65th IFLA Council and General Conference
Bangkok, Thailand, August 20 - August 28, 1999
Anlage zu den Tagesordnungspunkten 14
IFLA-Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der Satzung und Geschäftsordnung
Bericht
Einleitung:
Mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit das letzte Mal
wesentliche Änderungen an der Satzung und
Geschäftsordnung der IFLA vorgenommen
wurden. Im Laufe dieser Zeit hat die Welt bedeutende
technologische Veränderungen erlebt, die
Geschwindigkeit erfahren, mit der sich diese
Umbrüche vollziehen, die Notwendigkeit erkannt,
auf diese Veränderungen zu reagieren und die
Globalisierung der Welt verfolgt, in der wir leben.
Aufgrund dieses neuen Umfelds und in der
Überzeugung, daß der Internationale
Verband der Bibliothekarischen Vereine und
Institutionen seine Wirksamkeit in einem solchen
Umfeld bewahren wird, hat der Vorstand der IFLA eine
Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der
Satzung und Geschäftsordnung der IFLA
eingesetzt. Dies erfolgte im Anschluß an die
IFLA-Konferenz in Kopenhagen 1997. Die Arbeitsgruppe
hat während der IFLA-Konferenz 1998 ausgiebig
getagt und dabei Grundprinzipien und Empfehlungen
entwickelt, wie die Kommunikation und die
Koordination der internen und externen
Aktivitäten des Verbandes zu verbessern sind.
Sie hat einer gemeinsamen Sitzung des Vorstands und
des Fachrats der IFLA Anfang Dezember 1998 einen
Berichtsentwurf vorgelegt. Beide Gremien
unterstützten einhellig die von der
Arbeitsgruppe vorgeschlagene Denkrichtung.
Auf der Grundlage dieser Unterstützung durch
Vorstand und Fachrat möchte Ihnen die
Arbeitsgruppe Hintergrundinformationen und die
erarbeiteten Empfehlungen als Diskussionsgrundlage
für die IFLA-Konferenz 1999 in Bangkok vorlegen.
Während es eine offizielle Diskussion bei der
Ratsversammlung geben wird, werden sich im Verlauf
der Konferenz zusätzliche Gelegenheiten zum
Meinungsaustausch mit Mitgliedern der Arbeitsgruppe
ergeben. Zum Abschluß der Konferenz wird der
Vorstand die Mitglieder befragen, ob sie den
Grundgedanken und Empfehlungen der Arbeitsgruppe
generell zustimmen. Wenn diese Zustimmung erfolgt,
wird die Arbeitsgruppe die Empfehlungen
weiterentwickeln, indem sie die Satzung und
Geschäftsordnung entsprechend
umgestaltet.
Warren Horton, Vorsitzender
IFLA-Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der Satzung
und Geschäftsordnung
April 1999
-
Die IFLA-Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der
Satzung und Geschäftsordnung
wurde im Anschluß an die IFLA-Konferenz in
Kopenhagen 1997 durch den Vorstand
gegründet.
-
Die Arbeitsgruppe setzt sich aus folgenden
Mitgliedern zusammen:
-
Warren Horten, Australien (vorläufiger
Vorsitzender)
-
Marjorie Bloss, USA
-
Derek Law, Großbritannien
-
Sissel Nilsen, Norwegen
-
Sally McCallum, USA
-
Carol Henry, IFLA-Generalsekretariat
-
Durch diese Zusammensetzung ist in der
Arbeitsgruppe ein breites Spektrum an
IFLA-Erfahrung vertreten. Warren Horton war
Schatzmeister der IFLA und Vorstandsmitglied, der
den Vorstand gleichzeitig auch beim Fachrat
vertrat. Marjorie Bloss ist Mitglied des
Fachrats. Derek Law ist IFLA-Schatzmeister und
Vorstandsmitglied, der den Vorstand auch beim
Fachrat vertritt. Sissel Nilsen sitzt dem Fachrat
vor und ist in dieser Eigenschaft von Amts wegen
Mitglied des Vorstands. Sally McCallum war
ebenfalls Vorsitzende des Fachrats und war
deshalb von Amts wegen Vorstandsmitglied. Carol
Henry arbeitet seit vielen Jahren als
hauptamtliche Mitarbeiterin des Vorstands im
IFLA-Generalsekretariat. Sie steuert viele
relevante und historische Informationen zur
Arbeit der Gruppe bei.
