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An jedem Platz wurde die Benutzung aufgezeichnet und es wurden statistische Analysen erstellt, um die tatsächlichen Benutzungsprofile zu gewinnen. Zur Zeit führen wir Anschluß-studien mit Benutzern und Nichtbenutzern durch (mit Fragebögen und Interviews), um ein Verhaltensmodell zu entwickeln, das ihr Nutzungsverhalten erklärt, und das die Eigenschaften herausfiltert, die am meisten geschätzt werden. Die Modelle sollen schließlich zu Szenarien für weiterreichende Dienste mit elektronischen Zeitschriften fortentwickelt werden und die Verflechtungen zwischen Benutzern, Verlagen, Bibliotheken und anderen Beteiligten erhel-len.
Um die elektronische Ausgabe einer Zeitschrift zu erstellen, benötigt man die Artikel in ma-schinenlesbarer Form. Daher befragten wir die Autoren, ob sie nicht die Manuskripte auf Diskette liefern könnten und welche Vorteile dies hätte. Obwohl die Autoren im Bereich der Naturwissenschaften schon mehr an die Lieferung auf Diskette gewöhnt waren, waren die Autoren aller Fachgebiete dazu bereit und verstanden die Vorteile gleichermaßen: ihre Artikel wären fehlerfreier und der Veröffentlichungs-Prozeß wäre einfacher und effizienter.
Die Verleger müssen in diesem Zusammenhang in der Lage sein, für jeden Aufsatz eine ma-schinenlesbare Datei herzustellen. Beim Beginn des SuperJournal-Projekts (1996) konnten dies nur die Hälfte aller Verleger. Jetzt vertreibt SuperJournal regelmäßig elektronische Aus-gaben von 50 Zeitschriften, basierend auf Dateien, die die Verleger zur Verfügung stellen und keiner hat mehr Schwierigkeiten damit.
In den meisten Verlagshäusern findet gerade ein Strukturwandel des Produktionsprozesses statt; er betrifft die durchzuführenden Operationen, die beteiligten Prozesse, den Betriebsab-lauf und die Rolle der Belegschaft. In vielen Fällen wird gerade neu definiert, welche Arbeiten im Betrieb selbst erledigt werden sollen und welche den (Manuskript-)Lieferanten übertragen werden können. Während die Produktionsprozesse früher manuell abliefen, als die Lektoren und Herausgeber in Papiermanuskripten Markierungen und Zeichen anbrachten und sie dann den Setzern übergaben, sind die Systeme heute computerisiert. Verleger akzeptieren - ja, sie verlangen - Autoren-Manuskripte auf Disketten, sie lektorieren und editieren sie online und schicken die Texte auch als Datei zum Autor (zwecks Korrektur) zurück. Am Ende des Prozesses gibt es eine Datei für jeden Artikel in einem Standard-Format, das mehrere Nutzungen zuläßt. Die Systeme differieren zwar von Verlag zu Verlag, aber auf jeden Fall ist eine Millionen-Investition für Hardware, Software, Programm-Entwicklung und Mitarbeiter-Schulung erforderlich.
Elektronische Produktions-Systeme geben dem Verleger die Möglichkeit, elektronische Aus-gaben seiner gedruckten Zeitschriften zu entwickeln oder auch eine ganz und gar elektroni-sche Zeitschrift. Wie sich jeder Verleger entscheidet und was er mit den Dateien anstellt, ergibt sich aus seiner Einschätzung des Marktes und seiner langfristigen Veröffentlichungs-Strategie. Einige von ihnen erstellen elektronische Versionen ihrer Zeitschriften für ihre Web-Seite (vielleicht zunächst als Experiment), andere bieten ihre Publikationen über Zeitschrif-ten-Agenturen an und die größten unter ihnen bieten einen eigenen Online-Zeitschriften-Liefer-Dienst an. Alle testen den Markt, um zu ergründen, ob die Leser wirklich elektronische Ausgaben wünschen, ob die Bibliotheken sie anbieten und wie man ihre Bedeutung und ihren Preis im Vergleich zu gedruckten Ausgaben gestalten soll.
