IFLA

As of 22 April 2009 this website is 'frozen' in time — see the current IFLA websites

This old website and all of its content will stay on as archive – http://archive.ifla.org

IFLANET home - International Federation of Library Associations and InstitutionsAnnual ConferenceSearchContacts
*    
To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 059-139-G
Division Number: III
Professional Group: Public Libraries
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 139
Simultaneous Interpretation:   Yes

Bibliothekseinrichtungen im Outback: die Entfernung verringern

Robert Pestell
Public Library Division
State Library of Queensland, West End, Australia

&

Abu Norma Seman

Faculty of Information Studies
MARA Institute of Technology
Malaysia


Abstract

Ich werde in diesem Bericht die Dienstleistungen darstellen, die Öffentliche Bibliotheken für Gemeinden in ländlichen und abgelegenen Gebieten Queenslands, Australien, anbieten sowie die Strategien, die angewandt werden, um die Probleme der großen Entfernung zu verringern.


Paper

Einleitung

Australien besteht aus sechs Bundesstaaten und zwei Territorien. Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf ca. 18 Millionen. Die Mehrheit lebt in einem Abstand von 50 km zur Küste. Während das Land im allgemeinen von der Bundesregierung verwaltet wird, spielt diese nur eine kleine Rolle, wenn es um Öffentliche Bibliotheken geht. Es sind die Landesregierungen und die Kommunalverwaltungen in den Bundesstaaten, die die 5.500 Dienstleistungsstellen des Öffentlichen Bibliothekswesens anbieten, wobei die Kommunalverwaltungen den größten Teil der Finanzierung tragen.

Jeder Bundesstaat bedient sich anderer Mittel, um seiner Bevölkerung Bibliothekseinrichtun- gen zur Verfügung zu stellen. In Tasmanien finanziert und verwaltet die Staatsbibliothek mit nur minimaler Unterstützung der Kommunalverwaltungen die 40 Öffentlichen Bibliotheken des Bundesstaates. In New South Wales werden alle Öffentlichen Bibliotheken von den Kommunalverwaltungen getragen und finanziert. Die Staatsbibliothek leistet finanzielle Unterstützung und Beratung. In Viktoria müssen sich alle Öffentlichen Bibliotheken zu einem Compulsory Competitve Tendering Prozess(=Pflichtverfahren, das den Charakter eines Angebotswettbewerbs besitzt) verpflichten, bei dem das Bibliothekspersonal dem Stadtrat ein Angebot bezüglich der Führung der Einrichtung unterbreiten muss. In beiden Staaten domi- nieren regionale Bibliothekssysteme. Viktoria besitzt die höchste Dichte an Fahrbüchereien, um die Landbevölkerung zu versorgen. In Süd-Australien unterhält die Staatsbibliothek ein zentrales Erwerbungssystem für alle Bibliotheken. In den ländlichen Gebieten gibt es eine große Anzahl von meist mit Schulen gemeinschaftlich genutzten Bibliotheken , was es so in anderen Bundesstaaten nicht gibt. Die Situation in Queensland ist wieder anders.

Queensland

Queensland verfügt über 123 Bibliothekssysteme mit insgesamt 320 Öffentlichen Biblio- theken. 40 Prozent der größeren Kommunalverwaltungen betreiben ihre eigenen Biblio- thekssysteme, wobei die Staatsbibliothek zu 90 Prozent die Finanzierung des Erwerbungsetats übernimmt und verschiedene Hilfsangebote anbietet, zum Beispiel spezielle Beratungs- dienste, Schulungsprogramme, fremdsprachliche Angebote, Computer- und Internetunter- stützung, Informationsdienste und Fernleihverkehr. Die anderen 80 Kommunalverwaltungen sind Mitglied des Country Lending Service der Staatsbibliothek. Das Country Lending Service-Netzwerk versorgt die ländlichen und abgelegenen Gebiete des Bundesstaates, und auf diesen Service, der die Gemeinden im Outback versorgt, möchte ich mich im folgenden konzentrieren.