-
Ursprünglich sollte die Arbeitsgruppe dem
Vorstand auf der IFLA-Konferenz in Amsterdam im
August 1998 Bericht erstatten. Damit hätte
aber keine Ausschußsitzung stattfinden
können. Der Zeitplan wurde deshalb
verändert, so daß am 1. Dezember 1998
einer gemeinsamen Sitzung des Vorstands und des
Fachrats ein vorläufiger Bericht vorgelegt
werden konnte.
-
Die Arbeitsgruppe hatte dankenswerterweise die
Gelegenheit, in einem außerordentlich
wertvollen Gespräch ihre Überlegungen
mit den Mitgliedern beider Gremien zu
diskutieren. Der vorliegende Bericht
berücksichtigt die Ansichten, die bei der
Sitzung vom 1. Dezember zum Ausdruck gebracht
wurden. Die in diesem Bericht enthaltenen
Empfehlungen wurden von den Mitgliedern des
Vorstands und des Fachrats einhellig
unterstützt.
-
Dem Auftrag der Arbeitsgruppe ist kein spezieller
Aufgabenbereich zugeordnet. Vor diesem
Hintergrund hat die Gruppe im Vorfeld der
Amsterdamer Konferenz einige Zeit damit
verbracht, sich Klarheit über die Aufgabe an
sich zu verschaffen. Folgendes wurde beschlossen:
-
Der Auftrag zur Überarbeitung der
Satzung und Geschäftsordnung
könnte so eng oder so weit ausgelegt
werden, wie die Gruppe es wünscht. Eine
enge Auffassung hätte technische
Veränderungen umfaßt, um den
Verband arbeitsfähiger zu machen, und
gleichzeitig wären einige bekannte
Unzulänglichkeiten in Satzung und
Geschäftsordnung aufgegriffen
worden. Aber Satzung und
Geschäftsordnung spiegeln auch
das Selbstverständnis des Verbandes
wider und sollten die tatsächlichen
Verhältnisse der späten 90er Jahre
aufzeigen. Hinweise in verschiedenen
Arbeitspapieren, die der Arbeitsgruppe
zugingen, machen deutlich, daß die
Wünsche in diese Richtung gehen und
deshalb ein möglichst breiter Zugang zur
gestellten Aufgabe gewählt werden
sollte.
-
Die derzeit gültige Satzung wurde 1976
in Lausanne und die Geschäftsordnung
1979 in Kopenhagen verabschiedet. Alle
seitherigen Veränderungen waren
technischer Natur und von untergeordneter
Bedeutung. Viel Zeit ist vergangen, seit sich
der Verband grundlegend damit befaßt
hat. Die Arbeitsgruppe nahm dies als
Herausforderung und gleichzeitig als Auftrag
an.
-
Die Arbeitsgruppe hielt es auch für
wichtig, sich der mittlerweile
verfügbaren technologischen und
sonstigen Möglichkeiten zu bedienen, um
eine möglichst effiziente Organisation
zu entwickeln und die weltweite Teilhabe
an den Angelegenheiten des Verbandes zu
maximieren. Es sei an dieser Stelle auf
eine Aussage in der 'Einleitung' des
IFLA Directory 1998-1999 hingewiesen,
wo es heißt: "Ursprünglich hatte
die IFLA einen ausgeprägten
europäischen und transatlantischen
Schwerpunkt, da internationale Beziehungen in
der Bibliothekswelt in der Regel eine
Angelegenheit der westlichen Länder
waren. In den Jahren nach den Zweiten
Weltkrieg erweiterte die IFLA allerdings nach
und nach die geographische Basis ihrer
Mitgliedschaft. Heute ist die IFLA in fast
146 Ländern in aller Welt vertreten."
-
Es war erst 1980 in Manila, daß die
IFLA erstmals außerhalb Europas bzw.
Nordamerikas zusammenkam. Die gültige
Satzung und
Geschäftsordnung von 1976 bzw.
1979 wurden nicht nur vor der
Verfügbarkeit moderner
Kommunikationstechnologien verabschiedet,
sondern beruhen auch auf einer
eurozentrischen Perspektive.
-
Die Arbeitsgruppe hat bei ihren Sitzungen in
Amsterdam beschlossen, zunächst den
aktuellen Zustand der Organisation und das,
was sie eigentlich sein will, zu bewerten.
