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63rd IFLA General Conference - Conference Programme and Proceedings - August 31- September 5, 1997

Kurzer Abriß über das Ziel einer Kinder- kultur in Dänemark

Bente Buchhave
Royal School of Librarianship,
Aalborg Branch,
Aalborg, Denmark


Zusammenfassung:

Im Jahre 1997 können die dänischen Konzepte einer Kinder- kultur die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen unterstützen.; aber immer noch ist dies eine Frage von Visionen, der nachgegangen und die auf lokaler und nationaler Ebene in Handlung umgesetzt werden muß.

Es geht ebenfalls um die Frage, wie diese Fähigkeit mit der Absicht, sie auf natürliche Art und Weise in das Alltagsleben der Kinder zu integrieren, sichtbar gemacht werden kann. Ob es dabei um die Integration in die Familie geht, in das Wohnumfeld, in die Kindertagesstätte, in die Schule oder in die vielen Freizeitaktivitäten.

In den neunziger Jahren erleben Einrichtungen für Kinder große Veränderungsprozesse, die durch eine veränderte Situation in der Gesellschaft verursacht werden, die notwendigerweise eine neue Auslese und Prioritäten er-fordert. Ein Beispiel stellen die öffentlichen Bibliotheken dar, deren demokratische Grundidee und traditionelle Materialzusammensetzung dem Zeitdruck auf die Freizeit der Kinder, ihren Familienverhältnissen und ihrer Faszination gegenüber den neuen elektronischen Medien angepasst werden muß.

Kinder und Jugendliche werden nicht von einer engen, realistischen Wahrnehmung eingeengt. Sie konzentrieren sich auf Möglichkeiten und möchten in einer Art Test aktiv teilnehmen. Kinder und Jugendliche möchten gerne einen direkten Einfluß auf ihr Alltagsleben haben. Es ist das Ziel gesetzt,in Form einer interessanteren und wichtigeren Struktur und Inhalt konkrete Veränderungen durchzuführen.


Der Abriß über die dänische Kinderkultur wird hauptsächlich in der Gestalt eines allgemein gehaltenen Berichts mit Betonung auf der aktiven Teilnahme von Kindern am kulturellen Leben im Jahre 1997 erscheinen.

Meine Ansichten basieren auf der kulturell-ministeriellen Arbeit mit Kindern, Jugend und Kultur. Eine Arbeit, die sich neben anderen auch in der Planungsgruppe für Kinder und Kultur manifestiert: es handelt sich hierbei um ein Kommitee des Kultusministeriums, das sich mit Kindern, Jugendlichen und Kultur beschäftigt. Seit August 1994 bin ich als Vorsitzende dieses Kommitees, das im Jahre 1975 gegründet wurde, tätig.

Ich beabsichtige, meine Ansichten in bezug auf die aktuelle Rolle der öffentlichen Bibliothek als eine öffentliche Kultureinrichtung zu konkretisieren. Als Hintergrund dient mir dabei meine 17jährige Berufserfahrung als Kinderbibliothekarin und Leiterin einer Kinderbibliothek sowie die Teilnahme an verschiedenen Kommitees. Zur Zeit bin ich die Vorsitzende des Kommitees, das sich innerhalb der Danish National Library Authority mit Kinderbibliotheken beschäftigt, als auch die Vorsitzende desjenigen Kommitees, das die aktive Teilnahme von Kindern an der Gesellschaft, soweit es die Bibliotheken betrifft, auswertet(Projektzeitraum 1995 - 1997).

Ein Bericht: Kinderkultur - Kinderbibliothek in den 90ziger Jahren

Es ist das Jahr 1995.
Das interministerielle Kinderkommitee führt das Projekt "Neue Initiativen zur Förderung der aktiven Teilnahme von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben" durch. Die Bibliotheken dienen als Beispiel für den institutionellen Raum.

Eine örtliche Bibliothek in Jutland versucht sich als Bibliotheksexperiment. Als Motivation dient der Umstand, daß Bibliotheken trotz umfangreicher Erneuerungsmaßnahmen nicht erfolgreich waren, Jugendliche als führende Entleihergruppe zu behalten. Die Bibliotheken führen jetzt ein Experiment mit einer von Benutzern kontrollierten Zweigstelle durch.

Eine ortsansässige Schule startet einen Kulturplan. Die lokale Kooperation zwischen Schule und Bibliothek bedeutet, daß die öffentliche Bibliothek als Ort für ein praktisches Training während der Schulstunden dient, und daß der Kulturplan in einer Versuchsphase den Ausstattungsplan übernimmt, die Aktivitäten um Anordnungen und Ausstellungen ebenso die Materialauswahl für die Gruppe der 12-16jährigen.

