medienabspielgeräten bedeutet für Kinder freie Verfügbarkeit und vor allem selbstbestimmte Nutzung. Vor allem dort, wo die Inhalte nicht wie bei Radio und Fernsehen per vorgegebenen Programmen ins Haus kommen, also bei Kassettenrecorder, Walkman, PC-Player und Computer, sondern von den Kindern selbst ausgewählt und zusammengestellt werden, spielen Bestandsangebote der Kinderbibliothek, die ein breites qualitatives Spektrum abdecken und Kindern eine Orientierung in der Angebotsvielfalt bieten, eine wichtige Rolle.

Multikulturelle Aspekte

In Deutschland leben ca. 7 Mio. Menschen nicht-deutscher Herkunft, insgesamt sind dies 8,5% der Bevölkerung. Im Einzugsbereich einzelner Bibliotheken ist der Ausländeranteil jedoch sehr viel höher. Für viele Kinderbibliotheken bringt das Nutzerinnen und Nutzer mit sich, die bzw. deren Eltern aus zahlreichen verschiedenen Ländern stammen. Wir haben es dabei heute häufig mit viel weniger homogenen Ausländergruppen zu tun als noch von 10 Jahren. Hinzu kommt bei den Flüchtlingen ein rascher Wechsel der anwesenden Nationalitäten und damit der Sprachen, mit denen Bibliotheken konfrontiert sind.

So unterschiedlich wie die Herkunft sind meist auch die Sprachkenntnisse der Kinder. Konnte man bis vor kurzem noch davon ausgehen, daß die in Deutschland geborenen Kinder nicht-deutscher Herkunft bis zum Schuleintritt durch Kindergarten usw. die deutsche Sprache beherrschen, mußten wir z.B in Berlin im letzten Jahr zur Kenntnis nehmen, daß dem mitnichten so ist. Durch die Größe der ausländischen Gemeinschaften - vor allem der türkischen Gemeinde mit ca. 150.000 Menschen - und das Streichen von Sprachförderunterricht besteht die Gefahr, daß viele ausländische Kinder nicht mehr quasi selbstverständlich deutsch lernen. Sprachstandsmessungen bei Erstklässlern haben darüberhinaus ergeben, daß auch nicht wenige deutsche Kinder aus sozial benachteiligten Familien keine ausreichende Ausdrucksfähigkeit besitzen. Die Untersuchungen zeigten, daß Sprachprobleme oftmals mit einer Bildungsindifferenz in den Familien einhergehen. Beobachtungen während der Berliner Multimedia-Woche der Kinderbibliotheken im Herbst 1998 belegten, daß viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu Hause zwar häufig über Spielkonsolen, selten aber über einen PC verfügen, daß die Bibliothek damit eine wichtige Rolle spielen kann, wenn sie den Zugang zu den Informationstechnologien eröffnet.

2. Rolle und Möglichkeiten der Bibliotheken

Es stellt sich die Frage, welche Rolle Öffentliche Bibliotheken angesichts der Herausforderung durch die neuen Technologien spielen können und in welcher Rolle sie sich dabei selbst sehen.

Entwickelte Lesefähigkeit als Voraussetzung kompetenter Mediennutzung

Bibliotheken müssen ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Lesefähigkeit richten, da diese unabdingbare Voraussetzung einer kompetenten Mediennutzung ist. Der Begriff „Medienkompetenz" selbst ist allerdings durchaus vielschichtig, wie in einer Veröffentlichung des Bildungsministeriums angedeutet wird: "Kompetent mit Medien umgehen zu können heißt nicht nur, sich technische Fertigkeiten anzueignen. Viel wichtiger noch ist die Fähigkeit, Informationen zügig aufspüren, angemessen auswählen und bewerten sowie nutzbringend weiterverwerten zu können. Es darf nicht dazu kommen, daß sich unsere Gesellschaft in 'Angeschlossene' und 'Ausgeschlossene' aufspaltet." (2) Diese Forderung ist allerdings nicht erst mit den neuen Medien CD-ROM und Internet entstanden. Sie tauchte bereits im Zusammenhang der Wissenskluftforschung seit den 70er Jahren auf.

