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66th IFLA Council and General
Conference

Jerusalem, Israel, 13-18 August

 
 


Code Number: 006-120-G
Division Number: VI
Professional Group: Management and Marketing - Part II
Joint Meeting with: Information Technology and Social Sciences Libraries
Meeting Number: 120
Simultaneous Interpretation:    Yes

Technologische Brüche in der Bibliothek: Digitale Projekte, die neue Möglichkeiten für den Bibliothekar und die Bibliothek illustrieren

Ronald C. Jantz
Alexander Library - Scholarly Communication Center
Rutgers University New Brunswick,
New Jersey
USA


Einleitung:

Die Begriffe Konkurrenz, technologische Brüche und Innovation werden typischerweise im Bereich der Wirtschaft verwendet, dennoch können diese Begriffe auch sehr nützlich sein, wenn man die gegenwärtige Praxis der Bibliotheken untersucht und neue Richtungen und Chancen erkennt. Obwohl sich mein Rahmen hier auf die Universitäts- und Forschungsbibliothek beschränkt, glaube ich, dass diese Begriffe für alle Bibliotheken relevant werden.


Konkurrenz

Was bedeutet Konkurrenz für die Bibliothek, und hat sie überhaupt Konkurrenten? Normalerweise ist eine andere Institution, ein anderes Geschäft, oder eine andere Person dann unser Konkurrent, wenn sie an unserem Marktanteil teil hat. Ein Massstab für den Markt einer Bibliothek ist die Anzahl von Anfragen, die von der Auskunftstheke oder der elektronische Auskunft behandelt wird. An der Rutgers Universität haben wir aufschlussreiche Zahlen, die zeigen, dass wir im akademischen Jahr 98/99 23 % weniger Auskunftsanfragen bearbeitet haben als im akademischen Jahr 96/97 (Boyle, 1999). Es gibt viele Wege, dieses Problem anzufassen, und als einen Weg verfolgen die Auskunftsbibliothekare bessere Methoden für die Bereitstellung der Auskunftsdienste (Lipow, 1999). Wir sind von Konkurrenz bedroht. In mancher Hinsicht ist diese Bedrohung amorph und schwierig auszumachen, und sie wird von den Millionen von Web-"Verlagen", die Information im Internet verteilen, repräsentiert. Die Nutzer und Kunden unserer Bibliothek finden diese Information und nutzen sie anstelle der wissenschaftlichen Information, die ihnen in der wissenschaftlichen Bibliothek zur Verfügung steht. In anderen Fällen ist die Bedrohung deutlicher und schneller identifizierbar. Was würden wir tun, wenn Amazon.com beschließen würde, in den Buchverleih einzusteigen? Alternativ gibt es InfoRocket (www.inforocket.com), eine neue Firma, die Auskunftsdienste über einen dem eBay ähnlichen Auktionsprozess im Web anbietet. Tatsache ist, dass im Internet Jeder ein Amateur-Auskunftsbibliothekar werden könnte. Vielleicht trifft die Behauptung von Dr. Michael Kurtz, Astrophysiker an der Harvard Universität am ehesten ins Schwarze. Er stellt nüchtern fest, dass "Bibliothekare uns nicht hatten helfen können", die wichtigsten Forschungsquellen zu organisieren und Anderen zur Verfügung zu stellen (Marcum, 1998). Um es auf den Punkt zu bringen, wir haben Konkurrenz, und wir müssen erkennen, dass dies eine ernsthafte Bedrohung nicht nur für die Bibliothek als Institution ist, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, für die Bibliotheksbenutzer und die Qualität der Information, die sie erhalten.