Zentrale Themen und Prioritäten lassen
sich folgendermaßen zusammenfassen:
-
Der Verband versteht sich
traditionellerweise als die
weltumspannende Stimme des
Bibliothekswesen, die
Bibliotheksverbänden, Institutionen
und Einzelpersonen offensteht. Die
Arbeitsgruppe vertritt einhellig die
Ansicht, daß die IFLA auch
weiterhin im wesentlichen
bibliotheksorientiert bleiben sollte,
sich aber gleichzeitig anderen
Informationsvermittlern gegenüber
aufgeschlossen zeigt. Die Gruppe glaubt
auch, daß die Mischung aus
Verbänden, Institutionen und
Einzelpersonen für das künftige
Wohlergehen und die weitere Ausdehnung
des Verbandes von zentraler Bedeutung
ist.
-
Der Verband setzt sich aus Einzelpersonen
zusammen; der Beitrag einzelner Menschen
ist auf allen Ebenen für seine
Wirksamkeit und Lebenskraft entscheidend.
Die Organisationsstruktur spiegelt dies
allerdings nicht wider und gibt nicht
genügend Einzelpersonen die
Möglichkeit, in der Verbandsleitung
und -arbeit mitzuwirken.
-
Nationale Interessen behindern sehr stark
die Möglichkeiten des Verbandes, als
eine wirklich weltumspannende
Organisation zu wirken. Dies liegt in
hohem Maße an der Satzung und
Geschäftsordnung, die auf dem
Denken der 70er Jahre beruhen. Kernpunkte
dabei sind:
-
Im Rahmen der gegenwärtigen
Bestimmungen für den Vorstand
ist es aufgrund bestehender
Mechanismen für Personen, die
nicht aus einer der großen
Industrienationen stammen, welche im
Verband traditionelle
Machtblöcke bilden,
äußerst schwierig,
gewählt zu werden. Diese
Machtkonzentration ist schädlich
für die Organisation. Sie
entzieht vielen Menschen quasi das
Wahlrecht, die für unsere Arbeit
von großem Nutzen sein
könnten. Außerdem wird es
dadurch für den Verband
schwierig, wirklich als weltweite
Organisation wahrgenommen zu werden
und zu arbeiten.
-
Die gegenwärtigen Wahlsysteme
basieren auf Teilnahme durch
Anwesenheit bei den alle zwei Jahre
stattfindenden Ratsversammlungen und
auf einem komplexen, aber engen
Stellvertretersystem. Auch diese
Systeme tragen dazu bei, daß
vielen unserer Mitglieder das
Wahlrecht entzogen ist. Wir haben die
Chance, den Verband zu
demokratisieren, indem wir neue
Wahlverfahren einführen, die
beispielsweise elektronische
Mechanismen und Bestimmungen
über geordnete Wahlkampagnen
umfassen.
-
Die Führungsstruktur und das
Verbandsmanagement könnten viel
effektiver sein. Dies soll die
bemerkenswerten Fortschritte, die in den
vergangenen Jahren erzielt wurden, nicht
schmälern. Diese waren insbesondere auf
die Initiative und das Engagement des letzten
Generalsekretärs, der letzten
Präsidenten und der Mitglieder des
Vorstands und des Fachrats
zurückzuführen. Folgende
Schlüsselfragen sind zu
berücksichtigen:
-
Die Anforderungen an die Amtsträger
in der gegenwärtigen Struktur,
insbesondere an die derzeit vier
Vorstandsämter (Präsident,
Erster Vizepräsident, Zweiter
Vizepräsident und Schatzmeister) und
die Mitglieder des Vorstands und des
Fachrats;
-
Die Notwendigkeit einer dynamischen,
ständig wechselnden Führung,
ausgeglichen durch ein gewisses Maß
an Erfahrung. Diese Überlegung legt
nahe, daß die derzeitigen
sechsjährigen Amtsperioden für
Führungspositionen zu lang sind;
-
Die Notwendigkeit, den Mitgliedern mehr
Gelegenheit zu geben, in den
Schlüsselpositionen der
Führungsebene mitzuwirken und sich
an der Leitung des Verbandes zu
beteiligen;
-
Eine klarere Bestimmung der Funktionen
und Verantwortlichkeiten des
Präsidenten als dem gewählten
Leiter des Verbandes und des
Generalsekretärs als dem
Geschäftsführer.
-
Nach Meinung der Arbeitsgruppe hat sich das
Umfeld des Verbandes verändert, weshalb
sich eine günstige Gelegenheit zur
Reform bietet. Kernfragen dabei sind:
-
Gelegenheit zur Kommunikation und
Teilnahme an der Verbandsarbeit mit Hilfe
der neuen Kommunikationstechnologien.