Eine lokale Kulturpolitik. Eine lokale Bibliothek. Ein lokales Profil im engen Dialog mit Kindern und Jugendlichen von der Idee an bis hin zur Aktion. Ein Projekt, innerhalb dessen die lokale und die ministerielle Ebene gemeinsam nach neuen Methoden und Strategien innnerhalb der kulturellen Umgebung von Kindern suchen.

Kinderkultur 1997 - ein historischer Ausblick

Die Bedingungen für eine kindgerechte kulturelle Arbeit sind zu jeder Zeit eng verwandt mit der Art, in der die Gesellschaft Kinder und Kultur sowie die Prinzipien der Kulturorganisation betrachtet.

Um die Kinderkultur im Jahre 1997 zu verstehen, muß man sie in einen historischen Prozeß einbetten, in dem die kulturellen Angelegenheiten jener Zeit die Voraussetzun- gen für Entwicklung genau festlegten.

Das Dänische Kultusministerium wurde 1961 gegründet. Zu jener Zeit basierten die Ansichten über Kultur auf Erziehung und kulturellem Hintergrund, z. B. wurde Kultur als ein Ganzes gesehen, das die Menschen zu demokratisieren wünschten. Das Bestreben war, daß jedeR, ungeachtet seiner/ihrer sozialen Stellung und Wohnortes, Kunst und Kultur in seinem/ihrem Alltagsleben begegnen sollte. Die Präsentation von Kultur und die damit befassten öffentlichen Einrichtungen wurden zu wichtigen Bestandteilen in diesem Demokratisierungsprozeß, in dem Kultur für Kinder und Jugendliche verfügbar wurde.

In den 70er und 80er Jahren veränderte sich die Ansicht von der Kultur als einem eigenen, einzigartigem Element. Das zentrale kulturelle und politische Prinzip ist die kulturelle Demokratie, die Respekt vor allen kulturellen Erscheinungsformen signalisiert. Jetzt verlagert sich der Schwerpunkt von einer Austeilung der sich öffentlich gut durchgesetzten Kultur weg und hin zu einer Kultur als aktivem lokalen Prozeß, an dem sich Amateuere und Professionelle gleichermaßen beteiligen und neue Wege sozialen Lebens festlegen. Die dahintersteckende Philosophie war, daß die eigenen Erfahrungen bei der Kreation von Kultur ein motivierender Faktor für das eigene Interesse an professioneller Kunst und Kultur sein könnten. In diesem Zeitraum wurde Kultur auch zu einem Mittel der Sozialarbeit(siehe Duelund, Peter: Den danske kulturmodel).

In den 70er und 80er Jahren werden die Ansichten über Kinder teils in kulturellen und politischen Denkschriften, teils im Memorandum der Regierung über Kinder und im Handlungplan zum Ausdruck gebracht. Zum ersten Mal,soweit es dänische Kulturangelegenheiten betrifft, wird eine Arbeitsgruppe zum Thema Kinderkultur gegründet, um einer neuen und breit angelegten Ideologieentwicklung im Kultusministerium und Projekten in den Bezirken und Stadtverwaltungen zuzuarbeiten.

Die Arbeitsgruppe wird 1975 als Working Committee on Children and Culture gegründet. Der Name wird 1994 in "Kulturens Born"(The Planning Group für Children and Culture) geändert. Die Arbeitsgruppe definiert das Konzept der Kinderkultur als aus drei Elementen bestehend:

  1. Die Kultur, die dem Bedürfnis des Kindes entspringt, aktiv in seine Umgebung einbezogen zu sein.
  2. Die Kultur, die vom Erwachsenen an das Kind weiterge- geben worden ist.
  3. Die Kultur, die von einem Kind an ein anderes weiter- gegeben worden ist, ohne einen Erwachsenen als Ver- mittler.

    (Born-KUltur-Samfund, S. 29)

Der Kultusminster Jytte Hilden bat das Nordische Kulturinstitut 1993, die dänischen Kulturangelegenheiten für den Zeitraum von 1961 bis 1993 darzustellen und ihre Meinung darzulegen, womit sich kulturelle Angelegenheiten beschäftigen sollten. Peter Duelund, M. A. der Kulturwissenschaften und der Soziologie an der Universität von Kopenhagen, war der Leiter dieses Projekts. Der Bericht bestand aus 18 Bänden, und in "Den danske kulturmodel. En idepolitisk redegorelse" erklärte Peter Duelund als wahre Herausforderung der dänischen Kulturangelegenheiten: