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   64th IFLA General Conference
   August 16 - August 21, 1998

 


Code Number: 085-126-G
Division Number: IV.
Professional Group: Cataloguing
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 126.
Simultaneous Interpretation:   No

Öffentlicher Online-Zugriff und Dokumentverwaltung, eine neue Aufgabe für die nationalbibliographischen Normdateien in lokalen Katalogen - Die Erfahrungen der Öffentlichen Bibliothek in Fresnes

Thierry Giappiconi
Bibliothèque municipale de Fresnes, Fresnes,
Frankreich


Zusammenfassung:

Die Stadtbibliothek Fresnes hat sich entschlossen, ihren Katalog auf der Basis der vollständigen und regelmäßig aktualisierten Normdateien der Bibliothèque Nationale de France aufzubauen. Diese Verfahrensweise hat es ihr erlaubt, auf die lokale Erschließung (vor allem die Sacherschließung und die Pflege von Registern) zu verzichten und somit die Kosten für die Erschließung pro Titel (entsprechend ISO 11620) deutlich zu senken.
Die Normdateien verbessern die Online-Dienste wesentlich: Sie schränken die Zahl der unbefriedigenden Recherchen ein, vermeiden irreführende Antworten und bieten zahlreiche Möglichkeiten der OPAC-Anwendung; sie stellen ein großartiges Hilfsinstrument für die Bediensteten in ihrer Vemittlerfunktion dem Benutzer gegenüber dar; sie erleichtern und verbessern die Aufgabe der Verwaltung und der Weiterentwicklung der Bestände.
Das zur Eröffnung im März 1999 vorgesehene Informationssystem ordnet den Normdateien eine bedeutendere Rolle als bisher zu: Über ihre Funktion bei einfachen Kataloganfragen hinaus werden sie im gesamten Netz als Recherchegrundlage dienen. Die Nutzer von CD-ROM und DVD-ROM sowie eine Auswahl von INTERNET-Diensten werden über die Normdateien mittels ID-Nummern mit den gleichen Titeln verbunden wie die Bestände der Bibliothek


Paper

1. Die Einstellung der lokalen Erschließung

Die neue Stadtbibliothek von Fresnes wird im Frühjahr 1999 ihre Pforten öffnen. Der Umbau des Gebäudes bietet Gelegenheit zur gründlichen Reform des Managements, eine Reform, die alle Bereiche der Bibliotheksverwaltung berührt und ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge hat.

Aus diesem Grund hat es die strategische Planung als erstes darauf abgesehen, die lokale Erschließung durch die vollständige und integrierteÜbernahme der nationalbibliographischen Produkte der BNF zu ersetzen. Dieses Ziel wurde in einem ersten Schritt durch die Übernahme sämtlicher Normdateien der BN-OPALE-Datenbank und die Installierung eines kontinuierlichen Aktualisierungsverfahrens umgesetzt. Regelmäßig werden Kontingente von bibliographischen Anfragen an den Informationsservice der BNF gesandt, die auf den Daten beruhen, die von den Erwerbungsmitarbeitern bei der Bestellung der Dokumente erfaßt worden sind. Diese Eingaben beschränken sich gewöhnlich auf den Titel, den ersten Verfasser, eventuell gefolgt von der Nummer des entsprechenden Normdatensatzes, das Erscheinungsjahr, die Schriftenreihe, eventuell gefolgt von der Nummer des entsprechenden Normdatensatzes, der Reihenzählung, den Preis und die ISBN. Die von der BNF auf die Bestellung hin gelieferten Datensätze ersetzen automatisch die Erwerbungsdatensätze. Sie sind über Verknüpfungsnummern mit den Normdateien verknüpft. Die Kontrolle der Zugriffspunkte ist somit automatisch und zuverlässig gesichert.

Diese Lösung erlaubt es, auf die nachträgliche Zuordnung von Normdaten und die Verwaltung von Registereintragungen zu verzichten. Sie reduziert so die Eingabe bibliographischer Daten auf die Elemente, die für die Erwerbung der Dokumente und für die Generierung der Suchschlüssel notwendig sind. Um Informationsverluste oder Verfälschungen der Daten zu vermeiden, werden der Transport, die Wiederauffindung und die Einfügung in die Lokaldaten in ihrem ursprünglichem INTERMARC-Format durchgeführt.

