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To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 022-132-G
Division Number: III
Professional Group: Libraries Serving Disadvantaged Persons
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 132
Simultaneous Interpretation:   No

Informationsdienstleistungen für benachteiligte Personen: Eine Herausforde-rung für Informationsspezialisten in Thailand

Sujin Butdisuwan
Department of Library and Information Science
Faculty of Humanities and Social Sciences
Mahasarakham University
Mahasarakham, Thailand


Abstract

Dieses Papier beschäftigt sich mit dem Angebot von Biblio-theks-und Infor-mationsdienstleistungen für Behinderte in Thailand und legt besonderes Au-genmerk auf die Notwendig-keit einer angemessenen formellen wie informellen Ausbildung der Bibliotheksmitarbeiter, die mit diesen Gruppen arbeiten. Die Ergebnisse einer Reihe spezifischer Projekte werden als aussa-gekräftige Bei-spiele genutzt.


Paper

Ein Überblick über benachteiligte Personen in Thailand

Menschliche Ressourcen sind die wertvollsten Ressourcen überhaupt und wichtige Elemente bei der Entwick-lung eines Landes. Sie sind Ressourcen, die entwickelt werden können, und Erziehung muß genutzt werden als der wichtigste Prozeß im Aufbau des Wissens, der grund-legenden Erfahrungen, Fähigkeiten, einer hohen Moral und Ethik, der Bereitschaft zum Kampf für sich selbst und die Gemeinschaft und der Fähigkeit, einen Beruf oder ein Gewerbe zu betreiben. Man kann daher sagen, daß Erziehung das Wachsen von Weisheit, spiritueller Ent-wicklung, physischen Fähigkeiten und sozialem Bewußtsein stimuliert.

Es wird gesagt, daß alle menschlichen Wesen gleich geboren werden und alle das Recht auf Erziehung, Chan-cengleichheit und gesellschaftliche Beteiligung haben. Aber in der realen Welt gibt es einige Bevölkerungsgrup-pen, die diese Rechte aufgrund physischer, geistiger und sozialer Bedingungen nicht haben. Dies schließt die Alten, Körperbehinderten, Inhaftier-ten, Armen usw. ein. Alle diese werden als „Benachteiligte" bezeichnet.

Der Ausdruck „Benachteiligte", wie er etwa in der ERIC Datenbank verwandt wird, wurde definiert als Indivi-duen oder Gruppen, die in einer bestimmten Gesellschaft aus Gründen der Rasse, des Geschlechts, der ethni-schen Zugehörigkeit, der wirtschaftlichen Situation, Spra-che, geographischen Lage, Umwelt, Erziehung und Behinderung einen niedrigen Status ha-ben. Diese Definition wird durch ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Sirind-horn, die aktiv mit den Benachteiligten in Thailand arbeitet, veranschaulicht. Laut der Prinzessin umfassen die Benachteiligten die Hörbehinderten, Tauben, Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten, Familien mit nied-rigem Einkommen, Slumbewohner in städtischen Agglomerationen, ältere Menschen und Inhaftierte. Sie führt aus, daß diese Personengruppen insbesondere hinsichtlich Ernährung, Körperhygiene, Erziehung und Karrieremöglichkeiten gegenüber normalen Men-schen benachteiligt sind.

Thailand muß sich - wie andere Entwicklungsländer auch - unausweichlich dem Problem der Benachteiligten stellen. Eine Studie sagt aus, daß ca. 400.000 thailändische Kinder zwischen 6 und 11 Jahren keine Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen oder den Elementarunterricht abzuschließen und stattdessen ohne Abschluß der Schule fernbleiben. Ca. 1,6 Millionen kön-nen keine weiterführenden Schulen besuchen. Einige Gruppen von Behinderten entsprechen 0,5 % der Gesamtbevölkerung.

