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   64th IFLA General Conference
   August 16 - August 21, 1998

 


Code Number: 055-137-G
Division Number: III.
Professional Group: Public Libraries
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 137.
Simultaneous Interpretation:   Yes

Das „Projekt Modellbibliothek" - Ein Weg Zur Verwirklichung Des „Public Library Manifesto" Der UNESCO

Kerstin Hassner
Ljusdal Kommun Kansliet
Ljusdal, Sweden


Zusammenfassung:

Kann eine kleine, dünne Broschüre, können wenige Seiten konzentrierten, visionären Textes ein flammendes Manifest werden, ein Vorbild für alle Bibliothekare der Welt? Kann es eine gemeinsame, weltumspannende Sicht der Öffentlichen Bibliotheken vermitteln, jetzt, da das Jahrzehnt sich seinem Ende zuneigt? Wir befinden uns inmitten einer Welt, die sich von Grund auf ändert in einem Tempo, das für viele von uns schwer verständlich ist.


Paper:

Das dritte „Public library manifesto" der UNESCO wurde 1994 verabschiedet. Kann dieses Dokument heutzutage wirklich seinen Zweck erfüllen - Grundideen zu verbreiten zur Arbeit Öffentlicher Bibliotheken im schwedischen Ljusdal oder 10100 km weiter südlich, in Bulawayo in Zimbabwe?

Ohne jeden Zweifel haben die Manifeste von 1949 und 1972 in vielen Ländern beigetragen zu besserem Verständnis der Bedeutung Öffentlicher Bibliotheken für Demokratie und Erziehung, sowohl auf zentraler wie auf lokaler Ebene.

Im Jahre 1949 wie auch im Jahre 1998 ist das „Public library manifesto" der UNESCO ein Dokument von Ideen. Um diese Ideen in die Praxis umzusetzen, initiierte die UNESCO in den 50er Jahren drei sogenannte „Modell-" oder „Pilotbibliotheken".

Die erste Modellbibliothek wurde 1951 in Neu-Delhi eröffnet. Sie sollte im Geist des Manifests wirken, als Vorbild für Bibliotheksentwicklungen in anderen Ländern dienen und ähnliche Entwicklungen inspirieren. Finanziert wurde das Projekt von der UNESCO und der Indischen Regierung.

Später wurden Modellbibliotheken eingerichtet an der Columbia University in Medellín und in Enugu in Nigeria.

Diese drei Modellbibliotheken waren ein Schritt der UNESCO bei ihren Bemühungen, Erziehungs- und Kulturinstitutionen in der Dritten Welt einzurichten.

Jetzt, mit der Verabschiedung des dritten „Public library manifesto 1994" der UNESCO, haben wir erneut ein internationales Dokument, das erstrebenswerte Ziele beschreibt für allgemeine Bibliotheksentwicklungen in allen Mitgliedsstaaten, selbst wenn die Wege zu diesen Zielen von unterschiedlicher Länge sind.

Drei Bibliotheken waren Modellbibliotheken. Welche Wirkung hatten sie, und was ist gesche-hen? Besteht Bedarf an weiteren Modellbibliotheken?

Das „Public library manifesto 1994" der UNESCO ist in Form einer Deklaration abgefaßt und daher nicht bindend. Es erfüllt noch immer seinen Zweck als wichtige Grundlage für die Bibliotheksdebatte und als Maßstab für die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken in Schweden und der Welt.

Der Schwedische Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten vertritt die Auffassung, daß die verhältnismäßig wohlhabenden Länder die große Verpflichtung haben, als Vorbilder zu dienen bei der weiteren Bibliotheksentwicklung im Geiste des Manifests. Schweden sollte an dieser Arbeit aktiv teilnehmen und sie vorantreiben, sowohl im nationalen wie im internationalen Rahmen.

Der Schwedische Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten hat daher die Initiative ergriffen, auf der Grundlage des Manifests eine Modellbibliothek in Schweden einzurichten, die als gutes Beispiel dienen soll.