IFLANET hat bereits einen großen
Beitrag zur Verbesserung der
Kommunikation geleistet; auch haben wir
noch kaum damit begonnen, die kreativen
Möglichkeiten des Internets zu
erkunden;
-
Die Mitgliedschaft im Verband hat sich in
den letzten Jahrzehnten nicht nur
geographisch, sondern auch kulturell
verändert und ausgeweitet;
-
Globalisierung vieler Themen, mit denen
sich das Bibliothekswesen
beschäftigt;
-
Möglichkeiten der effektiveren
Beteiligung von Mitgliedern aus Asien,
Lateinamerika, Afrika und den
Entwicklungsländern.
-
Daraus folgt, daß eine neue
Verbandsstruktur erforderlich ist. Diese
sollte sich an den folgenden Prinzipien
orientieren:
-
Die Möglichkeit größerer
internationaler Beteiligung der
Mitglieder auf programmatischer Ebene;
-
Ein demokratischeres Wahlsystem, das
gleichzeitig berücksichtigt,
daß der Verband über ein
starkes Fundament auf Verbands- und
Institutionsebene verfügt;
-
Die effektivere Integration der
programmatischen und fachlichen Arbeit
des Verbandes.
Die gegenwärtigen Kernprogramme sind ein
aktiver und anerkannter Teil der
Verbandsarbeit. Trotzdem hat die Arbeitsgruppe
einige Problembereiche aufgedeckt, die mit der
Art und Weise zusammenhängen, mit der wir
solche Schlüsselaufgaben wahrnehmen. Um zu
bestimmen, wie man das Konzept der
Kernprogramme am besten organisiert, wurde eine
Untergruppe, bestehend aus vier Mitgliedern des
Vorstands und des Fachrats, mit dieser Aufgabe
betraut. Diese Untergruppe setzt sich wie folgt
zusammen:
-
Derek Law, Großbritannien (Vorstand und
IFLA-Schatzmeister)
-
Lis Byberg, Norwegen (Fachrat)
-
Kay Raseroka, Botswana (Vorstand)
-
Winston Tabb, USA (Fachrat)
Dieser Untergruppe wurde empfohlen, ihre
Anmerkungen auf die Empfehlungen
10 und 11 des
vorliegenden Papiers zu stützen und
folgende Gesichtspunkte bei der Diskussion um
die Zukunft der Kernprogramme zu
berücksichtigen.
-
Angesichts sich rasch verändernder
Rahmenbedingungen bei technologischen und
ähnlichen Aktivitäten im Kontext
einer globalen Bibliotheksinfrastruktur
erscheint es für den Verband bei der
Behandlung wichtiger Schlüsselfragen
günstiger, manche Maßnahmen ad hoc
zu treffen und Projektgruppen einzusetzen;
-
Möglichkeiten, in effektiver Weise an
regierungsübergreifender und
vergleichbarer Projektgruppenarbeit auf allen
Kontinenten teilzunehmen;
-
Es besteht die Notwendigkeit, laufende
Mechanismen zur regelmäßigen
Überprüfung der Arbeit der
Kernprogramme bezüglich ihrer Relevanz
und Priorität einzuführen;
-
Größere Flexibilität bei der
Verwaltung der Kernprogramme, wie
beispielsweise Programme, die gemeinsam von
geldgebenden Nationalbibliotheken getragen
werden;
-
Notwendig ist die aktive Unterstützung
der Verbandsarbeit durch einzelne
Nationalbibliotheken und durch die Konferenz
der Direktoren von Nationalbibliotheken
(CDNL);
-
Mit gewisser Wahrscheinlichkeit wird es
für die Aktivitäten der
Kernprogramme in ihrer jetzigen Form
zukünftig kaum nennenswerte finanzielle
Unterstützung durch Institutionen geben;
-
Möglicherweise lassen sich durch
Teilnahme an staatlich geförderten
Forschungsprogrammen mit großem Erfolg
finanzielle Mittel einwerben. Auch erscheint
durch finanzielle Förderung und
vergleichbare Möglichkeiten die
Teilnahme an Forschungsaktivitäten
möglich.
-
Zentrales Anliegen in der Diskussion der
Arbeitsgruppe war die Zukunft der Abteilung 8
(Regionale Aktivitäten). Diese Abteilung
wurde auch in den verschiedenen Papieren
behandelt, die an die Gruppe weitergeleitet
wurden. Sie bekräftigen die Bedeutung,
die der Verband in programmatischer Hinsicht
Abteilung 8 und ihren drei Regionalen Zentren
beimißt: die tatkräftige
Unterstützung des Bibliothekswesens in
den Entwicklungsländern.