Die Bibliothek wird sich mit der Eröffnung des neuen Gebäudes eines erneuerten Informationssystems bedienen, das es ihr erlaubt, die modernsten Möglichkeiten der Online-Information zu nutzen. In dieser neuen Konfiguration werden die Normdateien eine entscheidende Rolle für die Konsistenz und die Qualität des Informationsangebots der Bibliothek spielen.

2. Die Normdatenressourcen der BNF

Die Normdateien der Datenbank BN-OPALE bieten außerordentlich reiche Informationsressourcen. Für Personen enthalten sie insbesondere die Ansetzung und die Verweisungen, Titel, Lebensdaten, Nationalität, Sprache des Autors und Pseudonymen-Verweisungen. Bei Körperschaften enthalten sie insbesondere die Ansetzung und die Verweisungen, Gründungsdatum, Hinweis zum Typ der Körperschaft (manchmal mit Adresse und Telefonnummer), „Nationalität", Sprache der Veröffentlichungen, Verweisungen auf Nachfolge-Institutionen; für den „titre uniform" (Einheitssachtitel usw.) die Ansetzung und die Verweisungen, Paralleltitel, Hinweise auf den Inhalt, vermutliche Verfasser, Ursprungsland und Sprache des Werkes, Werkzugehörigkeiten (sofern Teil eines größeren Werkes/Zyklus); für die Schlagwörter, die auf der Normdatei RAMEAU basieren, die Ansetzungsform und die Verweisungsformen (eventuell das englische Schlagwort der LCSH mit deren Erfassungsdaten), Verwendungshinweis, hierarchische Verknüpfungen.

Die bibliographische Datei der Schriftenreihen ist Teil der Normdatei der nationalen Reihen und Periodika. Sie umfaßt - über den key title und dessen Abkürzung (abbreviated key title) hinaus - Verweisungen, Inhaltshinweise, Anfangs-/Abschlußdaten der Schriftenreihen, die mittels der Verknüpfungsfelder mit den monographischen Einzelaufnahmen verknüpft sind. Alle Verweisungen sind mit den Normdatennummern (oder, sofern vorhanden, mit anderen bibliographischen Hinweisen) verbunden; dies erlaubt es, sie im System als Hypertext-Verknüpfungen zu verwalten.
Die Dateien gehören zur aktuellen Datenbank BN-OPALE. Die von der BNF angebotenen Informationen umfassen außerdem die Dateien der Datenbank BN-OPALINE, die von der Bibliothek noch nicht übernommen worden sind, besonders der ACL (marques des éditions phonographiques) und der Einheitssachtitel von Musikalien (ATUM). Die Daten beider Dateien sollen im neuen Informationssystem der BNF zusammengespielt werden. Die Bibliothek von Fresnes bereitet sich darauf vor, alle diese Dateien in ihr Informationssystem zu übernehmen.

3. Auswirkung der Normdateien auf Katalogführung und Dienstleistungen

4. Die Funktion der Normdaten im neuen Informationssystem

Ziel des neuen Informationssystems der Stadtbibliothek Fresnes ist es, die Errungenschaften des Vorgängersystems fortzuführen und aus den unterschiedlichen Online-Informationsquellen Vorteile zu ziehen, um ihren Aufgaben der Bildung, der Information und der Kultur besser nachzukommen, so wie es das UNESCO-Manifest empfiehlt. Entsprechend ist der neue OPAC als ein aufgrund der enthaltenen Informationselemente vielgliedriges, aufgrund seines Inhalts kohärentes und aufgrund seiner Qualität hochwertiges Produkt konzipiert.

Das neue Informationssystem der französischen Firmen OPSYS und MEDIADOC bietet in einem INTRANET drei wesentliche Neuerungen:

Zu diesen strukturellen Veränderungen kommen noch formale Verbesserungen (Graphiken, graphische Darstellung der Aufstellungsorte im Freihandbereich). Der wirklich große Vorteil des Systems besteht jedoch darin, daß der Zugriff auf drei Arten von Ressourcen auf den von der BNF gelieferten Normdaten beruht.

