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To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 081-143-G
Division Number: VII
Professional Group: Information Technology
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 143
Simultaneous Interpretation:   Yes

Success - Strukturierte Such-Strategie
Informationsretrieval im Zeitalter globaler Informationssysteme

Chaim Zins
Universität Haifa Haifa, Israel


Abstract

Die Informationssuche besteht aus einer Folge von Aktionen, die in einer Wechselbeziehung zueinander stehen. Jede Aktion bestimmt den Kurs der Suche und wirkt sich damit auf das Endergebnis aus. Folglich ist die Suchstrategie des Rechercheurs der Schlüssel für einen erfolgreichen Suchprozess. Daher ist es unbedingt erforderlich, Bibliothekare, Informationsexperten und auch Laien zu schulen, damit sie strukturierte Suchstrategien wählen, denen vorüberlegte Suchprozeduren und -techniken zugrunde liegen. Success ist eine strukturierte Suchstrategie. Es beruht auf dem Prinzip einer Suche gemäß vier aufeinanderfolgenden Komponenten: Was, Wo, Wörter, and „Wow " - die Werk-Methode. Formuliere, was du suchst. Stelle fest, wo Du suchen musst. Wähle die Such-Wörter und benutze die Werk-Methode (das mag dann den Ausruf „Wow!" bewirken).


Paper

Informationskompetenz.

Der intensive Fortschritt bei den Informationstechnologien beschleunigt die Entwicklung ausgefeilter Informationssysteme, die den menschlichen Horizont erweitern. Wir leben in einem Zeitalter globaler im Internet zugänglicher Informationssysteme. Die Nutzung dieser Innovationen erfordert jedoch grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten. Informationskompetenz scheint eine wichtige Voraussetzung an der Wende zum nächsten Jahrtausend zu sein.

Versuch und Irrtum.

Die meisten Personen suchen Information in einer Art „blinder Suche". Wenn solche Suchen im WorldWideWeb durchgeführt werden, gibt der Informationssuchende üblicherweise seine Frage in einer der bekannten Suchmaschinen - AltaVista, Yahoo u.ä. ein. Häufig enden diese Suchen mit einer „dicken Null" oder mit dem „überwältigenden Erfolg" von Tausenden nutzloser Treffer - viel Lärm um Nichts. Die Computertechnologie hat uns extrem ungeduldig gemacht. Wir brauchen ganz dringend Informationen. Aber wir wollen sie unbedingt hier und jetzt haben. Daher bekommen wir - nicht ganz überraschend - reichlich Schrott. Die Überflutung mit irrelevanter und nutzloser Information ist überwältigend.

Systematisches Suchen.

Diese häufigen Frustrationen wecken ein echtes Bedürfnis nach systematischen Suchmöglichkeiten auf der Grundlage systematischer Suchtechniken. Dies gilt für alle Benutzerschichten - Fachleute, Studenten und das breite Publikum, für alle Arten von Information - kommerziell, für Unterricht und Wissenschaften, und für alle Formen der Informationssuche - im virtuellen Raum oder in der realen Welt. Zweifellos erscheint das Internet als die ultimative Verwirklichung des Begriffs Globalisierung. Aber wir neigen oft dazu, andere wichtige Quellen zu ignorieren. Trotz seiner Führungsrolle ist das Internet nur eine der vielen Informationsquellen, die dem gebildeten Menschen zur Verfügung stehen.

Die Informationssuche besteht aus einer Folge von Aktionen, von denen jede den Kurs der Suche bestimmt und sich damit auf das Endergebnis auswirkt. Folglich ist die Suchstrategie des Rechercheurs der Schlüssel zu einem erfolgreichen Suchprozess. Daher müssen Bibliothekare und Informationsexperten und auch Laien geschult werden, damit sie strukturiere Suchstrategien auf der Grundlage vorüberlegter Suchprozeduren und -techniken anwenden.

Vier W's für eine ergiebige Suche.

Success ist eine Strategie für strukturiertes Suchen1. Es basiert auf dem Prinzip, eine Suche entsprechend vier aufeinanderfolgenden Komponenten zu planen: Was, Wo, Wörter, und Wow - die Werk-Methode. Formuliere, was Du suchst. Stelle fest, wo Du suchen musst. Wähle die Such-Wörter und benutze die Werk-Methode (das mag dann den Ausruf „Wow!" bewirken).