Technologische Brüche

Unter technologischem Bruch versteht eine neue Technologie oder ein neues Paket aus einer Reihe existierender Technologien, woraus ein schnelles Veralten eines Produktes oder Dienstes folgt. Ein Beispiel aus den Sechzigern ist die Einführung des elektronischen Rechners. In sehr kurzer Zeit verschwanden Rechenschieber und mechanische Rechenmaschinen, und manchmal verschwanden auch die Firmen, die diese Produkte herstellten, weil sie sich der neuen Technologie nicht anpassen oder sie nicht anwenden konnten. Ein neueres Beispiel ist die Nutzung des Internet und des TCP/IP-Protokolls für den Transport von Telephonaten. Diese Anwendung im Internet stellt einen technologischen Bruch für traditionelle Telephongesellschaften dar und bietet Kleinunternehmern die Gelegenheit, mit relativ geringen Investitionen in den Telephonmarkt einzusteigen. Ganz allgemein stellen Internet und Web für die Bibliothek technologische Brüche dar und dadurch sowohl eine Chance wie auch eine zukünftige Bedrohung. Nur ein Beispiel: bei der Schulung unserer Auskunftsbibliothekare, Internetauskünfte mit Hilfe von Suchmaschinen, Netzportalen und Suchdiensten im Web zu geben, finden wir immer weniger Nutzen für das Klassifikationssystem der Library of Congress, ein System, das die meisten Studenten obskur und verwirrend finden.

Innovation

Bibliothekare sind stolz darauf, dass sie in der Lage sind, die Bedürfnisse der Benutzer zu erkennen, Information zu organisieren und einen effektiven Zugang zur Information bereitzustellen. Diese Fähigkeiten sind traditionelle Kompetenzen, die zum Teil den Erfolg der Bibliothek ausmachen. Dennoch zeigen und durch die Möglichkeiten, die uns die Technologie bietet, und die Bedrohung durch technologische Brüche, dass wir in eine neue Zeit eintreten, in der es "wichtiger ist, zu wissen, was wir nicht wissen, als zu wissen, was wir wissen" (Berghel, 1999). Ein Weg, auf diese Bedrohung zu reagieren ist es, ein innovatives Umfeld in der Bibliothek zu schaffen, das die Mächtigkeit dieser neuen Technologie bändigt, indem es neue Dienstleistungen schafft. Innovation ist ein spannender Bereich des menschlichen Verhaltens, und sie hat geheimnisvolle und wünschenswerte Aspekte wie zum Beispiel Kreativität. Bibliotheksleiter sollten mehr Innovation in ihren Einrichtungen fördern, selbst wenn sie dieses menschliche Verhalten schwierig zu stimulieren finden, und noch schwieriger, dies gut zu tun. Zairi (1992) liefert eine hervorragende Definition von technologischer Innovation, die hilft, den Rahmen und Kontext für dieses Papier abzustecken: "Technologische Innovation ist der Prozess, durch den die Industrie neue und verbesserte Produkte und Produktionsprozesse erzeugt. Sie umfasst Aktivitäten von der Generierung einer Idee, Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung bis zur Verteilung neuer und verbesserter Produkte, Prozesse und Dienstleistungen überall in der Wirtschaft."

Wie macht man Innovation? Viele Jahre lang war der Begriff "Skunkworks" ein sehr erfolgreicher und interessanter Innovationsprozess innerhalb von Firmen (Bennis & Biederman, 1999). Häufig kann eine "Skunkworks"-Operation ein sehr innovativer Prozess sein, wegen des mächtigen Umfelds, und weil formale Prozesse und Bürokratie fehlen. Unternehmensberater (Hamel & Prahalad, 1994) haben lange Zeit Innovatoren dazu gedrängt, die "weissen Flecken" oder die "Klüfte" zwischen den traditionellen Märkten zu untersuchen, um Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen zu finden. Wie im nächsten Abschnitt vorgestellt wird, untersucht das Scholarly Communication Center diese "Klüfte" für die Bedürfnisse und Zuständigkeiten der Bibliothek, um neue Produkte und Dienste im Modell und im Testeinsatz zu versuchen. Wie bei den meisten bibliothekarischen Anstrengungen sind Partnerschaften von grundlegender Bedeutung.

Projekte und Partnerschaften

An der Rutgers University Library (RUL) haben wir ein Zentrum eingerichtet, in dem neue Technologien mit dem Ziel getestet werden, Bibliotheksdienste zu verbessern oder neue Produkte und Dienste zu schaffen. Das Scholarly Communication Center (SCC) (Collins, Fabiano, et al, 1999) in der RUL wurde im Oktober 1997 eröffnet und hat Initiativen im Bereich Unterricht, wissenschaftlicher Kommunikation und Electronic Publishing verfolgt. Unsere Anstrengungen im SCC dienten als Katalysator, um Experten aus den einzelnen Fachgebieten, aus Technologie und aus der Bibliothek zusammenzubringen, um neue Partnerschaften zu formen und neue Dienste modellhaft hervorzubringen. Das SCC hat die einzigartige Gelegenheit für Experimente und Innovationen geschaffen, und dieser Abschnitt wird kurz vier Projekte beschreiben, die Partnerschaften, Technologien und Lektionen, die aus unseren Erfahrungen gelernt worden sind, hervorheben.

