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To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 070-101-G
Division Number: I
Professional Group: Library and Research Services for Parliaments
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 101
Simultaneous Interpretation:   No

Parlamentarische bibliotheks und informationsdienste als instrumente der demokratisierung

Patricio Aranda Torres
Kongressbibliothek,
Kongress der Republik Peru
Lima, Peru


Abstract

In vielen Ländern befindet sich die Demokratie heute in einer Krise aufgrund des Einflusses mächtiger Medien, die Ansichten und Kommentare verbreiten, die ihrerseits politische Entscheidungen bestimmen können. Die Explosion der Mediennetzwerke hat innerhalb des politischen Systems eine neue Form der interaktiven Bürgerbeteiligung entstehen lassen. Diese „vernetzte Gesellschaft", die die dynamischsten sozialen Schichten der Wählerschaft umfasst, neigt zum Ausschluss jener Bevölkerungsteile, die nicht über die notwendigen finanziellen Mittel und technischen Fertigkeiten verfügen, die für den Zugang zu diesem neuen Kommunikationsmedium notwendig sind.

Dieser Vortrag beschreibt die Methoden, wie eine bessere Position aller Bürger durch ein dynamisches und interaktiven parlamenrarisches Bibliotheks- und Informationssystem erreicht werden kann. Er schildert den Erfolg eines solchen Vorschlags zur Stärkung der Legitimität eines Parlaments durch einen Bericht von den Erfahrungen des Kongresses der Republik Peru und erläutert, was getan werden muss, um peruanischen Bürgern zu helfen, die persönlich noch keinen Zugang zu elektronischen Netzwerken haben.


Paper

Einführung

Wir sind alle vertraut mit den Folgen des weltweiten Globalisierungsprozesses. Er umschloss, neben anderen Entwicklungen, die Integration der Finanzmärkte, den steigenden Einfluss der asiatisch-pazifischen Region, die europäische Einigung, die Umwandlung des früheren sowjetischen Machtblocks, das nordamerikanische Freihandelsabkommen und den freiwilligen Zusammenschluss einiger auf wirtschaftlichem Gebiet zusammenarbeitenden Länder der Dritten Welt zu einem interdependentem System. Dieses System arbeitet als „Echtzeitsystem", d. h. alle Veränderungen, die an einer Stelle in der Welt geschehen, beeinflussen sogleich in einer Kettenreaktion andere Stellen, als Beispiele seien die asiatische und die brasilianische Krise genannt und der „Tequila"-Effekt. Für viele Länder führte die Globalisierung auch zu einer ungleichmässigen Entwicklung innerhalb der Gesellschaft, besonders im Verhältnis zu den weniger dynamischen Sektoren und Gebieten bestimmter Bevölkerungen. Diese Sektoren laufen Gefahr, zu bedeutungslosen Teilnehmern der demokratischen Entwicklung zu werden, besonders aus der Perspektive des Zugangs zu elektronischer Information.

In diesem Zusammenhang können Informationseinrichtungen, die gesetzgebenden Körperschaften zugeordnet sind, eine wichtige Rolle bei der sozialen Integration spielen. Sie können interaktive Computernetzwerke einrichten, die wichtige Informationen einem breiten Querschnitt der Gesellschaft ebenso anbieten wie einen direkten Kommunikationskanal zu den politisch Verantwortlichen. Die Entwicklung dieser Technologien hat neue Kommunikationsmethoden hervorgebracht und zu bedeutendem sozialen Wandel geführt auf so verschiedenen Gebieten wie dem Verhältnis der Geschlechter untereinander, Umweltbewusstsein und sogar politischen Systemen. Wo Informationstechnologie in weitem Umfang zugänglich gemacht wird, vermag sie die meisten Bereiche menschlicher Tätigkeit zu beeinflussen und wirklich die Gesellschaft formen helfen, deren Bestandteil sie ist.

Netzwerke und Medien

In diesem Zusammenhang ist das Internet eine vor allem soziale Institution geworden, die es einem Staat gegenwärtig nicht nur ermöglicht, den Prozess technologischer Modernisierung beschleunigt durchzuführen, sondern diese und andere Mittel auch einzusetzen zur Zusammenarbeit mit seiner Bevölkerung und zur echten, wirklichen Teilnahme der Bürger. Das Erreichen dieses Ziels erfordert den Einsatz von Systemen, die E-Mail-Verfahren auf das Niveau weltweiter Standards heben können.