-
Die Arbeitsgruppe unterstützt auch den
Verband in seiner Politik der letzten
Jahrzehnte, Bibliotheken und den Berufsstand
in Ländern der Dritten Welt bevorzugt zu
fördern. Die Gruppe ist auch der
Ansicht, daß die Mitglieder in ihrer
Gesamtheit die zentrale Bedeutung dieser
Politik erkennen. Sie fügt sich gut in
das ehrgeizige Ziel des Verbandes, eine
wirklich weltumspannende Berufsorganisation
zu sein. Auf viele Errungenschaften der
letzten Jahre kann der Verband stolz sein,
wie sich daran erkennen läßt,
daß die Entwicklungsländer in den
wichtigsten Führungsgremien des
Verbandes stärker repräsentiert
sind.
-
Trotzdem ist die Arbeitsgruppe der festen
Überzeugung, daß die Abteilung 8
aufgelöst werden sollte (vgl. Empfehlung 12). Die gesamte
Stoßrichtung der
Änderungsempfehlungen zielt auf eine
dynamische und flexible Organisation ab, die
in ihren Zielsetzungen und in ihren
Führungsmechanismen wirklich
weltumspannend ist. Die Gruppe betont,
daß erweiterte Führungsstrukturen
sowie neue und aufregende
Kommunikationsmöglichkeiten die Chance
eröffnen, die Aktivitäten der
Abteilung 8 komplett in den normalen
Arbeitsablauf des Verbandes einzugliedern.
Man kann sagen, daß niemand von der
Existenz der Abteilung 8 profitiert und die
Zeiten für solche gutgemeinten, aber
letztlich entwürdigenden
Spezialmaßnahmen vorbei sind. Die
Arbeitsweise des vorgeschlagenen neuen
Präsidiums hat großen
Einfluß auf die Haltung der
Arbeitsgruppe in dieser Frage.
-
In jedem Fall ist niemand mit den
gegenwärtigen Vereinbarungen über
die Regionen zufrieden. Sie haben wenig
gemeinsam, und es gibt ständig
Meinungsverschiedenheiten über die
Festlegung der Grenzen. Man könnte
sagen, daß die Existenz der Abteilung 8
oft Verbandsmitglieder innerhalb einer Region
isoliert und Chancen verringert.
-
Eine solche Veränderung würde den
Verband keinesfalls davon abhalten, auch
weiterhin Maßnahmen zu treffen, um
allgemeine regionale Ziele und Programme, wie
etwa Büros an verschiedenen Orten, zu
unterstützen. Ebenso ist es sehr
wichtig, daß der Verband ganz
bewußt einen Schwerpunkt darauf legt,
eine breite und geographisch ausgeglichene
Vertretung in den Schlüsselgremien der
neuen Führungsstruktur zu fördern.
-
Obwohl die Finanzsituation des Verbandes
nicht in den Aufgabenbereich der
Arbeitsgruppe fällt, hat die Gruppe ganz
allgemein über die Konsequenzen ihrer
Vorschläge diskutiert. Die Gruppe ist
der Ansicht, daß ihre Empfehlungen vor
dem Hintergrund des allgemeinen Finanzrahmens
des Verbandes ohne größeres Risiko
umsetzbar sind.
-
Zu den Grundgedanken der Arbeitsgruppe
zählt die Auffassung, daß
Veränderungen zwar mit finanziellem
Realismus gepaart sein müssen,
Veränderung aber dringend notwendig ist.
-
Wir ermuntern den Verband, aktiv mit der
Konferenz der Direktoren von
Nationalbibliotheken (CDNL)
zusammenzuarbeiten, um neue Wege zu erkunden,
wie Mittel für die Technologie- und
Forschungsprogramme des Verbandes eingeworben
werden können. Dazu zählen auch
neue Möglichkeiten geteilter
Finanzierungsmodelle. Es stehen ganz klar
neue Wege offen, wenn es darum geht, im
Interesse der internationalen Gemeinschaft
zusammenzuarbeiten.