Datenbank Mittelalter und Frühe Neuzeit

Im Frühjahr 1998 hat sich das SCC mit Rudolph Bell, Geschichtsprofessor in Rutgers, zusammengeschlossen, um eine Webseite (Bell, Jantz & Khanna, 1999) für das Suchen und Ermitteln von Daten aus der Datenbank Mittelalter und Frühe Neuzeit (Research Libraries Group, 1996) zu entwickeln. Die Datenbank Mittelalter und Frühe Neuzeit (MEMDB - Medieval and Early Modern Data Bank) ist ein Projekt, das an der Rutgers Universität angesiedelt ist und ursprünglich von der Research Libraries Group Inc. (RLG) mitgefördert wurde. MEMDB wird von Prof. Rudolph M. Bell von der Rutgers Universität und Prof. Martha C. Howell von der Columbia Universität gemeinsam geleitet und hat als Ziel, Wissenschaftler mit einer expandierenden Bibliothek von elektronischen Informationen über die mittelalterliche und frühneuzeitliche Periode der europäischen Geschichte, etwa 800-1815 n.Chr., zu versorgen.

MEMDB enthält fünf große Datenblöcke, wovon sich drei auf Wechselkurse und zwei auf Preise seit dem Mittelalters beziehen. Wissenschaftler können diese Datenquelle auf viele verschiedene Arten nützen. Zum Beispiel kann ein Forscher durch den Vergleich der Preise von Gebrauchsartikeln seit dem Mittelalter eine Beziehung zwischen Preisen und größeren Ereignissen wie Schiffsuntergängen oder Epidemien aufzeigen. Durch diese Partnerschaft zwischen Bibliothekaren und Fakultätsangehörigen ist MEMDB nun weltweit für Wissenschaftler, Geschichtsstudenten und andere erreichbar; sie werden einzigartige Wege zur Nutzung dieser wertvollen Datenquelle finden.

GIS in den Sozialwissenschaften

Die Werkzeuge von Geographic Information Systems (GIS) stellen ein mächtiges Instrument für die Erstellung digitaler Karten zur Verfügung und können in nahezu allen akademischen Disziplinen genutzt werden. GIS bietet Sozialwissenschaftlern ein neues Hilfsmittel zur Durchführung und Präsentation ihrer Forschung, trotzdem bleibt GIS das Hauptgebiet der eher traditionellen, geospatial orientierten Abteilungen wie Geographie und Stadtplanung. An einer staatlichen Universität wie Rutgers gibt es viele Wissenschaftler, die Daten entwickeln und analysieren wollen, um Trends zu demonstrieren und damit eine Entwicklungstheorie zu unterstützen, oder solche, die diese Technologie für den Unterricht im Klassenzimmer nützen möchten. Das Projekt, welches hier erörtert wird, zeigt, wie das SCC diese mächtige GIS-Technologie auf andere Abteilungen in der Universität ausgeweitet hat. Der Bibliothekar hat hier die Aufgabe, Technologie, Daten, Hilfsmittel und Schulung in einer bibliothekarischen Umgebung zusammen zu bringen. In diesem speziellen Projekt erörtern wir eine Zusammenarbeit mit einem der Professoren für politische Wissenschaften an der Rutgers Universität, um einen Kurs namens "Gemeindeorganisation" vorzubereiten, der sich auf spezifische Themen in Kultur, Gesundheit und Wirtschaft in Bezug auf eine kleine Siedlung in New Brunswick, New Jersey konzentriert. Der Politik-Kurs, der hier vorgestellt wird, stellte eine ziemliche Herausforderung dar, wie sich Professor Michael Shafer ausdrückte. Das Ziel war es, Studenten der Mittelstufe im Gebrauch eines mächtigen GIS-Werkzeugs für die Kartierung von Census-Daten über bestimmte urbane Gemeinden in New Jersey zu unterrichten. Vier Vorlesungen waren diesem Aspekt des Kurses gewidmet; in diesen präsentierte der RUL-Bibliothekar, der für Daten zuständig ist, die wesentlichen Elemente dieses Kartierungswerkzeugs, und wie man Census-Daten importiert und kartiert. Dieses Experiment im Einsatz von GIS in einem Kurs der politischen Wissenschaften beleuchtete die Schwierigkeiten beim Einsatz komplizierter Computer-Tools im Klassenzimmer und das empfindliche Gleichgewicht zwischen den pädagogischen Aspekten des Kurses und der praktischen Anwendung einer Technologie.