Der Hauptunterschied zwischen audiovisueller Information und dem elektronischen Medium liegt in der Möglichkeit zur Interaktion, die letzteres bietet. Viele Autoren bezeichnen die Existenz der Informationsgesellschaft bereits als einen neuen Entwicklungsweg, bei dem Technologie die Quelle von Produktivität ist, die Wissen, Informationsverarbeitung und Symbolkommunikation erzeugt. Die neue „Informationsgesellschaft" strebt nach Anhäufung von Wissen und zunehmender Verbesserung bei der Informationsverarbeitung, die es ermöglichen wird, Daten zu organisieren und bequem zu übermitteln. Innerhalb dieser Informationsgesellschaft erlaubt die Logik des Netzwerkes Bibliotheken und Informationseinrichtungen, mit den Nutzern durch eine gemeinsame digitale Sprache zu verkehren, die Informationen aufbereitet, sichert, verarbeitet, wiedergewinnt und überträgt.

Parlamente, ihre Bibliotheken und Informationsdienste haben die Möglichkeit, zur Stärkung der Demokratie beizutragen, indem sie Informationen zu politischen Abläufen den Bürgern direkt zur Verfügung stellen, wobei sie das Bedürfnis innerhalb der Gesellschaft nach Transparenz hinsichtlich des politischen Entscheidungsprozesses befriedigen. Auf diesem Wege wird Technologie (verstanden als Anwendung technischen Wissens zur Verbesserung von Produktivität oder Kommunikation) angewandt, um grössere Mitbestimmung zu fördern. Die Legitimierung der Parlamentsinstitution ist grundlegend für den demokratischen Gesetzgebungsprozess. Diese Legitimierung beruht auf der Kenntnis und Akzeptanz gesetzgeberischer Aktivitäten durch den Bürger, und es ist lebenswichtig, dass das Parlament Verfahren entwickelt, die die Verwendung von Technologie zur Vermittlung solcher Informationen an die Bürger ermöglichen.

Wirkungsvolle Politik beruht auf Kommunikation. Wir neigen zum Vergleich politischer Manifeste mit den jeweiligen Realitäten einer Gesellschaft, wobei die Wähler eine Entscheidung fällen über den möglichen Erfolg der skizzierten Massnahmen und ihrer Folgen für die Gesellschaft insgesamt und einzelne ihrer Bereiche. Um eine Beziehung zwischen Herrschenden und Beherrschten zu entwickeln, bedarf es der Repräsentation und der Kommunikation. Alle politischen Parteien und Gruppierungen sollten ihre Strategien mit gleichen technologischen Mitteln verbreiten, wenn sie damit die Bevölkerung erreichen wollen. Dies würde die Unterstützung einer ausreichenden Anzahl von Bürgern sichern, die unter Verwendung desselben Mediums Zugang zu den Gesetzgebern haben.