Die Bibliotheken können eine zunehmende Anzahl von elektronischen Zeitschriften aus einer Vielzahl von Quellen erwarten. Typischerweise werden sie die gedruckte Ausgabe direkt ab-bilden, der Volltext der Artikel wird im PDF-Format gespeichert sein. Einige Firmen werden auch Volltext im HTML-Format anbieten, aber das erfordert mehr Investitionen und mehr Arbeit. In den meisten Fällen werden die Backfiles etwa 1995 oder 1996 beginnen, weil nur wenige Verleger sie eigens retrospektiv erstellen. Im großen und ganzen ist das genau was die Wissenschaftler wollen: einfacher Zugriff auf den Volltext und ein gewisser Backfile-Umfang.
Die Zeit, die ein Aufsatz bis zur Veröffentlichung benötigt, variiert beträchtlich von Zeit-schrift zu Zeitschrift. Zwei Punkte in diesem Prozeß sind entscheidend: die Begutachtung (peer review) der eingereichten Manuskripte durch Fach-Wissenschaftler und der Produk-tionsprozeß im Verlag samt Vertrieb. Für eine typische bio-wissenschaftliche Zeitschrift kann der Publikations-Zeitraum 6 Monate betragen, davon 2 Monate für die Begutachtung. Für eine geistes- oder sozialwissenschaftliche Zeitschrift sind die Veröffentlichungs-Zeiträume typi-scherweise noch länger, z.B. zwischen 9 und 18 Monaten, davon 4-6 Monate für die Begut-achtung.
Die meisten Verleger legen den Schwerpunkt auf den Produktionsprozeß, wenn die Zeiträume verringert werden sollen. Durch die Einführung elektronischer Herstellungsverfahren kann die Produktionszeit um 1-2 Monate gesenkt werden. Eine bio-wissenschaftliche Zeitschrift, deren Herstellungszeit vorher 6 Monate betrug, kann nun in 4-5 Monaten produziert werden. Wenn man die längere Begutachtungs-Zeit bei den Geistes- und Sozialwissenschaften berücksich-tigt, kann dort die Produktionszeit auf 6-9 Monate gesenkt reduziert werden. Das konfrontiert den Verleger jedoch immer noch mit dem Problem, des drei- bis neunmonatigen Rückstands bei der Veröffentlichung von Manuskripten. Üblicherweise führen die Verleger die elektroni-schen Produktionsprozesse stufenweise ein und die Produktionszeit verringert sich eher nach und nach und nicht abrupt - und sie wird sich zuerst in denjenigen Sachgebieten reduzieren, in denen der größte Veröffentlichungs-Druck herrscht.
Im Gegensatz dazu gab es im Gutachterwesen kaum Veränderungen. Einzelne Verleger expe-rimentieren mit einzelnen Zeitschriften, aber eigentlich hängt fast alles vom Alter des Ver-legers und vom Alter der Gutachter ab. Begutachtung ist ein intellektueller Prozeß: die Gut-achter müssen die Beiträge lesen und kritisch werten, vielfach müssen die Autoren dann den Beitrag nochmals überarbeiten und es kann mehrere Wiederholungen dieses Vorgangs geben. Aus diesem Grund kann man höchstens beim (elektronischen) Transport der Manuskripte Zeit sparen und das hat kaum Einfluß auf die Veröffentlichungszeit.
Es gibt aber einen anderen Weg auf dem die Veröffentlichungszeit verringert werden kann: man kann die Artikel elektronisch zur Verfügung stellen, wenn die Begutachtung und die Korrekturen des Autors stattgefunden haben. So plaziert z.B. die American Chemical Society Artikel auf ihrer Web-Seite auf einer „Sobald sie veröffentlichungsfähig sind"-Grundlage (As soon as publishable /ASAP) und damit sind sie 2 bis 11 Wochen vor der gedruckten Ausgabe verfügbar. Jedoch verfolgen Nature und Science und die sehr profilierten medizinischen Zeit-schriften eine Embargo-Politik: die gedruckte und die elektronische Ausgabe eines Heftes werden zu einem vereinbarten Datum simultan ausgeliefert, so daß niemand den unfairen Vorteil hat, eine wichtige Entdeckung früher als andere zu kennen. Die Praxis wird wahr-scheinlich weiterhin variieren, aber die Verleger benutzen verstärkt die current awareness-Dienste, damit sichergestellt ist, daß die Leser Kenntnis von den Aufsätzen erhalten, sobald sie erschienen sind.