Eagleton Public Opinion Data

Forschungsdaten sind eine zu wenig benutzte Quelle im akademischen Bereich, hauptsächlich deshalb, weil die Daten und die notwendigen Hilfsmittel für eine effektive Handhabung dieser Daten schwierig zugänglich sind. In Zusammenarbeit mit dem wichtigsten staatlichen Meinungsforschungsinstitut, dem Eagleton Institut, haben RUL and SCC den Zugang zu Daten der öffentlichen Meinung in New Jersey über das Netz zur Verfügung gestellt. Um einige der Probleme der Datenkomplexität anzusprechen, hat die Webseite (Jantz, 1998) die folgenden Hilfen bereitgestellt:
    Online-Anzeige der Fragebögen
  • Untersuchung spezifischer Umfrageergebnisse
  • Herunterladen von Datensätzen in einem Format, das direkt in SPSS importiert werden kann.
Für die Erzeugung von Umfragergebnissen aus den Rohdaten und für die Präsentierung dieser Daten im Netz wurden Standardtechnologien zum Veröffentlichen im Netz und das Statistikprogramm SPSS eingesetzt. Dies ist besonders bemerkenswert, da auch Nutzer, die nicht mit Programmen wie SPSS vertraut sind, diese Daten tatsächlich ansehen und nutzen können. Neben der Bereitstellung des öffentlichen Zugangs zu diesem wertvollen Datenmaterial wurde die Eagleton Website erst kürzlich in einem Kurs für politische Wissenschaften der Unterstufe eingesetzt, um Studenten mit quantitativen Methoden vertraut zu machen.

Alcoholic Studies Database

Dieses letzte Beispiel stellt die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken der Rutgers Universität dar und illustriert ein neues Genre von Informationsquellen, die über das Web geliefert werden, fachspezifisch sind und sich kontinuierlich weiterentwickeln, sobald neues Material verfügbar wird. Seit einiger Zeit gibt es am Center for Alcohol Studies an der Rutgers Universität eine recht umfangreiche Literaturdatenbank mit Zeitschriftenartikeln, Büchern und Aufsätzen. Wie in MEMDB und den Eagleton-Umfragen stellte auch diese Datenbank eine bedeutende Forschungsquelle dar, die nur über die Bibliothekare am Center for Alcohol Studies zugänglich war. Diese Datenbank mit über 50.000 Zitaten steht nun im Netz zur Verfügung (Page, Jantz and Mead, 2000). Die Recherche-Schnittstelle bietet Thesaurus-Begriffe in den drei Kategorien psychologische Aspekte, soziale Aspekte und Drogen, um dem Nutzer ein Standardvokabular und eine effektive Suche zu bieten. Komplizierte Boolesche Operationen können leicht aus Auswahllisten konstruiert werden, und die Suche kann auf spezielle Kategorien wie Populationen oder Personenkreise begrenzt werden. Um diese Datenbank im Netz zu veröffentlichen, haben wir Standard-Datenbanktechnologie und ein Datenbank-Darstellungsprogramm namens ColdFusion (Allaire, 1999) benutzt. Um diesen Veröffentlichungsprozess zu verschlanken, haben wir auch eine wiederverwendbare Plattform entwickelt, die aus der Softwaretechnologie an oberster Stelle und einem wiederholbaren Prozess, der eine Website-Anzeige und eine bibliographische Standarddatenbankdefinition nutzt, besteht. Die Datenbankdefinition und die Website-Anzeige können schnell angepasst werden, um den spezifischen Inhalt und die besonderen Charakteristiken der jeweiligen Datenbank zu betonen.