Zugang zu Medien eröffnen - Medienkompetenz vermitteln

Medienkompetenz soll im Schul- und Bildungswesen, aber auch in der Freizeit erworben werden. Im Freizeitbereich sind für die Medienerziehung nicht nur die Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit zuständig, sondern auch Bibliotheken, in denen medienpädagogische Bemühungen Tradition haben.

Mit den medienpädagogischen Aktivitäten der Bibliotheken soll die durch den täglichen Umgang vorhandene Medienbildung der Kinder und Jugendlichen ergänzt werden, auch unter der Zielsetzung eines strukturierteren Zugangs zu Inhalten, Darstellungsformen und Wirkung der Medien. Öffentliche Bibliotheken haben sich immer in einer Brückenfunktion gesehen. Sie müssen oder wollen nicht nur die Chancenungleichheit ihrer (potentiellen) NutzerInnen überbrücken und Gleichberechtigung für die verschiedenen Medien schaffen, sondern müssen auch Brücken schlagen zu Schulen und den Einrichtungen der außerschulischen Jugendbildung.

Bibliothekspolitische Positionen

Die Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände hat in ihrem Papier „Bibliotheken '93" (3) die Aufgabenstellung Öffentlicher Bibliotheken bezüglich der Vermittlung von Medienkompetenz folgendermaßen skizziert

  • Orientierung in der Medienvielfalt und die Verknüpfung der elektronischen mit den Printmedien durch umfassende multimediale Angebote
  • allgemein-öffentlicher Zugang zu allen, insbesondere auch zu neuen Medientechnologien; die Bibliothek fordert zum kreativen Mediengebrauch heraus
  • Leseförderung durch Schaffung geeigneter Medienangebote und die Kooperation mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen der Leseerziehung

Um diese Ziele Wirklichkeit werden lassen zu können, wird für Öffentliche Bibliotheken ein Bestandsanteil von 20 % an audiovisuellen und elektronischen/digitalen Medien gefordert. Realität waren Ende 1997 6,6 % in den Öffentlichen Bibliotheken insgesamt und 11 % in deren Kinderbibliotheken bzw. Kinderabteilungen.

Auch die Kommission des Deutschen Bibliotheksinstituts für Kinder- und Jugendbibliotheken hat in ihrem Positionspapier "Bibliotheksarbeit für Kinder" (1997) die Aufgabe von Kinderbibliotheken im Hinblick auf die geforderte Vermittlung von Medienkompetenz programmatisch beschrieben: "Die Bibliothek bedeutet für viele Kinder die einzige Chance, den Umgang mit elektronischen Medien zu erproben, wenn diese nicht im häuslichen Umfeld zugänglich gemacht werden. Dazu müssen Bibliotheken die Angebote sichten, bereitstellen und Hilfen zur Orientierung anbieten. Nur so kann ein Kind den selbstbestimmten und zweckgerichteten Umgang mit dem Medienangebot erlernen und dieses für sich nutzen. Wie keine andere Einrichtung im schulischen und außerschulischen Bereich hat somit die Kinderbibliothek die Verpflichtung, die ganze Palette der Medien frei verfügbar zu machen." (4)

Realität (Statistik)

Öffentlichen Bibliotheken käme vor allem angesichts der unzureichenden Ausstattung unserer Schulen mit Bibliotheken und dem Zugang zu den neuen Informationstechnologien eine besondere Bedeutung zu. Im Frühjahr 1999 waren nur 6.500 der insgesamt 43.000 Schulen online (ca. 15 %) und 41 Schüler mußten sich einen Computer teilen - Zum Vergleich: in den USA sind es 16 Schüler.