Schwierigkeiten aufgrund großer Entfernungen

Wenn es um das Angebot von Bibliotheksdienstleistungen in ländlichen und abgelegenen Gebieten geht, ist das größte zu lösende Problem das Problem der Entfernung. Queensland misst ca. 2.200 km (1.300 Meilen) von Norden nach Süden und 1.600 km (1.000 Meilen) von Osten nach Westen. Die über das Outback Queenslands verstreuten Städte und ihre geringe Einwohnerzahl schaffen logistische Probleme, was das Angebot von Bibliothekseinrichtungen betrifft. Queensland besitzt nur drei Millionen Einwohner, von denen zwei Millionen im süd-östlichen Zipfel und ca. eine halbe Million in den größeren Städten leben, die sich an der Ost-küste entlangziehen. Der Rest der Bevölkerung lebt sehr verstreut in kleinen ländlichen Ge-meinden, die über den ganzen Bundesstaat verteilt sind. Viele dieser Städte dienen ländlichen Besitztümern oder Farmen, von denen einige eine Million Acres oder noch größer sind, als Dienstleistungszentren. Andere dagegen sind Ranggiergleise der Eisenbahn oder Bergarbei-terstädte, und mehr als 40 sind Gemeinden der Aborigines und der Bewohner der Torres Strait Islands. Während regionale Bibliothekssysteme früher die meisten Gebiete abdeckten, trugen die relativ hohen Kosten in Zusammenhang mit der Unterhaltung einer Hauptstelle, die niedrige Steuergrundlage in vielen ländlichen Gebieten und die Logistik, eine verstreut leben-de Bevölkerung zu versorgen, zu ihrem Ende bei. Der Country Lending Service stellt Biblio- thekseinrichtungen in ländlichen und abgelegenen Gebieten zur Verfügung und versorgt ins- gesamt eine Bevölkerung von 300.000 Personen, von denen 75 % in Städten mit einer Ein- wohnerzahl unter 5.000 und der Rest in Städten mit einer Einwohnerzahl unter 15.000 leben.

In diesen ländlichen Gegenden sind weite Entfernungen und eine eingeschränkte Auswahl an Angeboten aus Notwendigkeit heraus, und nicht weil man die Wahl hat, ein akzeptierter Bestandteil des Lebens. Da es um die Finanzierung viele miteinander konkurrierende Wünsche gibt, besonders die Wasserversorung, Straßen und Kanalisation, und die Landbe- völkerung abnimmt, erfordert die Entwicklung der Bibliotheken im Hinblick auf den Stadt- rat einen konstanten Überzeugungs- und Fürspracheprozess. Aber die Anzahl neuer Biblio- theken auf dem Land wächst weiterhin um ca. fünf pro Jahr, ebenso wie die Benutzung diese Bibliotheken, und es besteht ein konstanter Bedarf nach erhöhten finanziellen Mitteln.

Country Lending Service

Der Country Lending Service wurde vor 25 Jahren gegründet, um die ländlichen und abge- legenen Gemeinden mit Bibliothekseinrichtungen zu versorgen. Im Moment gibt es 150 Öffentliche Bibliotheken, die diese kleinen Gemeinden versorgen. Sie wurden in Gegenden wie den tropischen Inseln von Torres Strait im Norden errichtet, angrenzend an die Simpson Wüste im Westen und im trockenen Weinanbaugebiet des Südens.

Feststehende Bibliothekseinrichtungen sind die Norm, da die großen Entfernungen und die Tatsache, dass viele Straßen nicht geteert sind, bedeuten, dass es nicht möglich ist, Fahr- büchereien zu unterhalten. Buchpakete werden von der Post zu den isoliertesten Wohngebie- ten gebracht, aber unser Ziel ist die Einrichtung speziell zu diesem Zweck gebauter Biblio- theken zu fördern. Die Staatsbibliothek bietet finanzielle Unterstützung und ihren Rat an, um sicherzustellen, dass Bibliotheksgebäude und -dienstleistungen den Normen des Öffentlichen Bibliothekswesens entsprechen. Steht ein Gebäude erst einmal bereit, und ist die Kommunal- verwaltung eine Übereinkunft eingegangen, ein bestimmtes Serviceniveau anzubieten, dann ist eine große Auswahl an Dienstleistungen bei der Staatsbibliothek erhältlich.