Erziehung für die Benachteiligten

Wenn man über Benachteiligte spricht, denken die meisten von uns an körperlich behinderte Personen oder Schwerbehinderte. Thailand ist sich dieser Gruppe seit des Ausbruchs des Po-liovirus im Jahre 1960 bewußt. Damals gab es viele behinderte Kinder und die erste Schule für Spezialerziehung wurde auch in dieser Zeit eingerichtet. Behinderte Menschen waren lange Zeit die versteckte Ressource in der thailändischen Gesellschaft. Die Vereinten Natio-nen erklärten das Jahr 1982 zum Internationalen Jahr der Behinderten. Die Gesellschaft für Körperbehinderte in Thailand wurde zu dieser Zeit errichtet. Zehn Jahre später, im Jahre 1982, trat das Gesetz zum Schutz der Körperbehin-derten in Thailand in Kraft.

Teil der thailändischen Regierungspolitik ist die Ausweitung der Erziehungsmöglichkeiten für Benachteiligte, insbesondere für behinderte Menschen. Auch das Erziehungsministerium ver-folgt das Ziel, eine passende und angemessene Erziehung für Gruppen von Behinderten anzu-bieten. Im Bereich der Erziehung sind jedoch verschiedene Organisationen einbezogen. Ei-nige sind Regierungsstellen, einige sind privater Natur und einige sind gemeinnützige Organi-sationen. Die Regierungsstellen umfassen das Erziehungsministerium, in dem die Abteilung für Spezialerziehung zuständig ist für Studenten mit besonderen Bedürfnissen. Die Abteilung für Allgemeinerziehung legt ihr Augenmerk auf die Tauben, Blinden sowie integrative Erzie-hung; die Abteilung für nicht-formelle Erziehung betont die Bedürfnisse der Menschen, die in abgelegenen Gebieten leben, und derjenigen, die außerhalb von formalen Erziehungssystemen leben, was etwa Inhaftierte umfaßt. Das Ministerium für Arbeit und soziale Wohlfahrt legt sein Augenmerk durch die Abteilung für die Entwicklung von Fertigkeiten und die Abteilung für soziale Wohlfahrt auf die Entwicklung der Fähigkeiten und der Eingliederung der Behin-derten. Das Ministerium für Universitätsangelegenheiten gewährleistet durch Vermittlung der Bibliotheksschulen und der Universitätsbibliotheken Informationsdienstleistungen für die örtliche Gemeinschaften und einige nach außen wirkende Programme für ländliche Gemein-den. Lesematerialien, Infopakete und Informationen von Belang für die Lebensbedingungen der Menschen in jeder Gemeinschaft werden angeboten.

Private und gemeinnützige Organisationen umfassen Banken, religiöse Gruppen, Stiftungen und Verbände. Beispiele für diese Gruppen sind der Rat für soziale Wohlfahrt Thailands, der Blindenverband Thailands, die Christliche Stiftung für Blinde in Thailand, die Stiftung der Tauben Thailands, die Berufsbildende Schulen der Redemptoristen usw. Alle diese vermitteln Erziehung und Berufsausbildung.

Die Berufsbildende Schule für Behinderte der Redemptoristen in Pattaya ist eine Erziehungs-einrichtung, die für die Entlastung der Regierung sehr wichtig ist. Außerdem spielt die Schule eine wichtige Rolle bei der Erziehung derjenigen Behinderten zu nützlichen Fähigkeiten, die im täglichem Leben Schwierigkeiten ausgesetzt sind und denen es an Gelegenheit zu einer ordentlichen Ausbildung mangelt, was dazu führt, daß sie ungebildet bleiben und keine Mög-lichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Behinderte Menschen, die seit der Grün-dung der Schule die Möglichkeit hatten, dort zu studieren, haben das Glück, ihr Potential zum eigenen und zum Nutzen der Gesellschaft zu entwickeln.