Öffentliche Bibliotheken in Deutschland sind auf dem Weg, die Medienvielfalt in ihr Angebot zu integrieren. Neben Büchern und Zeitschriften, die selbstverständlich auch weiterhin den Kern der Bibliotheksangebote ausmachen, sind in Kinderbibliotheken Hörkassetten, Videos und CDs gut vertreten. Hinzugekommen sind in den letzten ca. 2 - 3 Jahren CD-ROMs und Internetangebote, deren Verbreitung in den Bibliotheken seither zunimmt. Bei der letzten statistischen Erhebung, die die Zahlen von Ende 1997 wiedergibt, spielten CD-ROMs mit ca. 1% Anteil an den Nonbook-Medien der Kinderbibliotheken allerdings noch eine verschwindende Rolle. Softwareangebote für Kinder hatten zu diesem Zeitpunkt 13,7 % der Bibliotheken, Angebote für Erwachsene etwa doppelt so viele. Bibliotheken mit Sofwareangeboten für Kinder besaßen im Durchschnitt 50 CD-ROMs bzw. Software auf Diskette für Kinder (Erwachsene: 195).

Mit der Bereitstellung von Plätzen zur Nutzung von CD-ROMs und Internet eröffnen Bibliotheken auch denjenigen Kindern eine Zugangschance zu den neuen Medien, die diese zu Hause oder in der Schule nicht haben. Ende 1997 bot allerdings nur jede zwanzigste Bibliothek (5,1 %) die Möglichkeit der CD-ROM- und nur jede fünfzigste Bibliothek (1,8 %) der Internet-Nutzung in der Kinderabteilung an (Erwachsene: CD-ROM 15,6 %, Internet: 9,7 %). Insgesamt standen 133 CD-ROM-Plätze und 39 Internetpätze für Kinder zur Verfügung. Nur wenige Bibliotheken verfügten dabei über mehr als jeweils einen Nutzungsplatz für Kinder (CD-ROM-Plätze: ca. 20 Bibliotheken; Internet-Plätze: knapp 10 Bibliotheken).

Es wird deutlich, daß Kinderbibliotheken bislang nicht an erster Stelle standen, wenn es um den Aufbau eines Angebots an elektronischen Medien in Öffentlichen Bibliotheken ging. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf, damit die Kinderbibliotheken auf dem eingeschlagenen Weg zügig vorangehen können, um ihrer Aufgabe der Vermittlung von Medienkompetenz nachkommen zu können.

Angesichts der erkannten Defizite in Schulen und Öffentlichen Bibliotheken rief Bundespräsident Roman Herzog bei einem Bildungskongreß im April 1999 Staat und Wirtschaft zur gemeinsamen Anstrengung auf:

„Unser Ziel muß es sein, innerhalb der nächsten fünf Jahre alle deutschen Klassenräume und öffentlichen Bibliotheken mit einer ausreichenden Anzahl von vernetzten Computern auszustatten." (5)

3. Vermittlung von Medienkompetenz - Die Praxis von Kinderbibliotheken

Grundsätze medienpädagogischer Aktivitäten der Kinderbibliotheken

Für die Arbeit der Kinderbibliotheken ist es konstituierend, die Vielfalt der Medien nicht nur zur Entleihung anzubieten, sondern sie auch aktiv in ihre Programm- und Veranstaltungsarbeit einzubeziehen. Derzeit sind viele medienpädagogische Projekte im Modell- oder Versuchsstadium, einige werden wir Ihnen später vorstellen.

Die Bandbreite dessen, was einzelne Kinderbibliotheken in Deutschland erproben, ist erheblich größer als es die bisher eher geringe Ausstattung erahnen läßt. Aktivitäten rund um die neuen Medien werden von Kinderbibliotheken vielfach in Kooperation mit Partnern und Sponsoren wie Computerschulen, Computerfirmen oder Softwareverlagen durchgeführt, die dann oftmals auch die notwendige Hard- und Software für die Veranstaltung und manchmal auch darüber hinaus zur Verfügung stellen. Es wird in diesen Veranstaltungen beispielhaft aufgezeigt, welches Potential in den neuen Medien steckt und damit der Notwendigkeit entsprechender Angebote in Kinderbibliotheken Nachdruck verliehen.