Kosten der Bibliotheksdienstleistungen

Alle Dienstleistungen einer Bibliothek müssen der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt werden, genauso wie die Staatsbibliothek den Bibliotheken vor Ort ihre Dienstleis- tungen kostenlos anbietet.

Die Hauptstärke des Country Lending Service ist, dass den Einwohnern ein und derselbe Servicestandard angeboten wird, unabhängig davon, ob die Bibliothek 100 Meilen oder 1.000 Meilen von Brisbane, der Hauptstadt, in der wir uns befinden, entfernt ist. Der Stadtrat und der Vorstand der Staatsbibliothek Queenslands schließen einen Vertrag bezüglich der Ser- vicestandards ab, der die Verpflichtungen beider Parteien darstellt. Isolation und Entfernung beeinflussen das Niveau der angebotenen Dienstleistung nicht.

Die Staatsbibliothek versorgt alle Bibliotheken mit fachlicher Unterstützung, regalfertigem Bestand, Schulung und finanziellen Zuschüssen. Nur sechs von 150 Bibliotheken stellen qualifiziertes Personal ein, obwohl eine Anzahl Bibliotheksassistenten oder para-professio- nelles Personal einstellen. Sowohl in Brisbane als auch in den Regionen werden regelmäßige Schulungskurse zu allen Aspekten des Bibliotheksmanagements und der Bibliotheksförderung abgehalten. Jede Bibliothek wird dreimal im Jahr aufgesucht, was Folgeschulungen ermög- licht sowie die Gelegenheit bietet, lokale Probleme zu lösen und zwischen Stadtrat und Bib- liothekspersonal als Verbinungspersonen zu fungieren.

Jede Bibliothek wird gemäß der Größe der zu versorgenden Bevölkerung und des Nutzungs- niveaus mit einem Bestand zwischen 2.000 und 25.000 Einheiten ausgestattet, der alle Genres abdeckt. Die Grundlage des Serviceangebotes ist der ständige Austausch des Bestandes zwischen den Bibliotheken. In kleineren Bibliotheken wird der gesamte Bestand jedes Jahr erneuert, in den größten Bibliotheken alle vier Jahre. Jeden Tag zirkulieren 5.000 Bücher und andere Medieneinheiten per Schiff, Flugzeug, auf der Straße und per Bahn zwischen den Bibliotheken des Country Lending Service. Jede Bibliothek erhält einen Microfiche-Katalog der im Bestand des Country Lending Service vorhandenen einen Million Bücher. Die Biblio- theken werden aktiv dazu ermutigt, Anfragen oder Fernleihbestellungen einzureichen, die sich zur Zeit auf 120.000 pro Jahr belaufen. Jede Bibliothek hat einen kleinen Bestand an Nachschlagewerken, der gerade von einem Bestand auf CD-ROM abgelöst wird. An jedem Standort werden Videos, Hörbücher, Taschenbücher, Großdruckbücher, Musikkassetten und Cds, Spiele und Spielzeug und jetzt auch Computerprogramme angeboten. Bücher in mehr als 60 Sprachen sind auf Anfrage ebenfalls erhältlich.

Überwindung der Entfernung mit Hilfe der Technologie

Einige Jahre zuvor hat die Staatsbibliothek ein eigenständiges Ausleihsystem entwickelt, das auf einem PC läuft und speziell für die kleinen Bibliotheken des Country Lending Service entworfen wurde. Software, Schulung und Hilfe werden umsonst zur Verfügung gestellt, und mehr als 100 Bibliotheken verwenden das System zur Zeit. Das System kann per Modem oder Internet eine Verbindung zum Katalog der Staatsbibliothek herstellen, so dass Anfragen nach Büchern und sonstigen Informationen online gestellt werden können. In der Abteilung Öffentliche Bibliotheken werden 80 % der Fernleihbestellungen jetzt online empfangen.