Das Gesetz über die Eingliederung der Behinderten

Viele Jahre haben die Behinderten für den Zugang zur Gesellschaft gekämpft. Der erste Hoff-nungsschimmer war die Verabschiedung des Gesetzes über die Eingliederung der Behinderten im Jahre 1991, das sowohl den öffentlichen wie den privaten Sektor verpflichtete, den Behin-derten Zugang zu gewähren. Dem Gesetz zufolge muß ein Privatunternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern mindestens einen Behinderten einstellen oder einen Beitrag zum Fonds für die Eingliederung der Behinderten leisten.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer war die Verkündung der neuen Verfassung im Jahre 1997. Artikel 55 besagt: Der Behinderte hat das Recht, dem Gesetz entsprechend öffentliche Lei-stungen und andere staatliche Hilfen zu empfangen.

Informationsressourcen für Behinderte

Die meisten Behindertengruppen haben ihre eigenen Informationsressourcen. Die Blinden haben ihre „Blindenbüchereien" und die Tauben in der Schule für Taube haben „ihre eigenen Bibliotheken". Einige andere Gruppen, insbesondere die Armen und diejenigen in ländlichen Gebieten, haben keine eigenen Informationsressourcen. Aufgrund ihres niedrigen sozialen Status und ihrer geographischen Lage haben sie niemand, an den sie sich wenden können. Zwar errichtet die für diese Gruppen verantwortliche Abteilung für nicht-formelle Erziehung öffentliche Büchereien, diese sind jedoch nur für eine kleine Anzahl von Menschen erreich-bar. Somit wenden sie sich an gesellschaftliche Leitpersonen, wie Schuldirektoren, Mönche und Lehrer in den örtlichen Schulen.

Informationsbedürfnisse der Benachteiligten

Wie gewöhnliche Menschen möchten auch benachteiligte Personen Informationen, die ihren Interessen und ihren Alltagsbedürfnissen entsprechen, wie etwa Informationen über Karrie-remöglichkeiten, Gesundheit und Hygiene, Inspiration, soziale Wohlfahrt und die aktuelle Situation. Know-how wird in sehr starkem Maße benötigt. Sie stellen jedoch fest, daß die In-formationsmedien nicht angemessen und für sie nicht relevant sind. Einige stellen fest, daß sie keine ausreichende Ausbildung und keine Informationen haben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Ausbildung und Training von Informationsspezialisten, die für Benachteiligte arbeiten

Für die Benachteiligten zu arbeiten ist nicht die Aufgabe von irgendjemand, sondern von je-dem. Informationsspezialisten sind keine Ausnahme. Um darauf besser vorbereitet zu sein, sollten sie entweder eine formelle oder informelle Ausbildung/Training haben - oder aber auch beides.

Formelles Training

Unter formellem Training versteht man allgemein die in der Bibliotheksschule besuchten Kurse. Betrachtet man jedoch die Lehrpläne der thailändischen Bibliotheksschulen näher, so stellt man fest, daß nur wenige Schule die benachteiligten Gruppen besonders berücksichti-gen. Der Fachbereich Bibliothekswissenschaft der Universität Chulalongkorn bietet zum Bei-spiel einen Kurs mit dem Titel „Bibliotheksdienstleistungen für benachteiligte Gruppen" als Teil des Programms für nichtgraduierte Studenten an, während der Fachbereich Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Universität Mahasarakham einen Kurs mit dem Titel „Informationsdienstleistungen für Benachteiligte" als Teil des Programms für graduierte Stu-denten anbietet.

Diese Kurse informieren über die Prinzipien und Methodik des Angebots von Informations-dienstleistungen für benachteiligte Gruppen einschließlich der Alten, Inhaftierten, Körperbe-hinderten und anderer benachteiligten Gruppen. Es ist zu beobachten, daß es sich bei hierbei um Wahlfächer handelt, was bedeutet, daß Studenten, die diese Kurse nicht wählen, bei der Arbeit mit diesen Gruppen Probleme haben werden.