Wir haben unseren Benutzern vier Gruppen von Fachzeitschriften angeboten, von denen jede Gruppe etwa 12 Zeitschriften umfaßte. Die Benutzer bezeichneten die Zeitschriftenauswahl für die Gruppen als richtig, sie würden aber eine umfangreichere Auswahl von Zeitschriften ihrer Disziplin bevorzugen, sowie die Möglichkeit, sich daraus ein eigenes ‚Set' für eine Ein-stiegssuche zu generieren. Vor allem wollen sie einen nahtlosen Zugang zur Zeitschriftenbe-nutzung: sie wollen eine umfassende Suche starten können, dann die Abstracts prüfen und dann den Volltext von bestimmten Aufsätzen auf den Bildschirm holen können, zugleich mit der Möglichkeit, die Aufsätze, die in den Literaturangaben verzeichnet sind, auch zu lesen. Ebenso sind sie daran interessiert, auf der Basis eines persönlichen Profils, unaufgefordert regelmäßig darüber informiert zu werden, was veröffentlicht wurde; sie sind jedoch kaum scharf auf Multimedia und anderen Firlefanz.
Damit wirklich integrierte Dienste entstehen, sind zwei Dinge notwendig: Menge (d.h. eine kritische Masse von Titeln muß erreicht werden) und das nahtlose Hin- und Herschalten zwi-schen den Titeln. Was die Menge betrifft, so entwickeln die größeren Verlage gerade ihre eigenen Dienste, z.B. Academic Press ‚IDEAL', Elsevier ‚Science Direct' und Springer ‚LINK'. Je mehr Zeitschriften diese Verlage veröffentlichen, desto mehr Zeitschriften können als kritische Masse in ihr Angebot für den Markt einfließen. Die kleineren Verlage experimentieren damit, ihre Zeitschriften zusammen mit Partnern unterschiedlicher Typen an-zubieten, um die kritische Masse zu erreichen.
Die ersten integrierten Systeme, die sowohl Menge als auch nahtlosen Zugriff anbieten, erscheinen jetzt auf dem Markt. ‚High Wire Press' der Stanford University erlaubt das wech-selseitige Hin- und Herschalten zwischen Zeitschriften. Jedoch haben sie ein klares Programm und konzentrieren sich auf Zeitschriften wissenschaftlicher Organisationen, Zeitschriften kommerzieller Verleger sind ausgeschlossen. Das ist zwar ein Weg, um einen Dienst mit kleinem Umfang zu etablieren und um technische Probleme zusammen mit gleichgesinnten Verlegern zu lösen, aber langfristig wünschen die Leser Zugriff zu allen Zeitschriften, egal woher sie kommen. ‚ChemPort' von ACS/CAS und IOP's ‚Electronic Journal Service' sind vielleicht bessere Beispiele für die zukünftigen Trends: Integration einer etablierten bibliogra-phischen Datenbank mit Volltext-Artikeln von vielen Verlegern, um nahtloses Suchen, Ansehen, Verknüpfen und Vorwärts-Verketten innerhalb einer ausgedehnten Disziplin zu ermöglichen.
Die Bemühungen um die Verknüpfungsmöglichkeiten beginnen gerade erst. Es hat bisher keinen großen Durchbruch gegeben, da viele aktuelle Aufsätze ältere Literatur zitieren, die oft nicht in der Datenbank enthalten ist, die man aber in maschinenlesbarer Form braucht, um die Verknüpfung zu generieren. Nun, da die großen Backfiles erstellt werden und Normen wie der Digital Object Identifier (DOI) bereitstehen, um Dokumente eindeutig zu identifizieren und das Copyright-Management zu erleichtern, wird das Verknüpfen technisch möglich. Projekte wie ‚Red Sage' und das SuperJournal, die die Kommunikation zwischen den Verle-gern stimulieren, bilden die Vertrauensbasis, die notwendig ist, um eine langfristige Zusam-menarbeit zur Etablierung von Verknüpfungstechniken zu gewährleisten.
Bibliotheken müssen sich darauf einstellen, daß zunächst eine Vielzahl von Agenturen und Sammelstellen elektronische Zeitschriftendienste anbieten werden. Aber nach und nach wer-den sich einige integrierte fachwissenschaftliche Kerndienste herauskristallisieren, die die Benutzerbedürfnisse in ihrer Disziplin am besten bedienen. Die Dienste werden sich von Disziplin zu Disziplin in bezug auf die ‚Mehrwertdienste' unterscheiden und sie werden den Charakter und die Prägung der abgedeckten Zeitschriften bewahren. Es ist unwahrscheinlich, daß ein monolithischer und homogener Zeitschriftendienst das Rennen machen wird.