Im Herbst 1995 wandte sich Barbro Thomas vom Schwedischen Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten an die Stadtverwaltung Ljusdal mit der Frage, ob die Stadtbibliothek Ljusdal eine Modellbibliothek für Schweden und die Welt sein wolle, als nationales und internationales Vorbild dienen wolle.

Natürlich haben wir von der Stadtverwaltung Ljusdal uns sehr gefreut über diese Möglichkeit. Sowohl Beamte als auch Politiker zeigten große Freude und Aufgeschlossenheit anläßlich dieser Wahl. Man entschied, daß die Angelegenheit auf höchster politischer Ebene behandelt werden solle, und das Angebot wurde vom Stadtrat der Stadtverwaltung Ljusdal angenommen.

Nach Auffassung des Schwedischen Nationalrats für Kulturelle Angelegenheiten soll das Projekt Folgendes umfassen:

Erfahrungen aus früheren Projekten sollen genutzt werden. Regelmäßig wird Rechenschaft abgelegt, und die Ergebnisse sollen die Grundlage bilden für Diskussionen, Konferenzen und Seminare sowohl innerhalb der schwedischen wie auch der internationalen bibliothekarischen Welt.

Für dieses Projekt wurde in einer kleinen oder mittelgroßen Stadt in Schweden eine bereits vorhandene Bibliothek gesucht, die gute Räumlichkeiten und andere Voraussetzungen bot. Der Vorstand des Schwedischen Nationalrats für Kulturelle Angelegenheiten entschied, daß die Bibliothek in Ljusdal Alles habe, um als schwedische Modellbibliothek zu dienen. Die Ent-scheidung für Ljusdal ist sehr freundlich aus Sicht der Stadtverwaltung, doch ebenso leicht hätte irgendeine andere der schwedischen Städte mit vorzüglichem Bibliothekssystem gewählt werden können. Der erste praktische Schritt bestand darin, daß eine Person, die der Bibliothek Ljusdal unbe-kannt war, deren Arbeit eine Woche lang untersuchte vor dem Hintergrund der Ziele des „Public library manifesto 1994" der UNESCO.

Das nicht unerwartete Ergebnis der Untersuchung zeigte, daß die Öffentliche Bibliothek Ljusdal in allen wesentlichen Aspekten den Vorstellungen des Manifests entspricht.

Trotzdem gibt es eine Reihe von Punkten, in denen die Bibliothek Ljusdal nicht den Zielen des Manifests entspricht und wo sie besser sein könnte.

Die Budgets der Schulbibliotheken sind unzureichend, und es besteht die große Gefahr, daß sie an Niveau verlieren. Videofilme und CDs sind eine immer wichtiger werdende Ergänzung für Bücher und sollten in einer Bibliothek vorhanden sein, damit sie neue Nutzergruppen erreicht.

Das UNESCO-Manifest besagt auch, daß den Personen, die aus irgendeinem Grund nicht selbst in die Bibliothek kommen können, spezielle Dienstleistungen angeboten werden sollen. Die Bibliothek Ljusdal muß Maßnahmen planen, um diesen Personen zu helfen. Die Bibliothek sollte auch die Lesefähigkeit in der schwedischen Gesellschaft berücksichtigen. Schwedische Bibliotheken, auch die in Ljusdal, sollten Strategien entwickeln, um Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zu erreichen.

Im Jahr 1997 verabschiedete das Komitee für Künste und Freizeit ein Durchführungsprogramm für Künste und Freizeit. Arbeitsgruppen innerhalb des Amtes hatten die Aufgabe, das Pro-gramm umzusetzen in durchführbare Maßnahmen, wobei sie gleichzeitig die bibliothekarischen Zielvorstellungen des „Public library manifesto 1994" der UNESCO berücksichtigen mußten.