Ich traf einen Bibliothekar, der an einer Schule für Taube arbeitet. Ich fragte ihn, wie er mit seiner Klientel zurechtkommt. Er sagte, daß er die Kommunikation mit den Tauben wie auch andere verwandte Gebiete, wie Psychologie, erlernen mußte, als er seine Berufslaufbahn be-gann, was für ihn sehr großen Streß bedeutete. Er schilderte eindringlich, daß er ein größeres Verständnis und eine bessere Vorbereitung auf diese Umstände gehabt hätte, wenn es einen Kurs über benachteiligte Personen im Lehrplan für Bibliothekswissenschaft gegeben hätte.

Es wird daher empfohlen, daß die Bibliotheksschulen dieses Beispiel zum Anlaß nehmen, mehr Kurse mit Bezug auf Informationsmanagement und -dienstleistungen für benachteiligte Gruppen in ihr formelles Ausbildungsprogramm aufnehmen.

Informelle Ausbildung/Training : ein Fallbeispiel an der Universität Mahasarakham

Die Provinz Mahasarakham befindet sich im Herzen von Isan oder der Nordostregion Thai-lands. Studien zufolge ist die Erziehungsqualität in dieser Region die niedrigste im Land. Das Prokopf-Einkommen ist sehr niedrig, die Analphabetenquote sehr hoch.

Isan hat eine Fläche von 168.857 km². Seine Bevölkerung beträgt 17 Millionen. Die Mehrzahl der Bevölkerung verdient ihren Lebensunterhalt durch Ackerbau. Unglücklicherweise ist der Boden in dieser Region nicht fruchtbar und der Regenfall ist nicht ausreichend für die Land-wirtschaft.

Eine der Aufgaben der Universität Mahasarakham ist die Bereitstellung von Informations-dienstleistungen in den Gemeinden, in denen die Benachteiligten leben. Um diese Aufgabe zu erfüllen, hat der Fachbereich Bibliotheks- und Informationswissenschaft zusammen mit dem Akademischen Ressourcenzentrum ein Projekt mit dem Namen „Informationsdienstlei-stungen für ländliche Gemeinden" auf den Weg gebracht. Dieses Projekt wurde im Jahre 1981 als ein „Sommerleseprogramm für Kinder" begonnen. Der Hauptzweck war die Bereitstellung von Lesematerialien und die Stimulierung von Lesegewohnheiten bei den Kindern, die um den Universitätskampus herum leben.

Das Projekt hat sich allmählich entwickelt und wurde ausgeweitet auf eine weitere Reihe von Teilnehmern und zwar insbesondere Kinder und Erwachsene in ländlichen Gebieten, die da-durch benachteiligt sind, daß sie keinen Zugang zu Informationsressourcen wie etwa öffentli-chen Bibliotheken haben. Der einzige Ort, wo sie einen solchen Zugang haben können, ist das „Dorflesezentrum", in dem Lesematerialien bereitgestellt werden. Der Zustand des Lesezen-trums ist jedoch nicht gut und die Zahl der Zentren nicht ausreichend, wenn man sie in ein Verhältnis zu der zu bedienenden Bevölkerung setzt. Außerdem haben die Nutzer keine Mög-lichkeit, höhere als die Pflichtausbildung in Anspruch zu nehmen. Einige von ihnen haben nicht einmal die Grundschule beendet. Dies sind einige der Gründe, wieso das Projekt fortge-führt wurde.

Bis heute wird das Projekt fortgesetzt und dient als Modell für die informelle Ausbildung der Informationsspezialisten. Neben Vorträgen und der Teilnahme von Bibliothekaren am Projekt sind auch Studenten darin miteinbezogen. Die Studenten, die die Aktivitäten leiten, sind ent-weder Haupt- oder Nebenfachstudenten des Fachs Bibliothekswissenschaft. Während jeder Feldexkursion reisen 20 bis 30 Studenten in jeweils bestimmte Gemeinschaften. Die örtlichen Schüler und Dorfbewohner werden eingeladen, an den Aktivitäten, die einen Tag dauern, teil-zunehmen.