Jüngste Entwicklungen haben gezeigt, wie Fernsehen, Presse und Rundfunk die politische Kommunikation und Information durch monopolistisches Wachstum oder Medienmanagement wirkungsvoll kontrollieren können. In den meisten Fällen hat dies zum Glück nicht zu politischem Ausschluss geführt, der in negativer Weise nicht nur Wahlen beeinflussen kann, sondern auch die ganze politische Szene, den Entscheidungsprozess und sogar die Regierung. Jene politischen Parteien, die sich noch immer an den organisatorischen und politischen Strategien des Industriezeitalters orientieren, spüren das Schwinden ihrer Macht aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von diesen Informationsflüssen. Anders formuliert: Die Atomisierung der Interessen in der Gesellschaft lässt die Medien zu mehr Einfluss kommen, da ihre klaren Botschaften vielen Menschen ein Identitätsgefühl vermitteln, die sonst nichts miteinander gemein haben. Erfahrene Mediennutzer haben einen Vorteil gegenüber jenen, die diese Kommunikationsmöglichkeit nicht haben. Das Resultat kann man in Lateinamerika sehen, wo der Fernseher täglich im Durchschnitt 13 Stunden angestellt ist und wo Politiker und Parteien zu Konsumartikeln werden statt zu Philosophen, Erziehern und Managern. Diese Abhängigkeit kann zum Sturz einer Regierung führen wie in Brasilien im Fall Color de Mello, als Fernsehen, Rundfunk und Presse (O' Globo) ihn nicht länger unterstützten und die Korruptionsvorwürfe publik machten, derentwegen er später angeklagt wurde. Dies erklärt das Bedürfnis zur Kommunikation bei Entscheidungsträgern. Wenn sie die Kommunikation vernachlässigen, kann es in diesem Informationszeitalter zu einer Krise im demokratischen Prozess kommen, wodurch die Notwendigkeit zur Information innerhalb des parlamentarischen Systems demonstriert wird. Lieferanten von Information im Parlament, die es gewohnt sind, korrekte und unparteiische Informationen zu bieten, können das vitale Milieu schaffen, um diese neuen Formen direkter Kommunikation mit den Bürgern einzuführen ohne jene Filter, die gewöhnlich von den audiovisuellen Medien verwendet werden. Dies wird sowohl den Staaten als auch ihren Bürgern helfen bei der Wiedergewinnung ihres Selbständigkeit und ihrer Unabhängigkeit, die beide untergraben wurden durch die Dynamik globaler Informationsflüsse, die von reichen, mächtigen, grenzüberschreitenden Datennetzwerken gesteuert werden. Diese Untergrabung hat häufig dazu geführt, dass einzelne Teile der Gesellschaft ihr Informationsinteresse an der Regierung verloren haben und dadurch das politische System fragmentarisiert wurde. Die Wiedererstarkung oder Legitimierung der Demokratie kann erreicht werden dank der Möglichkeiten elektronischer Kommunikation, Politikteilnahme allgemein zu intensivieren und vor allem die horizontale Kommunikation unter den Bürgern, wodurch die durch manipulative Medieninteressen bewirkte Zersplitterung ins Gegenteil verkehrt wird.

Die peruanische Erfahrung

Die Informationssysteme des Kongresses der Republik Peru wurden eingerichtet, um beide Ziele zu erreichen. Zum einen haben sie den Zweck, die Bürgerbeteiligung zu fördern einschliesslich direkter Einbeziehung von Parlamentariern, die die sozialen Bedürfnisse der Bürger zu berücksichtigen haben, zum anderen soll es direkte Verbindungsmöglichkeiten zu den Wählern bieten, wodurch tendenziöse und fehlerhafte Interpretationen durch die audiovisuellen Medien verhindert werden sollen, die oft dazu neigen, die Regierungspolitik zu untergraben.

Dies wird verwirklicht durch das 1996 geschaffene Peruanische Virtuelle Parlament, ein computergestütztes Network, das den Kongress der Republik den Bürgern und Institutionen interaktiv zugänglich macht - sowohl innerhalb wie ausserhalb Perus - und darauf abzielt, die Teilnahme an den verschiedenen vom Kongress betriebenen Aktivitäten zu verstärken. Diese Art der Beteiligung ermöglicht es den Bürgern, direkt mit der gesetzgebenden Einrichtung über irgendeinen Rechner im World Wide Web zu kommunizieren und auf diese Weise gesetzgebungsvorschläge zu machen, Forderungen, Ansichten und Anregungen zu äussern. Kurz gesagt: Dies ist ein Mechanismus zur Stärkung der Basis des parlamentarischen Systems in Peru, da es grundsätzlich geschaffen wurde für die Beteiligung jedes Bürgers und jeder Institution, politischen Kommunikationsfluss ermöglicht und einen wirkungsvollen Entscheidungsprozess innerhalb des gesetzgebenden Bereichs.

Die Bürger können Informationen erlangen und ihre Ansichten zu speziellen Gesetzesvorlagen äussern, direkte Petitionen an ihre Abgeordneten oder spezielle Ausschüsse richten, an einem Diskussionsforum teilnehmen oder vorschlagen, deren Leitung zu übernehmen. Jeder Bürger wird zu Beginn registriert und erhält eine Zugangsnummer, um die Zuverlässigkeit seiner oder ihrer Teilnahme zu gewährleisten. Schliesslich bietet das System einen Freundschaftsklub, wo Studenten die Möglichkeit haben, von der Schulbank aus an Wettbewerben zu Staatsbürgerkunde und Politikwissen teilzunehmen, sie werden zu Zeugen der Kongresssitzungen und besuchen den Kongress, selbst wenn sie aus dem fernen Landesinnern kommen.