Dies führte z.B. dazu, daß

Die Ziele des Manifests dienen somit als Leitlinien für die Mitarbeiter, wenn sie operative Pläne und Zielvorstellungen entwickeln.

In vielen verschiedenen Zusammenhängen ist es wichtig, aus dem Manifest zu zitieren oder sich darauf zu beziehen. Dies ist eine Aufgabe für diejenigen von uns, die „an der Front" arbeiten, wo es erforderlich ist, über das Manifest und seinen Inhalt so oft wie möglich zu sprechen. Wichtig ist dies, wenn wir Budgetfragen mit den Politikern besprechen oder bei verschiedenen Gelegenheiten die Aufgaben der Bibliothek beschreiben. Wir können weder bei Politikern noch Beamten voraussetzen, daß das Manifest allgemein bekannt ist. Ich glaube, daß es die Aufgabe von uns Führungskräften ist, das Bibliotheksmanifest bekannt zu machen und dafür zu sorgen, daß es bei unserer Arbeit praktisch umgesetzt wird.

Es ist tatsächlich möglich, aus dem Manifest in vielen verschiedenen Zusammenhängen zu zitieren.

Meiner Meinung nach sind in Zukunft unsere wichtigsten Aufgaben in Ljusdal:

Ich glaube auch, daß unsere Arbeit mit dem „Public library manifesto 1994" der UNESCO dazu führte, daß Arbeit und Aufgaben der Bibliothek den Entscheidungsträgern verständlicher wurden.

Als die Stadtverwaltung Ljusdal 1998 reorganisiert wurde, hat man die Ämter auf vier Tätig-keitsfelder verteilt:

Mit der Vorstellung, daß Kulturpolitik aus ihrer Randstellung in das Zentrum der Entscheidun-gen rücken solle, wurde Kultur angesiedelt beim allgemeinen Tätigkeitsbereich. Wir von der Stadtverwaltung Ljusdal sind stark beeinflußt worden von den Ideen in dem Werk „Ourr creative diversity" [„report of the World Commission on Culture and Development", ver-öffentlicht 1996 in zweiter Auflage von der UNESCO], daß nämlich Kultur alle Tätigkeiten in der Stadtverwaltung kennzeichnen solle.

Die Bibliotheken wurden ebenfalls beim allgemeinen Tätigkeitsbereich untergebracht, weil unsere Politiker in Ljusdal die Bibliothek als Kernbereich der Demokratie sehen, nicht als Freizeit- oder nur Erziehungsthema.

Ein gutes Bibliotheksnetz ist von sehr großer Bedeutung für Demokratie und Meinungsfreiheit in großen, ländlich geprägten Gemeinden wie Ljusdal.

Die Bibliothek wird aus Steuermitteln finanziert. Menschen, die nicht in Städten leben, haben das gleiche Recht auf Bücher und Informationen wie jene, die zentraler leben.

Die Bibliothek ist das Wohnzimmer unserer Stadt, ihr Informationszentrum, ihre Erholungs-möglichkeit, ihr Treffpunkt, wo man Zugang zu unserer Vergangenheit und Zukunft hat.

Es ist ebenfalls die Absicht des Schwedischen Nationalrats für Kulturelle Angelegenheiten, daß die Bibliothek von Ljusdal in einem internationalen Netzwerk mitarbeitet.

Die Stadtverwaltung wollte an dieser Entwicklungsarbeit ihre estnische Partnerstadt Vinni beteiligen, die in Lääne-Viiruma liegt. Der Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten und Ljusdal hatten früher schon Verbindungen zu Portugal, und auch eine Kleinstadt in Nordportu-gal, Vila Verde bei Porto, wurde beteiligt.

Als Bibliothek in der Dritten Welt wurde die Mzilikazi Memorial Library in Bula-wayo/Zimbabwe ausgewählt.

Diese Bibliotheken wurden dem Projekt Modellbibliothek durch ein Netzwerk angeschlossen, das sich „UNET UNESCO Netzwerk Modellbibliothek" [UNET UNESCO Model Library Network] nennt.