Der Nutzer kann, von der Recherche nach einem Sachbegriff, einer Körperschaft oder einem Einheitssachtitel ausgehend, in ein und derselben Anzeige eine Auswahl von frei aufgestellten Dokumenten (er kann ihren Aufstellungsort lokalisieren, sie hören, lesen und ihre digitalisierten Teile konsultieren), von CD-ROMs und (durch Anklicken von Symbolen oder Adressen) INTERNET-Quellen erhalten. Die Recherchemöglichkeiten mit Hilfe der Normdaten erlauben es der Bibliothek, auf diese Weise im Vergleich zu kommerziellen Angeboten und zur direkten Navigation im INTERNET Originalprodukte anzubieten. Das Bibliotheksnetz bietet somit den Vorteil, einander ergänzende Dokumentquellen zusammenzuführen, die über ein allgemeines Retrievalprogarmm gesteuert und erschlossen werden.

Die Recherche kann jedoch nicht nur allein über die Normdaten durchgeführt werden. Eine alternative Suchmethode, die Suche über den Volltext der digitalisierten Teile des Dokuments, wird derzeit untersucht. Indessen, im Hinblick auf das Aufsehen, das diese Recherchemöglichkeit erregt, empfiehlt die Bibliothek ihre Anwendung nur diesen Benutzern, die ihr Thema so weit beherrschen, daß sie die für das Erreichen vernünftiger Rechercheergebnisse geeigneten Verknüpfungen von Suchbegriffen auswählen können. Die Gesamtheit der derart zusammengestellten Dokumente ist innerhalb (mit unterschiedlichen Parametrierungen entsprechend dem Gebrauch von traditionellen oder taktilen Bildschirmen) und außerhalb der Bibliothek (EXTRANET für gewisse institutionelle Nutzer) zugänglich. Der rein bibliographische Teil und der INTERNET-Zugriff sollen über das WEB zur Verfügung stehen.

5. Ergebnis und Perspektiven

Diese Erfahrungen illustrieren, welche Rolle die BNF-Normdateien trotz ihrer einfachen Anwendung für interne Zielsetzungen der Bibliothek spielen. Der Gehalt ihrer Informationen und die Logik ihrer Verknüpfung mit Verweisungen und Hinweisen machen aus ihnen vielmehr ein leistungsfähiges, populäres Hilfsmittel, das in der Lage ist, nach einer einheitlichen Recherchestrategie ein Ergebnis zu präsentieren, das quellenmäßig vielseitig, inhaltlich kohärent und hinsichtlich der Auswahl qualitätvoll ist.

Es bewahrheitet sich so, daß Normdateien zur Leistung und Effizienz von Teilbereichen der Bibliotheken beitragen können. Sie erhalten dadurch sogar eine neue Bedeutung, insbesondere im Bereich der Katalogisierung. Es ist allerdings erlaubt anzunehmen, daß die Verbreitung des SGML-Formats in Zukunft dazu führen könnte, auf mehr oder weniger direktem Wege die Struktur und große Teile (wenn nicht alle) des Dokumenteninhalts zu erfassen. Wenn dadurch vielleicht die Aufgabe der traditionellen bibliographischen Beschreibung ihre Bedeutung verliert, wird doch der kohärente Nachweis des Neuzugangs nicht weniger notwendig bleiben.

Die Einführung der Normdateien ist für die Stadtbibliothek Fresnes eine Konsequenz der strategischen Zielsetzung gewesen. Dadurch sollen zunächst die Qualität der Kataloge verbessert, die Kosten gesenkt und die Zugriffspunkte des Katalogs standardisiert werden. Dadurch soll auch eine höhere Kompetenz der Mitarbeiter in den Bereichen Auskunft, Beratung und Dokumentation für die Benutzer erreicht werden. Wenn diese Ziele erreicht sind, wird ein besonders leistungsfähiges Informationssystem zur Verfügung stehen.

Die Erfahrung zeigt, daß Entscheidungen in bibliographischer wie informationeller Hinsicht nicht isoliert angegangen werden dürfen, sondern in enger Verbindung mit den Zielen, der Strategie, der betrieblichen Validation und der organisatorischen Kontrolle getroffen werden müssen.