Ein anderes vom peruanischen Kongress entwickeltes Informationssystem ist das Radioprogramm „Gathering center with the Congress", das jede Woche von den Aktivitäten des Kongresses berichtet und einmal pro Woche spezielle Themen diskutiert. Hervorzuheben ist, dass dieses Programm einen festen Hörerstamm hat, obwohl es sich im Wettbewerb mit reinen Musikprogrammen zur gleichen Sendezeit befindet, woraus sich auf einen unbefriedigten Bedarf hinsichtlich der Kongressaktivitäten in der Gesellschaft schliessen lässt. Dieses Programm kann über das Internet im MP3-Format bezogen werden, ein digitales Ton- und Bildformat, das dank der Qualität der Tondatenkompression weithin gebräuchlich ist, um Töne (Musik) durch das Internet und andere Medien zu verbreiten. Ergebnisse aus dem elektronischen Abstimmungssystem des Parlaments werden ebenfalls über das Internet bekanntgegeben, wodurch die Bürger Zugang zu exakten Informationen über das Verhalten und die Anwesenheit ihres parlamentarischen Vertreters haben.

Digitale Pressesysteme haben die Entwicklung zur direkten Verbindung nicht nur mit den Bürgern, sondern auch mit den Meinungsmachern der Massenmedien ermöglicht, so dass grössere Korrektheit bei der Informationsverbreitung erzielt wird. Zu diesem Zweck verbreitet die elektronische Zeitung El Heraldo on-line-Informationen über die verschiedenen Aktivitäten der Kongressabgeordneten, Übereinkommen, Diskussionen und Verlautbarungen. In gleicher Weise veröffentlicht La Gazeta del Congreso die Tagesordnungen der Komitees und der Vollversammlung des Kongresses und verteilt sie in elektronischer Form an jene Bürger, die an einem Exemplar interessiert sind. Sitzungen der Vollversammlung und der Ständigen Kommission werden schriftlich fixiert und on-line über das Netz durch unsere Debattenzeitschrift veröffentlicht. Dieses Textsystem ist mit einem anderen Bildsystem namens Virtual Television verbunden, wodurch eine Sitzung als Videosegment durch ein bestimmtes Suchverfahren nach Thema, Datum oder Kongressabgeordnetem abgerufen werden kann.

Das Digitale Archivsystem der Peruanischen Legislative ist über das Netz zugänglich und erlaubt den Zugriff auf alle Gesetze, Gesetzesanträge, Urteile des Obersten Gerichtshofs und andere gesetzliche Regelungen in zwei Gruppen: mit Numerierung versehene Gesetze von 1904 bis heute und nichtnumerierte Gesetze von 1821 bis 1904. Das Archiv arbeitet mit dem PDF-Format, und Ausdrucke sind sofort erhältlich.

Seit 1995 hat es unser Gesetzsystem Anfragestellern ermöglicht, sich über den Stand aller Gesetzesentwürfe zu informieren, die erlassen oder archiviert wurden. Das im Lotus-Notes-Format entwickelte System erlaubt die Informationssuche aufgrund des Datums der Einreichung, Gesetzesnummer, des Abgeordneten, der die Vorlage einbrachte, politischer Partei oder Fraktion und sogar des entscheidungsberechtigten Komitees. Hervorzuheben ist, dass jedes der 27 Komitees eine eigene Webseite hat, wo nicht nur gebilligte Gesetze oder Informationen über die Komiteemitglieder abrufbar sind, sondern ebenfalls die Beiträge von Experten, die zu den Sitzungen eingeladen wurden sowie ausserparlamentarische Anhörungen, die im Landesinnern abgehalten wurden.

Die Webseite bietet auch ausführliche Informationen über die Auslandsreisen der Abgeordneten. Ausserdem haben wir ein Stichwortsuchsystem, mit dem ein Begriff auf der Verfassungswebseite ausgewählt werden kann, und das System wird alle Zusammenhänge herausfinden, in denen das Wort vorkommt.