Die "E"-Verbindungen

Wir untersuchen weiterhin neue und aufregende Möglichkeiten, von denen wir glauben, dass sie der Bibliothek helfen, innovative und wertvolle Dienste zu entdecken. Obwohl wir von einem kommerziellen Jargon überflutet werden, der viele unserer Produkte und Dienstleistungen mit dem Präfix "e"- (e-library, e-journal, e-encyclopedia, e-book) versieht, so bedeuten diese Gebiete doch allesamt potentielle technologische Brüche für die Bibliothek. Zu einem weiteren neuen Projekt mit Professor Rudy Bell steuern wir Organisation, Design und technische Hilfen als Teil eines neuen Geschichtskurses zum Thema Ärztlicher Rat im Mittelalter bei. Studenten sollen elektronische Bücher (e-books) suchen, finden und von der Seite eines Anbieters auf ein lokales Archiv des SCC herunterladen. Da die Bücher aus dem Mittelalter stammen, kann nicht einfach automatische Texterkennung verwendet werden, daher werden die Bücher als digitale Bilder abgelegt. In diesem Kurs werden die Studenten die Gelegenheit erhalten, e-book-Anwendungen für die Buch-Images zu nützen, anstelle eine Kopie dieses Buchs auszudrucken. Das elektronische Buch ist ein perfektes Beispiel für die "Klüfte" zwischen den traditionellen bibliothekarischen Dienstleistungen, und es repräsentiert einen potentiellen Bruch für die Bibliothek. Hier haben wir ein Buch ohne permanenten Inhalt; wie also sollen wir so ein Produkt katalogisieren. Man kann sich durchaus Bibliotheksserver vorstellen, die es den Benutzen ermöglichen, Bücher auf ihre tragbaren Geräte herunterzuladen, doch gibt es derzeit keinen institutionellen Rahmen, um einen Gegenstand wie das elektronische Buch zu handhaben. Wie zu erwarten, gibt es schon eine Reihe von Anbietern, die elektronische Bücher vertreiben, von denen einige offensichtlich an den Bibliotheksmarkt als möglicher Einnahmequelle denken. Durch diese technische Innovation stehen wir vor der Alternative, einen weiteren Teil unserer traditionellen Produktbasis zu verlieren, oder aggressive Methoden zu verfolgen, um diese Technik in der Bibliothek zu nutzen.

Es gibt viele andere Möglichkeiten, die sich für den Bibliothekar eröffnen, die aber ebenso mögliche Brüche bedeuten. Internetauskunft bietet die Möglichkeit, Auskunftsdienste "jederzeit und überall" zu liefern, und es ist ein Dienst, den unsere Nutzer fordern. Mit Technologien wie Internet und Videosequenzen können wir uns ausgeklügelte und effektive Internetauskünfte vorstellen. Wie in der Einleitung angedeutet, drängen kommerzielle Anbieter bereits in diese Arena, indem sie Auskunftsdienste versteigern und webbasierende Forschungsführer produzieren.