Bibliotheken verfolgen bei ihren medienpädagogischen Aktivitäten in der Regel einen handlungsorientierten Ansatz, d.h. das eigene Tun der Kinder steht im Mittelpunkt. Beim Gestalten oder Herstellen von Büchern, Videos, Hörspielen oder Internet-Seiten lernen die Kinder Strukturmerkmale, Stilmittel und Gestaltungsweisen kennen, ein wichtiges Moment dafür, daß sie den souveränen Umgang mit Medien erlernen. Ziel ist, daß die Kinder die Stärken und Schwächen der jeweiligen Medien kennenlernen, deren sachgemäße Nutzung erproben können und wissen, für welchen Zweck welches Medium am geeignetsten ist.

Die Grundsätze zusammengefaßt (Folie):

  • spielerische Herangehensweise
  • Handlungsorientierung: das eigene Tun fördern
  • Förderung der Kreativität
  • alle Medien gleichrangig integrieren
  • Medienvielfalt der Bibliothek präsentieren

Drei Richtungen von medienpädagogischen Aktivitäten in Kinderbibliotheken:

  1. Aufbereitung des Internets für Kinder durch Linksammlungen
  2. Kreative Aktionen - Neue Medien kennenlernen
  3. Kreative Aktionen - Neue Medien selber machen

I. Aufbereitung des Internets für Kinder durch Linksammlungen

Linksammlungen sind die moderne, elektronische Form dessen, was Bibliotheken eigentlich schon immer gemacht haben: Medien, Materialien und Informationen sammeln, diese erschließen und den Benutzern leicht zugänglich zur individuellen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Einige Kinderbibliotheken sind hier bereits aktiv und es ist sicherlich kein Zufall, daß in den Linksammlungen immer wieder dieselben Seiten auftauchen.

Beispiele:

StadtBibliothek Köln
http://www.stbib-koeln.de/kids/ie3/index.htm

Stadtbibliothek Ludwigsburg
http://www.lb.shuttle.de/stadtbibliothek/kidshome.htm

ZLB/AGB Jugendbibliothek Hallescher Komet
http://www.spinnenwerk.de/jiz/katalog.htm

Sehr umfangreiche Linksammlung zu Jugendthemen: FILM & FERNSEHEN, MUSIKSZENE, DIE MODEWELT, DIE GESCHICHTE, NATUR PUR, SPORT LIVE, DAS PHÄNOMENALE UNIVERSUM, WISSENSWERTES

Linksammlungen für Kinder von Zentralen Einrichtungen

Das Internet drängt sich für eine zumindest arbeitsteilige oder besser noch zentrale Erstellung einer Linksammlung für Kinderbibliotheken geradezu auf. Einen ersten Ansatz dazu gibt es mit der Multikids-Seite des Instituts für angewandte Kindermedienforschung an der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen Stuttgart (http://machno.hbi-stuttgart.de/ifak/multikids/ ), auf der alle überregional bedeutsamen Links für Kinder zusammengestellt wurden. Die einzelne Bibliothek kann sich entsprechend auf lokale / regionale Links zur Ergänzung beschränken.