Die dringende Notwendigkeit der Bereitstellung von Bildungs- und Informationsdienstlei-stungen für die ländlichen Gemeinden macht es nicht nur notwendig, einen Rahmen für die Bereitstellung der Dienstleistungen zu erkennen und zu entwickeln, sondern auch einen ent-sprechenden Rahmen für die Schulung des Personals. Daher stellte die UNESCO der Univer-sität Mahasarakham im Jahre 1987 technische und finanzielle Unterstützung zur Implementie-rung des Projekts zur Verfügung. Der Hauptzweck dieser Zuwendung war die Entwicklung eines Ausbildungsmodells für das Personal, das darauf abzielt, die Kompetenzen bei der wei-terführenden Erziehung und die Lesegewohnheiten unter Kindern und Erwachsenen in ländli-chen Gemeinschaften durch Bibliotheksdienstleistungen zu unterstützen.

Die Zielgruppen des Projekts waren Studenten der Bibliothekswissenschaft, Lehramtskandi-daten und gesellschaftliche Leitpersonen. Es wurde erwartet, daß die erste Gruppe nach Be-endigung ihres Universitätsstudiums im Rahmen des Angebots von Informationsdienstlei-stungen für ländliche Gemeinschaften als Modell dienen würde. Die zweite Gruppe, Lehr-amtsstudenten, könnten die Methodik und Techniken in ihrer schulischen Umgebung einset-zen und die letzte Gruppe, gesellschaftliche Leitpersonen, könnten Vertrauen durch die Be-reitstellung von Informationen an ihre Anhänger bilden.

Das Projekt wurde in zwei Phasen ausgeführt: die einführende Ausbildung und die Umset-zung.

Einführende Ausbildung:

Die Ziele dieser Phase waren:

  1. effektives Personal für die Förderung von Bildung und Lesen in ländlichen Gebieten vorbe-reiten
  2. effektive Modelle für die Förderung von Lesegewohnheiten unter Kindern und Erwachse-nen in ländlichen Gebieten bestimmen
  3. die Auszubildenden auf die Vermittlung von relevanter Information für das Leben auf dem Lande vorzubereiten

Nach Beendigung der Ausbildung wurde damit gerechnet, daß

  1. die Teilnehmer ihr Verständnis für ihre Rollen und Funktionen wie auch ihre Beteiligung am Projekt verbessert haben
  2. alle Teilnehmer Wissen über den Charakter ländlicher Gemeinschaften in Nordostthailand erworben haben
  3. die Teilnehmer ihre Fähigkeit zur Durchführung von Aktivitäten mit dem Ziel der Förde-rung von weiterführende Ausbildung unter Kindern und Erwachsenen erweitert haben.

Die Verfahren umfaßten Vorträge und Diskussionen, Diskussionen in kleinen Gruppen, Vor-führungen und praktische Übungen.

Umsetzung:

Im Anschluß an den anfänglichen Workshop arbeitete vorher ausgebildetes Personal, das Projektkomitee und das die Projektmitarbeiter zusammen, um das im Workshop erworbene Wissen und ihre Fähigkeiten gemeinsam zu nutzen. Zielregionen wurden ausgewählt und Rei-sen zum Ort der Aktivitäten wurden unternommen. Am jeweiligen Ort arbeitete das vorher ausgebildete Personal an bestimmten Themen unter Beratung und Beaufsichtigung durch die Berater. Nach der Umsetzung erfolgte eine Evaluatierung.

Abgesehen vom oben beschriebenen Beispiel kann man informelles Training auch an den meisten Bibliotheksschulen in Thailand beobachten. Abhängig von der jeweiligen Lage kann hier eine Konzentration auf bestimmte Gruppen von Benachteiligten erfolgen. Studenten sind auch Schlüsselpersonal, das die Aktivitäten unter der Aufsicht und mit Beratung durch ihre Berater lenkt.