Und schliesslich erlauben spezifische Verteilerlisten zu verschiedenen Themengebieten es den interessierten Bürgern, spezielle Informationen zu einschlägigen Themen zu erhalten. Die angebotenen Datenbanken enthalten ein Gesetzesverzeichnis einschliesslich des vollständigen Textes jedes verabschiedeten Gesetzes, ein Verzeichnis der beantragten Gesetze mit dem Text jedes Gesetzesantrags, ein Verzeichnis der Pressenachrichten mit allen Pressemitteilungen des Kongresses und ein Verzeichnis von Photographien, einschliesslich JPEG-Bilder, zu den wichtigsten Aktivitäten des Kongresses; diese werden von den Medien am häufigsten abgerufen. Letztere werden per E-Mail an die Nachrichtenchefs der Massenmedien verschickt.

Dazu bieten wir Informationen, die von der Bibliothek zusammengestellt wurden (einschliesslich Informationsankündigungen, von denen Bürger kostenlose Kopien erhalten können): interessante Adressen im World Wide Web, Einladungen zu Konferenzen von Fachleuten über alle Themen von nationalem Interesse und Ankündigungen der neuesten Bücher, die der Verlagsfond des Kongresses veröffentlicht, ausserdem Arbeitsunterlagen der Komitees. Diese Informationen werden über eine Liste mit mehr als 3000 Adressen verteilt.

Die Kongressbibliothek

Die Bibliothek des Peruanischen Kongresses wurde im Juli 1997 neu strukturiert und ist ein Teil der Sammlung der früheren Öffentlichen Bibliothek und der Legislaturbibliothek, letztere bildete ihrerseits die Sammlung des früheren Abgeordnetenhauses und des Senats der Republik. Obwohl es kein genaues Gründungsdatum der beiden erstgenannten Bibliotheken gibt, wissen wir doch, dass die ersten Kongressgesetzgeber von 1822 bereits einen Grundstock an Lehrbüchern und Gesetzesauswahlen besassen, die zurückgehen auf die „Kolonialgesetze" oder sogenannten „Indianergesetze", deren erste Sammlung aus dem späten 17. Jahrhundert stammt und noch heute im Forschungsraum der Bibliothek aufbewahrt wird.

Hauptziel der Bibliothek ist es, Materialien zu sammeln, zu klassifizieren und zu verbreiten sowie Dienstleistungen zu bieten, die dem Entscheidungsprozess des Kongresses dienen. Im Gange ist die Ausweitung elektronischer Dienstleistungen einschliesslich der Entwicklung interner Ressourcen wie eines automatischen Suchsystems für Literaturhinweise, Gesetze, Gesetzesanträge, Sitzungsprotokolle sowie anderer Informationsarten, die über ein Intranet und auf der Webseite des Kongresses angeboten werden. Ausser dem Raum für Nachschlagewerke und Auskunftsmittel, der Bibliothek für Zeitungen und Zeitschriften und den verschiedenen Sondersammlungen der Bibliothek gibt es auch ein Elektronisches Informationszentrum innerhalb der Bibliothek. Dieses Zentrum ist mit 18 PCs ausgerüstet, von denen aus Nutzer der Bibliothek freien Zugang zu den Intranet-Datenbanken des Kongresses und das Internet haben. Die Bibliothek umfasst gegenwärtig mehr als 100000 Bände, darunter vollständige Reihen von Zeitungen wie „ El Comercio" seit 1839 und „El Peruano" seit 1836, ebenso unsere Sitzungsprotokolle, die eine Niederschrift aller Worte darstellen, die von 1866 bis heute von allen Abgeordneten und Senatoren im Plenum gesprochen wurden.

Der EDV-Katalog der Bibliothek bietet einen On-line-Zugang zu 12000 Katalogeintragungen für mehr als 30000 Bände, über Suchmöglichkeiten nach Verfasser, Titel oder Schlagwort von jedem Internetzugang aus. Das Ausleihsystem wird elektronisch geführt, und die Internetnutzer der Bibliothek bestellen Bücher von ihren Büros aus.

Der gesamte Personalbestand der Bibliothek beträgt 20 Personen, davon 8 Fachreferenten, 7 Fachbibliothekare, 2 Übersetzer und 1 Rechtsexperte. Die elektronischen Dienste werden von unseren Mitarbeitern stets auf dem neuesten Stand gehalten, diese und andere Mitarbeiter sorgen für die speziellen Suchmöglichkeiten des Computers. Im Zusammenhang mit der Webseite des Kongresses dient die Bibliothek den Bürgern als physikalischer Zugang zu allen Diensten und ist das Leitsystem für alle internen Dienste, die im Kongress der Republik entwickelt wurden, in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Sonderprojekte, die den Auftrag hat, die Daten für Web-Nutzung aufzubereiten.