Was. Das Formulieren der Suchanfrage soll die Suche einschränken, indem die benötigte Information genau spezifiziert wird. Der Formulierungsprozess zwingt den Suchenden, das benötigte Wissen (oder in den meisten Fällen die benötigte Information) in eindeutigen Suchfragen zu definieren. Das ermöglicht ihm/ihr, komplexe Aufgaben in überschaubare Suchaufträge aufzugliedern.

Wo. Der Suchauftrag legt selbst die möglichen Suchquellen fest. Zum Beispiel wird ein medizinwissenschaftliches Papier über Kardiologie am besten in der Medline-Datenbank gesucht und nicht in AltaVista. Wenn man die Lebenserwartung in Indien wissen möchte, sollte man im CIA World Factbook suchen, nicht in Yahoo. Und die Adresse eines Kaufhauses in Manhattan findet man in den gelben Seiten des New Yorker Telephonbuches, nicht in Excite. Trotzdem sind AltaVista, Yahoo und Excite hervorragend dazu geeignet, Medline, das CIA World Factbook und die New Yorker Gelben Seiten im Netz zu finden.

Das Auffinden möglicher Quellen mag für erfahrende Sucher, die sich mit der einschlägigen Materie auskennen, einfach sein. Doch die wahre Herausforderung ist es, Informationsquellen zu finden, wenn man mit der Materie nicht vertraut ist. In diesem häufig vorkommenden Fall wird die Suche zu einer zweiteiligen Anfrage. Zunächst muß der Suchende mit Hilfe strukturierter Suchtechniken relevante Quellen lokalisieren. Dann kann er/sie die eigentliche Anfrage durchführen.

Wörter. Die Suchwörter beeinflussen die Suchgenauigkeit. Sie sollten adäquate Ergebnisse hervorbringen, insbesondere keine zu breiten oder zu knappen. Die Wahl passender Wörter erfordert einige grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten. Der Suchende sollte die benötigte Information sauber charakterisieren und dabei die Fachterminologie benützen. Er/sie sollte die Suchwörter korrekt buchstabieren und dabei gedruckte oder maschinenlesbare Nachschlagewerke heranziehen (z.B. Wörterbücher, Rechtschreibprüfprogramme, Glossare und Thesauri). Ein erfolgreiches Informationsretrieval schließt den Einsatz von Fachthesauri mit ein. Beispiele hierfür sind MeSH für medizinische Information, der Thesaurus von ERIC für pädagogische Informationen, und die Library of Congress Subject Headings sowie Roget's Thesaurus für allgemeine Informationen.

Die Werkmethode. Die Werkmethode hängt von gewissen Voraussetzungen ab (z.B. die Besonderheiten der Suchwerkzeuge, die Natur des Suchauftrags, die Sachkenntnis des Suchenden usw.). Im allgemeinen gibt es zwei grundsätzliche Methoden des Informationsretrievals im Internet: Browsing und Eingabe einer konkreten Frage. Man muß sich jedoch klar darüber sein, daß Hypertext- und Hypermedia-Formate zwei Arten von Browsing-Verbindungen erlauben: "gelegentliche" und strukturierte. Gelegentliches Browsing basiert auf assoziativen Links; das strukturierte Browsing wird gewöhnlich in hierarchischen Listen benützt.

Strukturiertes Browsing ist bei systematischen Verzeichnissen implementiert, während die einfache Sucheingabe bei Suchmaschinen implementiert ist. Dennoch macht die ständige Weiterentwicklung des Internet eine Klärung notwendig. Die meisten Suchwerkzeuge bestehen aus beiden Arten, einem Verzeichnis und einer Suchmaschine, und sie ermöglichen dem Benutzer die Wahl zwischen Browsing durch hierarchische Ebenen und einer direkten Sucheingabe.

Im allgemeinen ist die Suche in einem systematischen Verzeichnis vorzuziehen, wenn es sich bei der Information um ein spezifisches Thema handelt. Hingegen ist der Gebrauch einer Suchmaschine eher angebracht, wenn sich die benötigte Information auf mehrere Themen bezieht, wenn das Thema unklar ist, oder wenn der Benutzer namentlich nach einem ganz bestimmten Gegenstand sucht (z.B. einer Person, einer Organisation, einer Veröffentlichung).