1997 wurde die Öffentliche Bibliothek von Badalona, nahe Barcelona in Katalonien/Spanien, angeschlossen.

Eine Untersuchung wie die in der Stadtbibliothek Ljusdal wurde auch in diesen Bibliotheken durchgeführt. Diese Arbeit ist gerade erst beendet, und es ist geplant, diese Untersuchungen zu vergleichen. Sie sollen nicht untereinander verglichen werden, sondern in Beziehung auf die Entwicklung und die Situation in den jeweiligen Ländern.

Die Untersuchungen weichen sehr voneinander ab, aber wir wollen versuchen, die Ergebnisse zu vergleichen. Wir müssen versuchen, eine Antwort zu finden auf die Frage, ob und wie Bibliotheken in verschiedenen Ländern den Zielen des „Public library manifesto 1994" der UNESCO entsprechen.

Diejenigen von uns, die am UNET mitarbeiten, dem Netzwerk der Modellbibliotheken, sehen unsere Tätigkeit als einen Prozess der Zusammenarbeit, bei dem wir durch Erfahrungsaustausch und mit dem „Public library manifesto 1994" der UNESCO als Grundlage einander unter-stützen, ermutigen und anregen können bei der Entwicklung bibliothekarischer Tätigkeiten in unseren Ländern.

Bei unseren Begegnungen merken wir, daß unsere Alltagsprobleme, Fragen, Schwierigkeiten und Gedanken sehr ähnlich sind, trotz der Tatsache, daß wir aus unterschiedlichen Kulturen und materiellen Verhältnissen kommen.

Dank der Finanzierung durch den Schwedischen Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten, das Schwedische Institut für Kulturellen Austausch mit dem Ausland und die EU hatte das Personal der Bibliotheken Gelegenheit, die jeweils anderen Bibliotheken zu besuchen, Studien-fahrten zu machen, aber auch praktische Erfahrungen zu sammeln. Das Personal der Bibliothek von Ljusdal hat alle Bibliotheken außer der in Badalona besucht. Zwei Bibliothekare aus Vinni in Estland haben eine Woche in Ljusdal gearbeitet, ebenso Bibliothekare aus Portugal und Zimbabwe.

1997 nahmen wir an der Internationalen Buchmesse in Harare teil. Während der „Indaba" (das heißt: bedeutendes Treffen), die die Buchmesse eröffnete, wurde ein Seminar der SAB (der Schwedische Verband Öffentlicher Bibliotheken) veranstaltet mit dem Titel „,Public library manifesto 1994' der UNESCO - Worte oder Wirklichkeit?" Das Seminar wurde sehr gut angenommen und von etwa 150 Bibliothekaren besucht, die meisten kamen aus Afrika.

Es gab eine intensive Diskussion über die Bedeutung des Manifests für die Länder Afrikas und anderer Teile der Welt.

Während dieses Seminars wurden Bulawayos Beteiligung am UNET und unsere gemeinsame Arbeit ebenfalls sehr ausführlich vorgestellt. Ein Seminar mit gleichem Titel wurde ebenfalls bei der großen UNESCO-Konferenz in Stock-holm Ende März 1998 abgehalten - „Macht der Kultur", der „Konferenz Mehrerer Regierungen zu Kulturellen Entwicklungsmethoden".

Durch Zuschüsse der Schwedischen Internationalen Entwicklungsagentur konnten wir der Mzilikazi Memorial Library in Bulawayo die Anschaffung eines Faxgeräts ermöglichen. Damit sind unsere Kommunikationsmöglichkeiten jetzt viel besser als vorher. Ebenso wurde eine Diskussion darüber begonnen, wie man Mittel beschaffen könne, um einen Internet-Anschluß in der Bibliothek in Bulawayo einzurichten.

