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64th IFLA Conference Logo

   64th IFLA General Conference
   August 16 - August 21, 1998

 


Code Number: 084-126-G
Division Number: IV.
Professional Group: Cataloguing
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 126.
Simultaneous Interpretation:   No

Vorteile für Benutzer durch ein neues bibliographisches Modell: Auswertung der IFLA-Studie „Functional Requirements for Bibliographic Records"

Author:
European Library Automation Group (ELAG) Workshop 4
Peter Noerr,
Paula Goossens,
Dan Matei,
Petra Otten,
Susanna Peruginelli,
Maria Witt

Represented by:
Dan Matei,
CIMEC Institute for Cultural Memory,
Bucarest, Romania

and

Peter Noerr,
EduLib, Glen Ellyn,
Illinois, USA


Zusammenfassung:

Die European Library Automation Group hat über viele Jahre bibliographische Modelle untersucht. Bei ihrem letzten Treffen hat die Gruppe das „4 Level Bibliographic Model" begutachtet, das vom IFLA Cataloguing Section Committee on „Functional Requirements for Bibliographic Records" erarbeitet wurde. Der vorliegende Artikel beschreibt zunächst das Modell. Dann wird dargestellt, wie die verschiedenen bibliographischen Objekte dem Nutzer präsentiert werden und welche Vorteile die ELAG in Bezug auf Systemfunktionalität, Vollständigkeit und Richtigkeit der Daten und Suchfunktionalität sieht. Schließlich wird erläutert, wie das Modell noch verbessert werden und innerhalb von bereits existierenden ILS-Systemen laufen könnte. Zum Schluß werden Anregungen für weitere Forschungen gegeben.


Paper

1. Einführung

Der vorliegende Bericht entstammt einem Workshop, den die Autoren während der Konferenz der European Library Automation Group (ELAG) 1998 in der Koninklijke Bibliotheek in Den Haag abgehalten haben. Das Thema war, die bereits seit vielen Jahren laufenden Diskussionen über bibliographische Modelle fortzuführen [1]. Es sollte festgestellt werden, wie man über einen objektorientierten Ansatz zu einem fortschrittlichen bibliographische Modell kommen könnte.

Die in der aktuellen Veröffentlichung des IFLA Committee on „Functional Requirements for Bibliographic Records" genannten Ergebnisse bedeuteten für den Workshop, daß das „4 Level Bibliographic Model" als De-facto-Modell betrachtet werden kann und daß einige der Anforderungen und Methoden von Objektorientierung eingebracht werden sollen. Die unterschiedlichen theoretischen und praktischen Erfahrungen der Mitglieder und deren jahrelanges Interesse am Thema führten dazu, daß die Beispiele, die zur Prüfung des Modells verwendet wurden, sehr vielfältig und komplex waren.

2. Das neue Bibliographische Modell

Das neue Modell geht davon, daß jedes reale Objekt (repräsentiert durch die Beschreibung eines Buches oder eines Kunstobjekts) mit bis zu vier Wesensmerkmalen beschreibbar ist. Mit der Einteilung in Merkmals-Ebenen sollen die Informationen über das Objekt besser und richtiger abgebildet werden. Die vier Ebenen sind: Work (Werk), Expression (Bezeichnung, Ausdruck), Manifestation (Erscheinungsform), Item (Exemplar). Jede Ebene läßt sich von der vorhergehenden ableiten und beinhaltet Merkmale der jeweils vorangegangenen. Es ist am anschaulichsten, wenn man auf der untersten Ebene, der „Exemplar"-Ebene die Betrachtung beginnt.

Zwei Exemplare eines Buches weisen dieselben bibliographischen Merkmale auf und unterscheiden sich nur in den physikalischen Merkmalen (Barcodes, Aufstellung, physischer Zustand ...)

Die Ebenen „Ausdruck, Bezeichnung" und „Erscheinungsform" als nächsthöhere Ebenen formalisieren in einem theoretischen Modell die pragmatischen Entscheidungen, die die Veränderungen durch die MARC Format-Integration gebracht haben. Hier werden Datenelemente, die nur bei einer bestimmten physikalischen Erscheinungsform auftreten, wiederholbar gemacht und zusammen angeordnet.

Die Ebene „Werk" ist in der Abfolge ganz oben angesiedelt und steht für eine Einheit, die als reinen Inhalt die eigentliche intellektuelle Leistung einer Schrift oder eines Objekts , die Idee und deren intellektuelle Umsetzung enthält. Diese ist unabhängig von jeder Art von Verarbeitung oder physikalischem Zustand. Das Modell heißt „bibliographisch", wird aber genauso angewendet für andere Objekte wie beispielsweise Normdaten.