Der Gebrauch von systematischen Verzeichnissen setzt voraus, daß der Benutzer seine Terminologie der im Verzeichnis gebrauchten anpaßt. Es ist festzustellen, daß die großen Verzeichnisse für amerikanische Benutzer entworfen worden sind; für sie ist das "Balltretspiel" aus Europa (und dem Rest der Welt) "soccer", nicht "football". Andererseits muß der Suchende beim Gebrauch von Suchmaschinen eine Suche so formulieren, daß die von der Suchmaschine unterstützten Suchtechniken (z.B. Stichwortsuche, Freitextsuche, Boole'sche Suche, feldbezogene Suche, Meta-Suche, Trunkierung) am besten eingesetzt werden. Hinzukommt, daß der Benutzer die Oberfläche und Syntax der Suchmaschine lernen muß, um eine Frage zu formulieren.

Strukturierte Suchstrategie.

Wie man sehen kann, ist ein erfolgreiches Informationsretrieval in den meisten Fällen eher das Produkt systematischen Denkens als der Bewältigung der Technik. Informationskompetenz bedeutet sowohl die Verinnerlichung strukturierter Suchstrategien als auch die Beherrschung der Technik. Dies ist der Eckstein der Success-Strategie.

Wissenschaftliche Stichhaltigkeit.

Die Success-Strategie wurde 1995 entwickelt. Sie gründet auf Feldbeobachtungen und strukturierten Befragungen von Studenten, Bibliothekaren und Informationsspezialisten. Gegenwärtig wird diese Strategie mit Hilfe wissenschaftlicher Untersuchungen auf der Basis der Delphi-Methode überprüft. Das ist eine Qualitätsstudie, die aus drei Reihen strukturierter Interviews mit 15 hauptamtlichen Informationsspezialisten besteht.

Die Befragung deckt ein breites Feld ab, mit Weltraumforschung, Wirtschaft, Chemie, Cyber-Kultur und Internet, Pädagogik, Elektronik und High-Tech, Gesundheit und Medizin, Informationstechnologien, Patentforschung, Naturwissenschaften, Technik, allgemeine Information. Die Teilnehmer arbeiten in akademischen und wissenschaftlichen Einrichtungen, Behörden und öffentlichen Informationszentren, pädagogischen Forschungs- und Entwicklungszentren, Industrie- und High-Tech-Firmen und kommerziellen Informations- und Internetdiensten. Sie bedienen alle Arten von Kunden, z.B. hauseigene Mitarbeiter, bezahlende Kunden, Studenten und die breite Öffentlichkeit.

Die Befragten wurden darum gebeten, das Grundprinzip der Strategie kritisch zu analysieren, die grundlegenden Komponenten (z.B. Richtlinien, Formulare, Tabellen usw.) zu beurteilen und die Folgen im Hinblick auf Benutzerschulung, Schulung des Auskunftspersonals und Entwicklung von Informationssystemen zu diskutieren.

Die Delphi-Untersuchungsmethodik stellt die Mittel zur Verfügung, um tiefergehende strukturierte Fachdiskussionen durchzuführen und gleichzeitig die Anonymität der Diskutierenden zu wahren. Die Anonymität soll Gruppenzwänge neutralisieren und gleichzeitig mit fachlichen Debatten und Kontroversen konfrontieren. Der erste Fragebogen bestand aus 23 erschöpfenden Fragen, die alle Aspekte der Strategie abdecken. Dem zweiten Fragebogen liegt eine kritische Analyse der 15 Interviews zugrunde. Die Befragten sollten die verschiedenen Bewertungen, Vorschläge und Standpunkte, die von der Gruppe ausgesprochen worden waren, überdenken und die wichtigsten Fragen nochmals beantworten. Im dritten Fragebogen werden die Teilnehmer gebeten, die Bewertung zusammenzufassen und abzuschließen. Die Studie soll Mitte Mai 1999 abgeschlossen werden. Aber die bisherigen Ergebnisse bestätigen schon jetzt den Ansatz und die Grundprinzipien der Strategie.

Endnote:

1. Hebräische und englische Versionen der Success-Strategie können eingesehen werden unter: www.success.co.il.

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Latest Revision: July 7, 1999 Copyright © 1995-2000
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