Bibliothekare aus Ljusdal haben in Estland und Portugal gearbeitet und Seminare abgehalten.

Wir haben an einem politischen Seiminar in Estland teilgenommen, um das „Public library manifesto 1994" der UNESCO, seine Ideen und die Arbeit im Netzwerk zu beschreiben

Jährlich wird ein großes UNET-Treffen abgehalten, bei dem wir unsere Arbeit besprechen und was wir in der näheren Zukunft gemeinsam tun wollen. Bisher hatten wir zwei solcher Treffen. Das dritte wird Anfang Dezember 1998 in Ljusdal stattfinden.

Besonders praktisch und nutzbringend finden wir Seminare für das UNET-Personal zu sehr speziellen Themen im bibliothekarischen Bereich.

Das erste Seminarthema betraf die Zusammenarbeit zwischen Öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken, eine sehr wichtige Frage in kleinen und mittelgroßen Städten. Das Seminar wurde im April 1998 abgehalten, und wir hatten dabei auch Gelegenheit, einen Blick auf das Manifest zu Schulbibliotheken zu werfen, an dem das Komitee für Schulbibliotheken der IFLA arbeitet. Wir hoffen zuversichtlich, daß UNET, das an der Weiterentwicklung des „Public library manifesto" arbeitet, eng mit denjenigen zusammenwirken kann, die das Manifest zu Schulbibliotheken erarbeiten. Öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken sind eng mitein-ander verbunden und voneinander abhängig bei der Verwirklichung guter bibliothekarischer Arbeit auf lokaler Ebene.

Wir aus Ljusdal wurden beispielsweise nach Portugal eingeladen, um unsere Ansichten über Themen bzw. die Arbeit an Problemen von Öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken zu vorzustellen.

Was ich hier beschrieben habe, sind Beispiele, wie Erfahrungen ausgetauscht werden und zu Entwicklungen führen können. Es geht keinesfalls darum, daß Ljusdal oder irgendeine andere Bibliothek ihre Ideen, Arbeitsmethoden usw. irgendeiner anderen Bibliothek in irgendeinem anderen Land aufzwingt. Wir arbeiten an möglichen Verfahren zum Erfahrungsaustausch, um gemeinsam mit Hilfe des Manifests Ideen zu finden, die wir in unseren eigenen Ländern kultivieren können, in jenen anderen Ländern und unter ihren speziellen Gegebenheiten.

Wir wollen ebenfalls eine schwedische Debatte in Gang bringen. In gewissem Ausmaß ist dies dadurch geschehen, daß wir an einer Reihe von Seminaren teilgenommen und unsere Arbeit beschrieben haben.

Diese Anregung einer schwedischen Debatte wird im September dieses Jahres richtig beginnen mit einer Reihe von „Ljusdal-Seminaren". Beim ersten Seminar soll ein Dialog über die ideologischen Grundlagen der Öffentlichen Bibliotheken geführt werden. Wie tief sind Öffentli-che Bibliotheken im Bewußtsein von Kommunalpolitikern heute verankert? Welche Biblio-theksideologie haben unsere Beamten und andere Bibliotheksvertreter?

Die Absicht eines Seminars wie diesem ist es, die Bedeutung der Existenz von Öffentlichen Bibliotheken allgemein zu betonen.

Welche Ergebnisse sind erkennbar in Ljusdal nach drei Jahren als Modellbibliothek im UNET?

Zum einen meine ich, daß das Verständnis für die Bedeutung und die Rolle der Öffentlichen Bibliotheken bei den beteiligten Gemeindepolitikern gewachsen ist. Öffentlichkeit, Politiker und Beamte sind sich der Rolle der Bibliothek in der heutigen Gesellschaft stärker bewußt. In einigen Städten ist auch erkennbar, daß sich das Ansehen der Bibliothek deutlich erhöht hat.