II. Kreative Aktionen - Neue Medien kennenlernen

Medienrallyes

Märchen-Medien-Rallye (Bsp. Stadtbücherei Stuttgart)

Ziel ist das Kennenlernen der verschiedenen Medienangebote der Bibliothek. Die Kinder nutzen an verschiedenen Stationen unterschiedliche Medien und müssen Rätsel oder bestimmte Aufgaben lösen:

Hörkassette mit einer Rätselgeschichte (Die Hexe und die 7 Fröschlein), in die verschiedene Märchen verwoben sind; die Kinder müssen erraten, welche es sind

Märchen-CD-ROM (Schneewittchen und die sieben Hänsel, Tivola) ; Frage aus der Geschichte beantworten

Märchenpuzzle legen, Frage beantworten

Geschichte zu Ende schreiben nach vorgegebenem Märchenanfang

Fühlkiste mit Märchengegenständen, wobei die Märchen erraten werden müssen

Eine Variante davon ist die Computerrallye, bei der an den verschiedenen Stationen die unterschiedlichen Funktionen von Computern erprobt werden können: OPAC-Recherche, Schreibprogramm, Informationssuche per CD-ROM und Internet und schließlich ein Computerrätsel auf Papier.

Mediennacht

(Beispiel aus den Berliner Kinder- und Jugendbibliotheken - 6 beteiligte Bibliotheken)

Lesenächte sind in den letzten Jahren eine der beliebtesten Aktivitäten zur Leseförderung in Kinderbibliotheken. (6) Die Kinder verbringen gemeinsam mit dem Bibliothekspersonal eine ganze Nacht in der Bibliothek. Dabei wird gemeinsam gelesen - oftmals Gespenstergeschichten - und kleinere Aktionen zur Leseanimation finden statt. Letzten Herbst wurde die Lesenacht nun erstmals zur Mediennacht erweitert.

Durch verschiedene Spiele und Rätsel in CD-ROMs und Büchern erkunden die Kinder während einer Nacht in der Bibliothek ein Thema. Es ging um das Gespenst Boggart nach dem Buch „Boggarts Geistertanz" von Susan Cooper, das sich in ein Computerspiel verirrt hat. Die Mediennacht war entsprechend wie ein Computerspiel aufgebaut: die Spieler mußten Aufgaben lösen. Dabei sollten die Kinder in Gruppen verschiedene Gegenstände und Lösungswörter zusammentragen, um das Spiel gemeinsam erfolgreich abzuschließen. Per Internet wurde das Gespenst am Ende der Veranstaltung zurück nach Schottland transportiert. In Büchern und CD-ROMs lösten die Kinder verschiedene Aufgaben, z.B. ermittelten sie den Plan des Wachturms einer mittelalterlichen Burg, und sammelten Gegenstände, die zum Rücktransport des Gespensts nötig waren. Um Mitternacht trafen sich alle Kinder aus den sechs Bibliotheken im Chat-Room, um das Gespenst auf gälisch zu verabschieden. Auf gälisch „Auf Wiedersehen!" zu sagen, hatten die Kinder zuvor mit der CD-ROM-Enzyklopädie „Encarta" gelernt und damit das Gespenst sich unterwegs nicht noch mal verirrt, hatten sie anhand eines Routenplaners auf CD-ROM den genauen Weg von Berlin nach Schottland ausfindig gemacht.

III. Kreative Aktionen - Neue Medien selber machen

Virtuelle Stadterkundung

Projekttage „Multimedia in der Schule"

(Bsp. Stadtbibliothek Göppingen)

Stadterkundung stand auf dem Programm der Schülerinnen und Schüler einer 5. und einer 8. Klasse während ihrer Projekttage im Februar 1997. Als Kooperationsveranstaltung der Stadtbibliothek, einer medienpädagogischen Einrichtung und einem Internetprovider wurde eine „elektronische Schülerzeitung" erarbeitet. (7) Die Schülerinnen und Schüler erkundeten jeweils vor Ort und in Medien (Bücher, Zeitungen, Internet), die die Stadtbibliothek zur Verfügung stellt, das Naturkundliche Museum, das Jüdische Museum, die Stadtbibliothek, den Tierpark, die Bereitschaftspolizei sowie Freizeit- und Sportangebote in ihrer Stadt. Die gewonnenen Informationen wurden in Texte, selbstgemalte Bilder, Fotos, Rätsel umgesetzt, die sowohl im Internet als auch in gedruckter Form veröffentlicht wurden.