Schluss

Dieses Papier beschrieb verschiedene Anstrengungen im Scholarly Communication Center, die illustrieren, wie Bibliothekare technologieorientierte Projekte unternehmen können, von denen sowohl Forschung als auch Lehre profitieren, und die zeigen, was wir der Bedrohung durch technologische Brüche entgegensetzen können. Die Projekte demonstrieren, dass:
  • das Erarbeiten von Prototypen ein effektives Werkzeug ist, um mögliche neue Dienstleistungen zu verstehen.
  • neue Technologien in Kombination mit dem traditionellen bibliothekarischen Wissen die Gelegenheit für neue Dienste bieten.
  • Plattformen Wege bieten, das Wissen so zu verpacken, dass wir es nicht verlieren.
Da Lernen und Unterricht von der digitalen Revolution umgestaltet werden, können wir eine weitere Auflösung der traditionellen Bibliotheksstrukturen erwarten. Die wissenschaftliche Bibliothek muss sich umgestalten, um mit dieser Revolution Schritt zu halten und die Innovationen im Netz und in der Computertechnik voll auszunützen. Mit dieser Umgestaltung "haben wir uns entschlossen, lieber zu extrapolieren als den entstehenden Bruch zu erkennen und zu verstehen", wie Lynch feststellt (1999). Wir werden nicht länger in der Lage sein, effektive Dienstleistungen zu erbringen, wenn wir Analogien zu dem, was wir mit unseren gedruckten Quellen gemacht haben, anwenden. Bibliothekare können mit den bevorstehenden technologischen Brüchen umgehen, wenn sie sich in den Themenkreis Innovation und Partnerschaft einarbeiten und darin Experten werden. Innovation legt nahe, dass wir nach völlig neuen Paradigmen suchen, um Informationsdienste bereitzustellen, und dass es wichtiger ist, zu erkennen, was wir nicht wissen als sich darauf zu verlassen, was wir wissen. Partnerschaftskompetenz heisst, dass wir uns bemühen zu verstehen, wie die Fachleute in unseren jeweiligen Fachgebieten ihre Forschung und Lehre ausüben und wie wir Teil ihres Teams werden können. Die Zusammenführung besonderer Kompetenzen und neuer Technologien in einem innovativen Umfeld kann neue Produkte und Dienstleistungen in der Bibliothek zur Folge haben, woraus unsere Benutzer ungeheure Vorteile ziehen können.

Vor einiger Zeit beschrieb Steele (1983) in Bezug auf die Herausforderung durch Innovation "den Fehdehandschuh der Innovation" als einen Prozess mit vielen Barrieren. Um die technologische Revolution in den Bibliotheken erfolgreich zu bewältigen, brauchen wir nicht nur neue Ideen und ein stimulierendes Umfeld, in dem sie wachsen können, sondern wir brauchen auch Menschen, die an neue Produkte glauben und die schwierige Aufgabe auf sich nehmen, sie zu errichten. Diese Menschen sind die Vorkämpfer für neue Ideen, und sie werden viel Unterstützung brauchen, um in einer Welt, die tief in der Tradition verwurzelt ist, zu gedeihen. Innovationen sind ohne diese Vorkämpfer verloren.

Literatur

Bell, R., Jantz, R. & Khanna, D. (1999). Medieval and Early Modern Data Bank. Erreichbar unter: http://ssc01.rutgers.edu/memdb.

Research Libraries Group. (1996). Medieval and Early Modern Data Bank.

Bennis, W. & Biederman, P. (1999). The Skunk Works. In: Organizing Genius: The secrets of Creative Collaboration. (S. 117 - 130). New York: Addison-Wesley Publishing Company, Inc.

Berghel, H. (1999). The cost of having analog executives in a digital World. Communications of the ACM, 42, (11), 11 - 15.

Boyle, J. (1999). Annual Report, 1998/99. Public Services and Communications: Rutgers University Libraries.

Collins, B., Fabiano, E., Langschied, L., Toyama, R., & Wilson, M. (1999). Building a Scholarly Communications Center. Modeling the Rutgers Experience. Chicago: American Library Association

Hamel, G. & Prahalad, C. (1994). Competing for the Future. Boston: Harvard Business School Press.

Jantz, R. (1998). Eagleton Public Opinion Polls. Erreichbar unter: http://scc01.rutgers.edu/eagleton.

Lynch, C. (1999). On the threshold of discontinuity: The new genres of scholarly communication and the role of the research library. In H. Thompson (Ed.), Racing Toward Tomorrow: Proceedings of the North National Conference of the Association of College and Research Libraries, April 8 - 11, Detroit, Michigan. (S. 410 - 418). Chicago: Association of College and Research Libraries.

Marcum, D. (November/December, 1998). Educating leaders for the digital library. Council on Library and Information Resources, (6), 1-4.

Page, P., Jantz, R. and Mead V. (2000). The Alcohol Studies Database. Erreichbar unter: http://scc01.rutgers.edu/alcohol_studies.

Steele, L. (1983, November/December). Managers' misconceptions about technology. Harvard Business Review. 133 - 141.

Zairi, M. (1992). Managing user-supplied interactions: Management of R&D activity. Management Decision, 30, (8), 49 - 57.

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