-
Der Bericht der Arbeitsgruppe befaßt sich
weitgehend mit grundlegenden Fragen bzw.
zentralen Führungsmechanismen, mit dem Ziel,
einen dynamischeren Verband zu schaffen, der
flexibler und als eine wirklich weltumspannende
Organisation operieren kann. Die Vorschläge
der Arbeitsgruppe erfordern ein gewisses
Maß an Großzügigkeit von vielen
zentralen Machtblöcken der Organisation in
ihrer gegenwärtigen Struktur. Wir glauben
allerdings, daß dieser gute Wille und das
Interesse an der Zukunft des Verbandes vorhanden
sind.
-
Es sei hinzugefügt, daß sich die
Arbeitsgruppe in Amsterdam mit einer Reihe
weiterer Fragen, die vor allem technischer Natur
waren, befaßt hat. Dazu zählen zum
Beispiel: die Anzahl freier Sektionen als Teil
der Mitgliedschaft von Verbänden und
Institutionen; Anforderungen an Nominierungen von
Institutionen für Ständige
Ausschüsse; Amtszeiten für Mitglieder
von Arbeitskreisen; die Beziehungen zwischen
Ständigen Ausschüssen, Arbeitskreisen,
Diskussionsgruppen und anderen Gruppen innerhalb
der Ausschußstruktur; sowie die
Mitgliederbasis von Ständigen
Ausschüssen. Auf diese Fragen wird hier
nicht eingegangen, da sie vor allem das
nächste Arbeitspaket betreffen.
-
Sollte es auf der IFLA-Konferenz in Bangkok
für diese Veränderungen
grundsätzlich eine breite Unterstützung
geben, so wird für eine Ratsversammlung auf
der IFLA-Konferenz 2000 in Jerusalem ein Paket
mit Vorschlägen vorbereitet. Dieses
enthält eine komplette Neufassung der
Satzung und Geschäftsordnung, die
bekannte Organisations- und Ablaufprobleme
einschließlich der in 7.2 genannten
berücksichtigt.
Empfehlungen
Die Ratsversammlung, außer wenn sie jährlich
zusammenkommt, soll weiterhin das Führungsorgan
des Verbandes bleiben.
Kommentar:
Die jährliche IFLA-Konferenz ist die wichtigste
Gelegenheit für die Mitglieder, sich zu treffen
und bei den Angelegenheiten des Verbandes mitzuwirken.
Es ist deshalb angemessen, daß die
Ratsversammlung, außer wenn sie jährlich
zusammenkommt, das Führungsorgan des Verbandes
bleibt. Offizielle Ratsangelegenheiten, wie etwa Wahlen
oder Änderungsvorschläge für die
Satzung und Geschäftsordnung, werden alle
zwei Jahre behandelt. Der Vorstand kann allerdings eine
außerordentliche Ratssitzung einberufen, "um
Angelegenheiten zu entscheiden, die von
äußerster Dringlichkeit sind und deren
Entscheidung keinen Aufschub zuläßt...".
(Vgl. die Artikel 11.3 und 11.4 der aktuellen
Satzung und Geschäftsordnung.) Darauf
beruht die Entscheidung, für das nächste Jahr
in Jerusalem eine außerordentliche
Ratsversammlung einzuberufen.
Die gegenwärtigen Führungsstrukturen sollen
durch folgende ersetzt werden:
-
Ein Präsidium, bestehend aus nicht weniger als
25 und nicht mehr als 30 Mitgliedern, das für
die programmatischen und fachlichen Aktivitäten
des Verbandes verantwortlich ist. Dieses
Vorstandsgremium soll alle zwei Jahre von den
Mitgliedern durch ein postalisches bzw.
elektronisches Wahlverfahren gewählt werden; die
Ergebnisse werden bei der nächsten
Ratsversammlung bekanntgegeben. Die Amtsdauer soll
zwei Jahre betragen mit der Möglichkeit der
Wiederwahl für eine weitere, unmittelbar
anschließende Amtsperiode von zwei Jahren. Das
Präsidium soll einmal im Jahr während der
IFLA-Konferenz zusammentreten und kann bei Bedarf
häufiger zusammenkommen;
-
Das Präsidium setzt sich aus dem
Präsidenten und dem Vizepräsidenten
(designierter Präsident) zusammen, die direkt
durch die Mitglieder für diese Positionen
gewählt werden; hinzu kommen ein Zweiter
Vizepräsident und ein Schatzmeister, die aus den
Reihen des Präsidiums von diesem selbst
gewählt werden; weiterhin werden 13
Präsidiumsmitglieder von der Ratsversammlung
gewählt; schließlich gewählte
Mitglieder des Fachrats, welche die IFLA-Abteilungen
vertreten und der gewählte Vorsitzende des
Fachrats;
-
Ein Wahlverfahren, das auf einer Kombination aus
postalischer und elektronischer Wahl basiert, das
allen Verbandsmitgliedern die Möglichkeit
eröffnet, an der Wahl zum Präsidium
teilzunehmen.