3. Die Vorteile des Modells

Der größte Vorteil des „4-Level-Bibliographic-Model" ist die große Transparenz, mit der bibliographische Informationen und Daten dargestellt werden können. Das ist der wichtigste Grund überhaupt, warum ein solches Modell erarbeitet wurde (und warum die Arbeit des ELAG-Workshops fortgeführt wird). Bei strenger Anwendung erlaubt das Modell, Informationen so auf der korrekten Abstraktionsebene unterzubringen, daß sie mit den nachfolgenden Ebenen im richtigen Zusammenhang stehen. Auf diese Weise ist ein Barcode nur auf der Exemplarebene interessant, während ein Einheitssachtitel sich auf alle Ebenen der Werkbeschreibung bezieht. Deshalb können die Daten (z.B. der Einheitssachtitel) an genau eine Stelle plaziert werden.

Dieses sauberere Modell ist leichter zu pflegen, ist flexibler in der Darstellung, kann besser recherchiert werden und kann akkurater mit Rule Based Processes verarbeitet werden.

Die Ergebnisse der Analysen von digitalen Ressourcen haben gezeigt, daß das Modell auch dafür gut anwendbar ist - heutzutage ein wichtiger Aspekt, wo doch die Integration von digitalen Ressourcen mit traditionellem Material sehr wichtig ist.

4. Vorteile und Möglichkeiten für Benutzer

Innerhalb der Gruppe „Benutzer" gibt es zwei Typen, die zu unterscheiden sind: die Endnutzer und das bibliothekarische Personal. Da die Vorteile für den jeweiligen Nutzertyp unterschiedlich sind, sollen sie getrennt betrachtet werden.

5. Entwicklungsmöglichkeiten und Ausblick in die Zukunft

Die Arbeit, die nötig ist, damit die Vorteile des „4-Level-Bibliographic-Model" umgesetzt werden können, bezieht Bereiche mit ein, die so unterschiedlich sind wie die Katalogisierungsregeln selbst - einschließlich der Standardisierung von Indexgenerierungen. Dazu gehören Untersuchungen zur Erweiterungsfähigkeit, zur Vollständigkeit und zu den Grenzen des Modells, sowie zur Definition des Datenformats.

Aus den Untersuchungen der Gruppe [ELAG] ergab sich, daß der theoretische Rahmen des neuen bibliographischen Modells noch verbessert und erweitert werden muß, damit es in die aktuelle Situation der Bibliotheksautomation hineinpaßt. Entweder bereits existierende oder noch in der Planung befindliche Systeme, die versuchen, bibliographische Modelle versuchen umzusetzen, sind selten. Das spiegelt wider, daß das MARC-Format trotz der bekannten Unzulänglichkeiten überwältigend oft als Grundlage für Datenbankmodelle verwendet wird. Die meisten aktuell laufenden Systeme sind nur „Single-record based", obwohl die als Datenbank-Managementsysteme eingesetzt werden.

Von den wenigen Systemen, die ein anderes bibliographisches Modell probiert haben, weisen viele große Ähnlichkeiten mit dem „4-Level-Bibliographic-Model" auf. Isoliert betrachtet beweisen diese Beispiele, daß das Modell praktikabel ist und sogar schon einige seiner Vorteile zum Ausdruck bringt.

Um das „4-Level-Bibliographic-Model" zu verwenden, müßten bei der Mehrheit der existierenden Systeme Veränderungen am Datenbank-Interface vorgenommen werden. Eines der Projekte, das die Autoren vorschlagen, ist eine Untersuchung darüber, wieviel an minimalem bzw. maximalem Aufwand betrieben werden müßte, um genau diese Änderungen durchzuführen und damit zumindest die minimalen Ziele zu erreichen.

Die genaue Definition der Datenelemente in Bezug auf das Modell und der Fragenkomplex, der sich aus der „Übersetzung" zwischen den Systemen ergibt, wird Gegenstand einer neuerlichen Studie sein. Die Ergebnisse dieses Workshops werden weiterhin von den Teilnehmern und anderen interessierten Mitgliedern von ELAG über ein Listserv und eine Web-Site beraten und diskutiert. Wer daran Interesse hat, sei ermuntert, sich einzuschreiben und teilzunehmen. Die Workshop-Teilnehmer haben zudem Wissenschaftler und Projekte gesucht, die das Modell testen wollen. Es wird ein Verzeichnis der Produkte, Personen und Ressourcen zusammengestellt, das bei der koordinierten Weiterentwicklung des Modells helfen soll.

Weitere Informationen sind zu finden unter http://www.edulib.com/library/bibliographic/ oder per Email unter information@edulib.com

Literaturhinweise

  1. Hierarchical Relationships in Bibliographic Descriptions : INTERMARC Software-Subgroup Seminar 4 : Library Systems Seminar Essen 25 March - 27 March 1981 / Mit Belträgen von E. Bonnes, B. Delbrück, P. Goossens, O. Husby, B. Jedwabski, M. Lodder, H. Meulengracht-Madsen, P. Noerr, A. Regent, J. Vanautgaerden ; Hersaugegeben von Ahmed H. Helal, Joachim W. Weiss. - Essen : Gesamthochschulbibliothek Essen, 1981

  2. Functional Requirements for Bibliographic Records / IFLA Study Group on the Functional Requirements for Bibliographic Records. - K.G. Saur, 1998