CD-ROM-Workshop

Grundidee des Workshops, der als Kooperationsprojekt zwischen einem Kinder-Softwareverlag und Kinderbibliotheken durchgeführt wurde, war es, Kindern speziell den Vorgang der Animation zu erläutern, also "Wie kommt eine Figur von meinem Blatt in den Computer hinein?" und "Was muß ich tun, damit sich meine Figur am Ende auch auf dem Monitor bewegt?" Am besten läßt sich für Kinder ein solcher Produktionsprozeß in Analogie zu einem Daumenkino erklären.

Ziel der Workshops war es, daß die Kinder am Ende der Veranstaltung etwas in den Händen hielten, was sie mit nach Hause nehmen konnten - also eine eigene, selbstgefertigte CD-ROM. Die Bibliotheken organisierten einen Wettbewerb, in dessen Rahmen Schulklassen Daumenkinos erstellten, die als graphische Grundlage der Animationen auf dem Computer dienen sollten. Die Gewinner wurden eingeladen, in einem Workshop mit Programmierern des Tivola Verlages zu erleben, wie aus ihren Ideen und Entwürfen eine animierte Szene am Computer entsteht. Dabei demonstrierten Verlagsmitarbeiterinnen, wie aus den Ideen und Entwürfen der Kinder animierte Szenen am Computer entstehen.

Internetreporter (Chilias)

(Bsp. Stadtbücherei Stuttgart)

Die Internet-Reporter der Stadtbücherei gestalten eigene Seiten im Internet. Zu einem Thema z.B. Kinder stellen ihre Lieblingsbücher vor, Kinder stellen Sehenswürdigkeiten in ihrer Stadt vor, gestalten die TeilnehmerInnen und Teilnehmer des zweitägigen Workshops jeweils Texte und Illustrationen. Dabei recherchieren sie im Bestand der Kinderbücherei. Jedes Kind darf sein Bild unter Anleitung und Betreuung einscannen und bearbeiten. Dann gestaltet es mit Hilfe eines WEB-Editors seine eigene Seite, schließlich wird der Text eingetippt, die gemeinsame Startseite erstellt und die Seiten miteinander verlinkt. (8)

Endnoten:

1. Aus: Weiler, Stefan: Computernutzung und Fernsehkonsum von Kindern. Ergebnisse qualitativ-empirischer Studien 1993 und 1995. In: Media Perspektiven 1/97, S. 43 - 53; hier S. 45.

2. Multimedia möglich machen. Deutschlands Weg in die Wissensgesellschaft. BMBF. URL: http://www.iid.de/mmm_bmbf/index.html)

3. Bibliotheken '93. Strukturen - Aufgaben - Positionen / Bundesvereinigung deutscher Bibliotheksverbände. Berlin ; Göttingen, 1994.

4. Bibliotheksarbeit für Kinder. Ein Positionspapier / Kommission des DBI für Kinder- und Jugendbibliotheken. Berlin: DBI, 1997. S. 14.

5. http://www.welt.de/extra/dokumentation/reden/990414herzog.htm

6. z.B. Titanic Nacht der Stadtbücherei Nordenham: http://www.bra.shuttle.de/stbue-nordenham/titan.htm

7. Ausführliche Projektdokumentation unter http://www.stabi.fto.de/proj0297/index.htm
Weitere Projekte dieser Art: „Kufior" (http://www.stuttgart.de/chilias/ - im Frame unten links „Unsere Stadt" anklicken) und „Emil und die Detektive" (http://zlb.de/projekte/kaestner)

8. Beispielseite: http://www.stuttgart.de/chilias/literatur/act/reporter/lilian.htm

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Latest Revision: July 8, 1999 Copyright © 1995-2000
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