Für das Bibliothekspersonal ist es sehr nützlich, anregend, bildend und äußerst wichtig, aif internationaler Ebene zu arbeiten, internationae Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten. Dies bedeutet, daß wir unsere Arbeit durch die Augen Anderer sehen, und dies ist notwendig bei der Suche nach neuen Lösungen, die wir benötigen, um mit dem Aufgaben der Zukunft fertig zu werden.

Das „Public library manifesto 1994" der UNESCO wird durch unsere Arbeit lebendig erhalten. Es ist kein „Schubladenprodukt" für unsere Städte, sondern kann ein richtiges Werkzeug sein im Dialog mit Entscheidungsträgern und Anderen. Wir können dieses Arbeitsinstrument anderen Städten vermitteln und das Manifest so mit Leben erfüllen.

Wenn die Arbeit des UNET fortdauern und sich entwickeln soll, ist es von großer Bedeutung, daß diese Arbeit unter die Fittiche der UNESCO kommt.

Das UNET hat in sehr kleinem Rahmen in wenigen kleinen Städten in fünf verschiedenen Ländern begonnen.

Wir haben die Vision, daß dies nur der Beginn eines weitaus größeren Netzwerks ist.

Wir haben in sehr kleinem Rahmen begonnen - vielleicht ist es an der Zeit, die Anzahl der Teilnehmerländer am Netzwerk zu erhöhen.

Die Bibliotheken in den Teilnehmerländern können vielleicht ihre eigenen nationalen Netzwer-ke aufbauen mit sich selbst im Zentrum und dem Ziel, im Geiste des „Public library manifesto 1994" der UNESCO zu arbeiten.

Wir müssen auch sicherstellen, daß besondere Gelder für das Projekt bereitgestellt werden. Es bedeutet harte Arbeit, finanzielle Unterstützung und Sponsoren zu finden für jeden Austausch, jede Konferenz.

Welches Ergebnis wird die Untersuchung der verschiedenen Bibliotheken erbringen? Daß bibliothekarische Entwicklung eine ökonomische Frage ist oder eine Frage von Bereitschaft, Prioritäten und Ideologie?

Ich persönlich glaube, daß das „Public library manifesto 1994" der UNESCO ein sehr wichtiges Dokument für Bibliotheksarbeit in der ganzen Welt ist. Aber ich meine, wir Beamte müssen uns darüber im klaren sein, daß die Bedeutung dieses Dokuments nicht jedem verständlich ist. Es liegt ganz und gar bei uns, die wir für Bibliotheksarbeit auf lokaler Ebene verantwortlich sind, dafür zu sorgen, daß die Gedanken des Manifests Wirkung zeigen. Wir müssen auf die Existenz des Manifests hinweisen, daraus zitieren, es bei Treffen mit Entscheidungsträgern nutzen, unsere Kollegen ermuntern, es zu lesen, darüber nachzudenken und die Gedanken des Manifests zu verwirklichen.

Es ist kein schlechter Gedanke, eine Bibliothek, die man etwas näher betrachten kann, zu untersuchen in Beziehung auf das Manifest. Wie funktioniert eine durchschnittliche Bibliothek in Nordeuropa, in Südeuropa, in Afrika, in Osteuropa usw.?

Indem erneut eine Modellbibliothek ausgewählt wurde - auch wenn es diesmal der Nationalrat für Kulturelle Angelegenheiten tat und nicht die UNESCO -, wollten wir in der Praxis fest-stellen, ob das Manifest eine wichtige und aktive Rolle spielen kann bei bibliothekarischer Arbeit überall in der Welt.

Heute ist Schwung im UNET - und wer weiß, in wenigen Jahren haben wir vielleicht mehr als fünf Bibliotheken, die daran arbeiten, Bibliotheken zu werden, die die Ziele des „Public library manifesto 1994" der UNESCO verwirklichen.

Die Arbeit des UNET ist eine Methode, die Gedanken des „Public library manifesto 1994" der UNESCO zu verwirklichen und weiterzuführen.