Informelles Training findet auch in Form von Seminaren und Workshops statt. Ein interes-santes Beispiel ist das Seminar über Informationsdienstleistungen für Behinderte, das vom Rajabhat Institute Ban Somdej Chaophraya vom 8. bis 9. Januar 1996 organisiert wurde. Ziele des Seminars waren:

  1. Bibliothekare, Informationsspezialisten, Lehrer und Erzieher in die Lage zu versetzen, be-hinderte Nutzer besser zu bedienen und zu erziehen.
  2. Spezifische Auswahlkriterien zu formulieren, die die Einzelnen in die Lage versetzen, pas-sende Materialien für behinderte Benutzer zu erkennen.
  3. Festlegung der Dienstleistungen und Ausbildung, die für diese Klientel bereitgestellt wer-den sollte.
  4. Information der Teilnehmer über den Reichtum an zugänglichen Informationsressourcen.

Das Seminar war höchst erfolgreich, da es das Bewußtsein bei den Informationsspezialisten in Thailand verstärkte.

Eine Herausforderung und Trends

Die 7. Fernost- und südpazifischen Meisterschaften für die Behinderten (Fespic), die im Ja-nuar 1999 abgehalten wurden, öffneten der Öffentlichkeit in Thailand vor kurzem die Augen. Es war eine goldene Gelegenheit für die Behinderten, sowohl ihre Leistungsfähigkeit als auch ihre Probleme in der Gesellschaft publik zu machen. Außerdem wurde die neue Verfassung, die ihr Augenmerk auf die Entwicklung menschlicher Ressourcen und Chancengleichheit lenkt, angenommen. Auch hat das Kabinett dem Vorschlag zugestimmt, dieses Jahr zum Jahr der Erziehung der Behinderten zu machen und ein Komitee eingesetzt, das die Entwicklung auf dem Gebiet der Behindertenerziehung entwickeln soll. Die Regierung plant, bis zum Jahr 2002 den Behinderten eine 12jährige Ausbildung zu ermöglichen. Die Regierung handelt da-bei entsprechend den Forderungen der Artikel 43 und 335 der Verfassung, Dienstleistungen für die Behinderten zu gewährleisten, sowie aufgrund der Ratifikation des UN-Vertrags über die Behinderten durch Thailand.

Der Fortschritt der Informationstechnologie ist eine weitere Herausforderung für thailändische Informationsspezialisten im Hinblick auf Informationsdienstleistungen für Behinderte. Neue Vorrichtungen für bestimmte benachteiligte Gruppen werden entwickelt und zwar insbeson-dere für Blinde, Taube und Körperbehinderte. Blinde erhalten Zugang zum Internet. Eine CAI-basierte Zeichensprache über bestimmte Themen wird für Taube und Hörbehinderte entwickelt.

Aufgrund dieser Veränderungen erwartet man von Lehrern, Erziehern, Bibliothekaren und Informationsspezialisten, daß sie Erziehung und Dienstleistungen für jeden Einzelnen, unab-hängig von seiner physischen und/oder geistigen Befindlichkeit zur Verfügung stellen. Dieser Teil der Bevölkerung wurde von diesen Berufsspezialisten teilweise aufgrund mangelnder Kenntnisse über ihre spezielle Bedürfnisse und Fähigkeiten zu viele Jahre lang übersehen.

Schlußfolgerung

Eine neue Dimension, die die Benachteiligten dazu ermutigt, mehr Selbstvertrauen zu haben und die ihnen mehr Gelegenheit zur eigenen Entwicklung bietet, muß formuliert werden. Die Frage ist, wer diese Aufgabe übernehmen wird. Die Frage ist noch nicht klar beantwortet. Es ist aber unvermeidlich, daß Informationsspezialisten diese Angelegenheit voranbringen und Sorge dafür tragen, daß etwas passiert. Aber wir sollten daran nicht allein arbeiten. Koopera-tion zwischen Fachleuten sollte sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene etabliert werden.

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Latest Revision: July 29, 1999 Copyright © 1995-2000
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