Natürlich hat das Internet einen erheblichen Einfluss auf die Verringerung der Schwierigkei- ten, die die großen Entfernungen verursachen.1998 erhielten wir mehr als zwei Millionen A$ von der Landesregierung, um in jeder Hauptbibliothek einen PC samt Peripheriegeräten zu installieren, damit der Zugang zum Internet ermöglicht wird. Die Anzahl der Bibliotheken mit einem Internetzugang ist von 40 auf 190 gestiegen. Die Installation der Hardware wurde von einem verständlichen Internet-Schulungsprogramm begleitet, das von den Grundlagen ein ISP auszuwählen bis zur fortgeschrittenen Suche auf bestimmten Fachgebieten, wie zum Bei- spiel Familiengeschichte, Gesundheit und Recht, eine Bandbreite an Themen abdeckt. Im letzten Jahr haben mehr als 500 Bibliotheksangestellte eine Schulung erhalten. Dennoch hat das Problem der Entfernung die Einführung des Internet in den isolierteren Gebieten verlang- samt, da nur STD-Zugang möglich ist und Gebühren von 10 A$ pro Stunde die Regel sind. Die Kosten des Internet haben ungefähr die Hälfte der Bibliotheken dazu veranlasst, Gebüh- ren für die Benutzung zu erheben. Aufgrund der Tatsache, dass Telephongespräche nicht nach Dauer abgerechnet werden, wie in vielen anderen Ländern, sondern eine Gebühr pro Verbin- dung erhoben wird, ist die Einführung in städtischen Gebieten schnell vorangeschritten. Satellitenverbindung könnte die Antwort für den Internetzugang der isolierten Bibliotheken sein, was in einigen Bundesstaaten bereits untersucht wird.

Einrichtungen für Ureinwohner

Letztes Jahr hat die Abteilung Öffentliche Bibliotheken die Unterabteilung Bibliotheken für Ureinwohner in Far North Queensland eröffnet. Ursprünglich ging es darum, den Ureinwoh- nern in Aboriginesgemeinden und den Bewohnern der Torres Strait Islands den Zugang zum Internet sowie den Zugriff auf Multimedia zu ermöglichen. In Queensland leben ca. 40.000 Ureinwohner, hauptsächlich in Far North, und es gibt mehr als 40 dieser einheimischen Ge- meinden. Der volle Erfolg dieses Projektes hat ein größeres Bewusstsein für die Angebote der Bibliothekseinrichtungen geschaffen und resultierte darin, dass viele Gemeinden sich dem Country Lending Service anschließen möchten. Um diese Aufgabe miteinzubeziehen, erwei- tert sich der Arbeitsschwerpunkt der Abteilung Bibliotheken für Ureinwohner, und die Ein- richtung dieser Bibliotheken hat Priorität.

Die Zukunft

Innerhalb der kommenden zwei Jahre wird eine ganze Reihe von Entwicklungen stattfinden, die die Dienstleistungen des Öffentlichen Bibliothekswesens in ländlichen und abgelegenen Gebieten stark verbessern wird

  • Die mit Computer ausgestattetenCountrybibliotheken werden zur zeit auf ein neues System umgestellt, das ein voll integriertes Netzwerk mit Z 39.50 ermöglicht, und innerhalb der nächsten 12 Monate entwickelt wird.

  • Es wird gerade über ein landesweites Abkommen verhandelt, das die Kosten für Verbin-dungen zum Internet für alle ländlichen Bibliotheken halbieren wird.

  • Das Sortiment netzwerkfähiger CD-ROMS und Internetdatenbanken, das über die Staats-bibliothek erhältlich ist, wird erweitert.

  • Die Pläne, Internetverbindungen in allen Bibliotheken des Bundesstaates einzurichten, werden weiterverfolgt.

  • In allen ländlichen Bibliotheken werden die Buchbestände und die Anzahl der Nachschla-gewerke auf CD-ROM für den Gebrauch in der Bibliothek und die Ausleihe erweitert.

  • Software für Web design wurde an alle Bibliotheken ausgeliefert, und ein verständliches Schulungsprogramm befindet sich in der Entwicklung, um das gesamte Bibliotheksperso-nal in die Elemente des Web design einzuführen.

*    

Latest Revision: July 15, 1999 Copyright © 1995-2000
International Federation of Library Associations and Institutions
www.ifla.org