Teilnahme für Alle

Der Ausschluss einiger Schichten der Bevölkerung von Netzwerkinformationen ist zur Zeit unvermeidlich, da nicht alle von ihnen die erforderlichen Zugangsmöglichkeiten haben. Die Frage lautet: „Wie ermöglichen wir die oben beschriebene Form der Beteiligung für jene sozialen Schichten, die nicht mit dem Netzwerk in Verbindung stehen?" Dies ist eines der wichtigsten Anliegen des Kongresses, dies ist der Grund für die Einrichtung frei zugänglicher Computerkabinen und für das Bestreben der Exekutive, Bildungszentren im ganzen Land miteinander zu verbinden. Gegenwärtig sind etwa 10% der staatlichen peruanischen Schulen durch ein vom Erziehungsministerium eingerichtetes System miteinander verbunden. Das in diesem Jahr angestrebte Ziel ist es, die Zahl auf 15% zu erhöhen. Ausserdem hat der Kongress ein Sonderprogramm, genannt „Itinerant Parliament" (Wanderparlament). Dazu gehört die Einrichtung eines besonderen Dienstes, der Informationen über Organisation und Aufgaben des Kongresses bietet sowie eine Vielzahl von Zugangsstellen, die der Gesetzgeber den Bürgern zur Verfügung gestellt hat, darunter allgemein zugängliche Internetarbeitsplätze, so dass die Bürger freien und kostenlosen Zugang zu diesem Dienst haben.

Wie diese Aufzählung zeigt, können Parlamentsbibliotheken und Kongressinformationsdienste Teilnahme und Verständnis auf Seiten der Öffentlichkeit fördern hinsichtlich der Aktivitäten ihrer Kongressabgeordneten, die letzten Endes die Gefühle der Bevölkerung repräsentieren. Darum betreibt die Bibliothek aktive Zusammenarbeit mit den Bürgern durch technologische Einrichtungen, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie Feria del Hogar (eine Messe, auf der viele Firmen zahlreiche Produkte und Freizeitangebote vorführen, und Feria del Libro (eine grosse Buchmesse); wir bieten allen Besuchern dieser Messen auf Wunsch Anleitung im Umgang mit elektronischen Suchmöglichkeiten. Unser Besichtigungsprogramm hat bis Juli dieses Jahres einen vollen Terminkalender mit mehr als 700 Personen, und wir können Kurse zum Umgang mit elektronischen Quellen anbieten, die ebenfalls Besuchern angeboten werden.

Diese Aktivitäten führen zu einer Stärkung der Demokratie, denn alle Wahlsysteme sind Teil eines Marktes, auf dem die Wähler ihre Stimme denen geben, die ihre Funktion als Vertreter spezieller Wählergruppen am besten erfüllen, und solche technischen Einrichtungen bieten Kommunikationskanäle, die den Wählern bessere Auswahl und Kontrolle ermöglichen.

Literaturverzeichnis

1. Cevasco Piedra, José "The Mechanisms for the Direct Participation of Citizens in the Parliamentary System of Peru". In Constitutional and Parliamentary Information No. 74/2nd, 1997, p. 160-163

2. Davis, Richard Politics and the Media. New Jersey, 1998. Prentice Hall

3. Del Rey Morató, Javier ¿De qué hablamos cuando hablamos de comunicación política? (What do we mean by political communication?). In: Revista de Estudios de Comunicación, December 1996, p.8

4. Navarro i Barba, Gustau. Hegemonía y subalternidad en la Red Internet. (Hegemony and subalternate in the Internet Network) In: Noticias de la Arqueología y la Antropología. June 3, 1998, [www.naya.org]

5. Perelli, Carina. La personalización de la política, nuevos caudillos, outsiders, política mediática y política informal. (Personalization of politics, new caudillos, outsiders, mediatic policy, and informal policy). In: Partidos y clase política en América Latina en los 90. Costa Rica, IIDH, CAPEL, 1995.

6. Planas Pedro. Comunicación política y equidad electoral. (Political communication and electoral equity). Lima - Universidad de Lima 1998.

7. Website of the Congress of the Republic of Peru http://www.congreso.gob.pe/index.htm]

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