Kommentar:
Das Präsidium sollte aktiv bei den Angelegenheiten
und programmatischen Entwicklungen des Verbandes
mitwirken. Im Rahmen der gegenwärtigen Struktur
befaßt sich der Vorstand mehr mit
Verwaltungsfragen, während der Fachrat sich um
programmatische Fragestellungen kümmert. Es
bestehen nicht unerhebliche Überschneidungen
zwischen den beiden Gruppen, was bei gemeinsamen
Sitzungen beider Gremien festgestellt wurde. Wenn man
den Schwerpunkt auf ein einziges Führungsgremium
legt, das mit administrativen und programmatischen
Angelegenheiten befaßt ist, erhöht sich
damit die Effizienz und Effektivität des
Verbandes. Dies schließt keinesfalls die
Möglichkeit aus, eine Untergruppe zu schaffen, die
für spezielle programmatische Aktivitäten
verantwortlich ist (vgl. Empfehlung
9). In ähnlicher Weise wird es eine
Untergruppe des Präsidiums geben, welche die
Aufgabe eines Verbandsvorstands übernimmt (vgl. Empfehlungen 7 und 8).
Durch die Erhöhung der Zahl der
Präsidiumsmitglieder nimmt die Effektivität
des Verbandes in mehrerlei Hinsicht zu. So entsteht die
Möglichkeit, Mitglieder aus vielen weiteren
Ländern effizient in die Verbandsarbeit
einzubeziehen. Die Praxis der "Blockabstimmung" wird
reduziert, weil es mehr freie Plätze gibt. Der
Verband gewinnt dadurch eine breitere internationale
Basis für seine Anliegen und Aktivitäten.
Das Präsidium sollte auch zwischen den Sitzungen
durch elektronische Kommunikation und auf anderem Wege
aktiv in die Angelegenheiten und in die programmatische
Entwicklung des Verbandes einbezogen werden. Dies ist
der Grund für die Wendung "vom Präsidium
delegiert" in Empfehlung 7.
Die gegenwärtige Regelung zur Wahl eines
Verbandspräsidenten soll durch ein Modell ersetzt
werden, das einen Ersten Vizepräsidenten
(designierter Präsident) und einen
Präsidenten mit jeweils einmaliger
zweijähriger Amtsperiode vorsieht, wobei der Erste
Vizepräsident (designierter Präsident) direkt
von den Mitgliedern gewählt wird.
Kommentar:
Dies bedeutet, daß diejenigen, die in die
Führungsämter des Verbandes gewählt
werden, maximal vier Jahre im Amt blieben, zwei als
Erster Vizepräsident, gefolgt von zwei Jahren als
Präsident, beschränkt auf eine Amtsperiode.
Dieser Zyklus eröffnet den Mitgliedern bessere
Chancen, dem Verband als Präsident zu dienen.
Durch die Flexibilität und die kürzere
Amtsdauer können auch mehr Mitglieder solche
höheren Ämter ins Auge zu fassen, da die
Arbeitsbelastung gleichzeitig kalkulierbar bleibt. Ein
solches Modell fördert auch die Kontinuität
in der programmatischen Entwicklung und in der
Verbandsführung.
Im Falle des Todes oder des Rücktritts des
Präsidenten vom Amt soll der Erste
Vizepräsident unverzüglich Präsident
werden, und zwar für die Restlaufzeit der Amtszeit
des Präsidenten und für die Amtsperiode,
für die er/sie bereits gewählt wurde.
Im Falle des Todes oder des Rücktritts des Ersten
Vize-Präsidenten vom Amt soll das Präsidium
eines seiner Mitglieder für die Restlaufzeit der
Amtsdauer des Ersten Vize-präsidenten wählen.
Die gewählte Person muß die Qualifikation
für das Amt des Vize-präsidenten bei der
nächsten Wahl aufweisen.
Kommentar:
Diese beiden Empfehlungen entsprechen den gängigen
Übergangsregelungen für den Fall, daß
Positionen zu besetzen sind, die durch Tod oder
Rücktritt während der laufenden Amtszeit
vakant geworden sind.
Alle Mitglieder, einschließlich derer, die
bereits früher dem Verband als Präsident oder
Erster Vizepräsident gedient haben, sollen in der
ersten Wahl, die nach der neuen Satzung und
Geschäftsordnung im Einklang mit Empfehlung 3 abgehalten wird, nominiert werden
können. (Mit anderen Worten, derzeitige
Vorstandsmitglieder einschließlich des
amtierenden Präsidenten können bei der Wahl
im Jahr 2001 als Präsident oder Erster
Vizepräsident kandidieren.)
Ein Leitungsausschuß soll eingerichtet werden,
der vom Präsidium delegierte Leitungsvollmachten
erhält, um die Arbeit des Verbandes zwischen den
Präsidiumssitzungen zu überwachen.
Mitglieder im Leitungsausschuß sind der
Präsident, zwei Vizepräsidenten (einer von
ihnen der designierte Präsident, gewählt von
der Ratsversammlung), der Schatzmeister und zwei
weitere Mitglieder des Präsidiums, die alle zwei
Jahre durch seine Mitglieder gewählt werden.
Es soll ein Fachausschuß eingerichtet werden,
eine Untergruppe des Präsidiums, der für die
fachlichen Aktivitäten des Verbandes
zuständig ist. Gewählt werden sollen ein
Vertreter aus jeder IFLA-Abteilung und ein
Vorsitzender, wie derzeit für den Fachrat.
Zusätzliche Mitglieder würden auf der Basis
der Kernaktivitäten der IFLA alle zwei Jahre durch
das Präsidium gewählt.
Kommentar:
Die fachlichen Aktivitäten des Verbandes sind von
zentraler Bedeutung für seine Lebenskraft und
für die Interessen der Mitglieder. Diese
Empfehlung dient der besseren Koordination und
Kommunikation zwischen denjenigen, die für die
programmatischen Leitlinien und die fachlichen
Aktivitäten der IFLA verantwortlich sind. Sie wird
zu besser strukturierten Vereinbarungen und Prozessen
führen, die fachliche Aktivitäten auch in den
Entwicklungsländern angemessen unterstützen.
Die Arbeitsgruppe hat auch festgestellt, daß sich
in den letzten Jahren zwei starke, zweckorientierte
Ausschüsse im Verband gebildet haben: der
Ausschuß für Urheberrecht und andere
juristische Angelegenheiten (CLM) sowie der
Ausschuß für Freiheit des Zugangs zu
Information und Meinungsfreiheit (FAIFE). Auch
hier sollten die neuen Strukturen die Arbeit dieser
Ausschüsse effektiver unterstützen.
Der Verband sollte ein Konzept für die
Kernaktivitäten entwickeln, indem fachliche
Schlüsselfragen neu definiert werden und die
aktuellen Kernprogramme überprüft werden.
Das Präsidium sollte, beraten durch den
Fachausschuß, sicherstellen, daß die
Kernaktivitäten in einem effektiven
Zusammenhang zum Mittelfristigen Programm (MTP) des
Verbandes stehen.
Kommentar:
Vgl. Abschnitt 4 zum Hintergrund der
Haltung der Arbeitsgruppe zu den Empfehlungen 10 und
11.
Die Abteilung 8 soll im Zuge der vorgeschlagenen
Neustrukturierung des Verbandes aufgelöst werden
(vgl. Abschnitt 5).
Der Vorstand sollte diesen Bericht als Grundlage einer
größeren Diskussion auf der IFLA-Konferenz
in Bangkok verwenden, um die Prinzipien zu prüfen,
die den Vorschlägen für eine grundlegende
Reform der Satzung und
Geschäftsordnung des Verbandes zugrunde
liegen. Außerdem soll der Vorstand alle
nötigen Maßnahmen ergreifen, um die
Veränderungen bei der IFLA-Jahreskonferenz im Jahr
2000 in Jerusalem in Kraft treten zu lassen. Folgende
Maßnahmen sind erforderlich:
-
Einführung des Konzepts der elektronischen Wahl,
das bei der Wahl im Jahr 2001 eingesetzt werden soll;
-
Entwurf einer neuen Satzung und
Geschäftsordnung, welcher die in dem
vorliegenden Papier beschriebene
Organisationsstruktur sowie die Struktur der
IFLA-Ausschüsse widerspiegelt;
-
Einführung der neuen Struktur, so daß die
Wahlen für den IFLA-Präsidenten, den Ersten
Vize-Präsidenten und das Präsidium auf der
IFLA-Konferenz im Jahr 2001 durchgeführt werden
können.
6. April 1999
|